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Deutsch Italienisch Interpretation:

Zehnter Gesang:
Zusammenfassung und Deutung

DAS PARADIES: X Gesang PARADISO: X CANTO
Die namenlose Urkraft, die in Liebe
Zum Sohne schaut, die beide Liebe hauchen
In Ewigkeit – sie schuf das Weltgetriebe,
Guardando nel suo Figlio con l'Amore
che l'uno e l'altro etternalmente spira,
lo primo e ineffabile Valore
Wie es vor Blick und Geist pflegt aufzutauchen,
So ordnungsreich, dass dank- und lusterhoben
Sich fühlt, wer nur sein Auge will gebrauchen.
quanto per mente e per loco si gira
con tant' ordine fé, ch'esser non puote
sanza gustar di lui chi ciò rimira.
Erhebe, Leser, denn den Blick nach droben
Zur heilgen Wölbung, wo du mittenhin
Durch einen Punkt zwei Kreise siehst geschoben.
Leva dunque, lettore, a l'alte rote
meco la vista, dritto a quella parte
dove l'un moto e l'altro si percuote;
Dort schwelge an des Meisters Kunst dein Sinn,
Der selbst sie liebt, dass er zu ihrem Preise
Sein Antlitz lächelnd spiegeln lässt darin.
e lì comincia a vagheggiar ne l'arte
di quel maestro che dentro a sé l'ama,
tanto che mai da lei l'occhio non parte.
Sieh! wie von diesem Punkt sich, schräg im Gleise
Ein Kreis abzweigt, der die Planeten trägt
Und wirksam dient der Welt nach seiner Weise.
Vedi come da indi si dirama
l'oblico cerchio che i pianeti porta,
per sodisfare al mondo che li chiama.
Wär den Gestirnen nicht die Bahn geschrägt,
So wäre viele Himmelskraft verschwendet
Und tot, was eure Welt an Keimen prägt.
Che se la strada lor non fosse torta,
molta virtù nel ciel sarebbe in vano,
e quasi ogne potenza qua giù morta;
Wär minder oder mehr sie abgewendet
Vom graden Weg, nicht hieße Himmelsgang
Noch Erdenlauf des Weltenplans vollendet .
e se dal dritto più o men lontano
fosse 'l partire, assai sarebbe manco
e giù e sù de l'ordine mondano.
Jetzt bleibe. Leser, still auf deiner Bank,
Und was nur Vorkost war, mit Fleiß betrachte,
Und Lust gewinnst du, eh die Kraft dir sank.
Or ti riman, lettor, sovra 'l tuo banco,
dietro pensando a ciò che si preliba,
s'esser vuoi lieto assai prima che stanco.
Ich trug dir auf, iss selbst nun das Gebrachte!
Denn all mein Sorgen dreht sich j e t z t und n u r
Um jenen Stoff, der mich zum Schreiber machte. –
Messo t'ho innanzi: omai per te ti ciba;
ché a sé torce tutta la mia cura
quella materia ond' io son fatto scriba.
Der Dienerinnen größte der Natur,
Die Himmelskraft aufprägt dem Erdenrunde
Und deren Licht uns dient als Zeitenuhr,
Lo ministro maggior de la natura,
che del valor del ciel lo mondo imprenta
e col suo lume il tempo ne misura,
Bewegte mit erwähntem Punkt im Bunde
Sich rastlos-drehend im Spiralenzug,
Drin früher sie erscheint zu jeder Stunde.
con quella parte che sù si rammenta
congiunto, si girava per le spire
in che più tosto ognora s'appresenta;
I c h w a r i n i h r ! und spürte nichts vom Flug
Nach oben: - kann man den Gedanken spüren,
Eh er sich dem Bewusstsein übertrug?
e io era con lui; ma del salire
non m'accors' io, se non com' uom s'accorge,
anzi 'l primo pensier, del suo venire.
So kann vom Guten Beatrice führen
Zum Bessern hin wie mit Gedankenschnelle,
Dass sich kein Zeiger mag inzwischen rühren.
È Bëatrice quella che sì scorge
di bene in meglio, sì subitamente
che l'atto suo per tempo non si sporge.
Was war’ s, was leuchtete mit solcher Helle
Durch’ s eigne Licht und nicht durch Farbenprangen,
Als ich betrat der Sonne Feuerschwelle?
Quant' esser convenia da sé lucente
quel ch'era dentro al sol dov' io entra'mi,
non per color, ma per lume parvente!
Nicht Kunst, Geist, Übung könnte so verfangen,
Dass hier greifbare Schilderung gelänge;
Nur glauben kann man’ s und zu schaun verlangen.
Perch' io lo 'ngegno e l'arte e l'uso chiami,
sì nol direi che mai s'imaginasse;
ma creder puossi e di veder si brami.
Umsonst, dass Fantasie so hoch sich schwänge,
Da ihrem Flügel keine Tragkraft eigen:
Wo ist ein Auge, das die Sonne zwänge?
E se le fantasie nostre son basse
a tanta altezza, non è maraviglia;
ché sopra 'l sol non fu occhio ch'andasse.
So war ich denn im vierten Dienerreigen
Des hohen Vaters, der ihn sättigt droben,
Um Lebenshauch und Werdelust zu zeigen.
Tal era quivi la quarta famiglia
de l'alto Padre, che sempre la sazia,
mostrando come spira e come figlia.
Die Herrin sprach: „Nun heißt es danken, loben,
Dass dich der Engel Sonne voller Güte
Zu dieser sichtbarn Sonne aufgehoben.“
E Bëatrice cominciò: «Ringrazia,
ringrazia il Sol de li angeli, ch'a questo
sensibil t'ha levato per sua grazia».
Wenn jemals Andachtsbrunst ein Herz durchglühte,
Das sich dem Herrn, mit tiefster Dankbarkeit
Zu allen Fasern, hinzugeben mühte,
Cor di mortal non fu mai sì digesto
a divozione e a rendersi a Dio
con tutto 'l suo gradir cotanto presto,
So war dazu das meine vollbereit,
Das jetzt in Liebe heiß zu Gott entbrannte,
(Selbst Bice kam mir in Vergessenheit).
come a quelle parole mi fec' io;
e sì tutto 'l mio amore in lui si mise,
che Bëatrice eclissò ne l'oblio.
Doch ihr missfiel es nicht: ihr Auge sandte
Ein Lächeln mir, so dass mein Geist sich nicht
In sich verlor, nein: auf die Umwelt wandte.
Non le dispiacque; ma sì se ne rise,
che lo splendor de li occhi suoi ridenti
mia mente unita in più cose divise.
Und siehe: aus lebendgen Flammen flicht
Um uns ein Kranz sich leuchtender Gestalten,
Süßer von Sang, als glänzend dem Gesicht,
Io vidi più folgór vivi e vincenti
far di noi centro e di sé far corona,
più dolci in voce che in vista lucenti:
Wie um Latonas Tochter sich entfalten
Zum Kranz die feuchten Dünste dann und wann,
Solang die Fäden diesen Gürtel halten.
così cinger la figlia di Latona
vedem talvolta, quando l'aere è pregno,
sì che ritenga il fil che fa la zona.
So kostbare Kleinodien findet man
Im Hof des Himmels, draus ich wiederkehre,
Dass man dem Reich sie nicht entwenden kann.
Ne la corte del cielo, ond' io rivegno,
si trovan molte gioie care e belle
tanto che non si posson trar del regno;
So scholl der Sang auch, der unsagbar-hehre;
Wer eignen Flügels nicht hinauf sich schwang,
Der harre eines Stummen, der ihn lehre!
e 'l canto di quei lumi era di quelle;
chi non s'impenna sì che là sù voli,
dal muto aspetti quindi le novelle.
Nachdem die Glutensonnen mit Gesang
Dreimal um uns gekreist wie Nebensterne,
Die um den Pol sich drehn aus innerm Zwang,
Poi, sì cantando, quelli ardenti soli
si fuor girati intorno a noi tre volte,
come stelle vicine a' fermi poli,
Hielten sie still gleich Frauen, die nicht ferne
Vom Tanze lauschend stehen, dass ihr Ohr
Den neuen Klang zum nächsten Tanz erst lerne.
donne mi parver, non da ballo sciolte,
ma che s'arrestin tacite, ascoltando
fin che le nove note hanno ricolte.
Und aus der einen Sonne klang’ s hervor:
„Wenn sich der Gnadenstrahl in dich ergossen
D e r L i e b e , die durch Liebe wächst empor,
E dentro a l'un senti' cominciar: «Quando
lo raggio de la grazia, onde s'accende
verace amore e che poi cresce amando,
Und sich im Glanz vervielfacht dir erschlossen,
Dass jene Leiter erst dein Fuß gewänne,
Wo Abstieg neu zum Aufstieg lockt der Sprossen,
multiplicato in te tanto resplende,
che ti conduce su per quella scala
u' sanza risalir nessun discende;
Wer dann dich nicht zu laben gleich begänne
Mit seinem Wein: unfrei wär der zu nennen,
Unfrei wie Wasser, das ins Meer nicht ränne.
qual ti negasse il vin de la sua fiala
per la tua sete, in libertà non fora
se non com' acqua ch'al mar non si cala.
Du möchtest gern des Kranzes Blumen kennen,
Die s i e bestaunen, die dich von der Erde
Aufhob und für die Sternwelt ließ entbrennen?
Tu vuo' saper di quai piante s'infiora
questa ghirlanda che 'ntorno vagheggia
la bella donna ch'al ciel t'avvalora.
Ich war der Lämmer eins, die in der Herde,
Mit Sankt Dominikus zur Weide ziehn,
Wo fett wird, wem kein Tand mehr macht Beschwerde.
Io fui de li agni de la santa greggia
che Domenico mena per cammino
u' ben s'impingua se non si vaneggia.
Der mir zum rechten Nachbar hier verliehn,
Mein Freund und Meister, ist von Köln der weise
Albertus – ich bin Thomas von Aquin.
Questi che m'è a destra più vicino,
frate e maestro fummi, ed esso Alberto
è di Cologna, e io Thomas d'Aquino.
Drängt dich’ s auch nach der andern Ruhm und Preise,
So folge mit dem Auge meinen Worten,
Dass prüfend es den heilgen Kranz durchkreise.
Se sì di tutti li altri esser vuo' certo,
di retro al mio parlar ten vien col viso
girando su per lo beato serto.
Des Gratians Lächeln nährt die Flammen dorten,
Der s o sich weihte doppeltem Gerichte,
Dass ihm der Himmel auftat seine Pforten.
Quell' altro fiammeggiare esce del riso
di Grazïan, che l'uno e l'altro foro
aiutò sì che piace in paradiso.
Zunächst ihm schmückt den Chor mit hellem Lichte
Der, dem es gleich der Witwe wurde leicht,
Dass er für Gott auf seinen Schatz verzichte.
L'altro ch'appresso addorna il nostro coro,
quel Pietro fu che con la poverella
offerse a Santa Chiesa suo tesoro.
Das fünfte Licht, dem keins an Schönheit gleicht,
Haucht solche Liebe, dass man eifrig Kunde
Von ihm begehrt, so weit die Erde reicht;
La quinta luce, ch'è tra noi più bella,
spira di tale amor, che tutto 'l mondo
là giù ne gola di saper novella:
Es birgt den hohen Geist, aus dessen Munde
Die tiefste Weisheit quoll: ihm gleicht kein zweiter –
Wenn Wahrheit wahr ist – auf dem Erdenrunde.
entro v'è l'alta mente u' sì profondo
saver fu messo, che, se 'l vero è vero,
a veder tanto non surse il secondo.
Und jener Kerzenglanz, der sein Begleiter,
Hat Art und Amt der Engel tief durchdacht –
Im Fleische schon ein göttlich Eingeweihter.
Appresso vedi il lume di quel cero
che giù in carne più a dentro vide
l'angelica natura e 'l ministero.
Im nächsten kleinern Strahlenschimmer lacht
Der Anwalt, der für Christenruhm geschrieben,
Was Augustin zunutze sich gemacht.
Ne l'altra piccioletta luce ride
quello avvocato de' tempi cristiani
del cui latino Augustin si provide.
Ist nun von Licht zu Licht im Schritt geblieben
Dein geistger Blick mit meinem Lobeswort,
So fühlst du dich zum achten längst getrieben.
Or se tu l'occhio de la mente trani
di luce in luce dietro a le mie lode,
già de l'ottava con sete rimani.
Im Anschaun alles Guten freut sich dort
Die heilge Seele, die dem Trug hienieden
Für Wahrheitsfreunde riss die Maske fort.
Per vedere ogne ben dentro vi gode
l'anima santa che 'l mondo fallace
fa manifesto a chi di lei ben ode.
Der Leib, von dem sie mit Gewalt geschieden,
Ruht in Cield’or – sie selbst ging aus Tortur
Und Kerkerhaft hier ein zum Gottesfrieden.
Lo corpo ond' ella fu cacciata giace
giuso in Cieldauro; ed essa da martiro
e da essilio venne a questa pace.
Dort: Isidors und Bedas Flammenspur,
Dort: Richards, des Betrachters, der aus hehren
Mysterien mehr als je ein Mensch erfuhr.
Vedi oltre fiammeggiar l'ardente spiro
d'Isidoro, di Beda e di Riccardo,
che a considerar fu più che viro.
Von dem zu mir nun deine Augen kehren,
Ist jener Denker, der’ s dem Tod verargte,
Dass er so säumig war, sein zu begehren;
Questi onde a me ritorna il tuo riguardo,
è 'l lume d'uno spirto che 'n pensieri
gravi a morir li parve venir tardo:
Sigerius ist’ s, das ewge Licht: er kargte
Mit Schlüssen nicht, scharfsinnig vorzubringen
Missliebge Wahrheit auf dem Garbenmarkte.“
essa è la luce etterna di Sigieri,
che, leggendo nel Vico de li Strami,
silogizzò invidïosi veri».
Und wie man morgens hört die Uhr erklingen –
Wenn sich die Himmelsbraut pflegt zu erheben,
Dem Bräutgam Liebesmorgengruß zu singen –
Indi, come orologio che ne chiami
ne l'ora che la sposa di Dio surge
a mattinar lo sposo perché l'ami,
Wie Rad und Zahn dem Triebwerk Anstoß geben,
Bis ein Tingting ertönt mit süßem Klang,
Dass Liebesschauer fromm das Herz durchbeben:
che l'una parte e l'altra tira e urge,
tin tin sonando con sì dolce nota,
che 'l ben disposto spirto d'amor turge;
So sah ich, wie der Strahlenkreis sich schwang,
Und hörte süßharmonisch sich verbinden
Die Stimmen, dass vernehmbar solch Gesang
così vid' ïo la gloriosa rota
muoversi e render voce a voce in tempra
e in dolcezza ch'esser non pò nota
Nur dort, wo nie die Himmelswonnen schwinden. se non colà dove gioir s'insempra.
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