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Deutsch | Italienisch | Interpretation: |
Dritter
Gesang: |
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DAS PARADIES: III Gesang | PARADISO: III CANTO | |
Die Sonne, die mir einst die Brust erfüllte Mit Liebe, lehrend so und widerlegend, Der Wahrheit süßes Antlitz mir enthüllte. |
Quel sol che pria d'amor mi scaldò 'l petto, di bella verità m'avea scoverto, provando e riprovando, il dolce aspetto; |
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Und ich, bekehrt und nicht mehr Zweifel hegend, Ich hatte mich zur Beichte schon ermannt, Die Stirn soweit sich’ s ziemt emporbewegend, |
e io, per confessar corretto e certo me stesso, tanto quanto si convenne leva' il capo a proferer più erto; |
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Als ein Gesicht erschien, das mir gebannt Die Augen hielt, genau es zu erfassen, Dass mein Bekenntnis aus dem Sinn mir schwand. |
ma visïone apparve che ritenne a sé me tanto stretto, per vedersi, che di mia confession non mi sovvenne. |
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Wie uns in Gläsern, in durchsichtig-blassen, In klaren Bächen, die so glatt und seicht, Dass sie den flachen Grund erkennen lassen, |
Quali per vetri trasparenti e tersi, o ver per acque nitide e tranquille, non sì profonde che i fondi sien persi, |
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Das Antlitz widerstrahlt, nur so gebleicht, Dass man auf weißer Stirn die stumpfe Helle Der Perle wohl erkennt nicht minderleicht -: |
tornan d'i nostri visi le postille debili sì, che perla in bianca fronte non vien men forte a le nostre pupille; |
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So sah ich wortbereit an dieser Stelle Manch Antlitz, das den Gegenwahn mir weckte Entflammter Liebe zwischen Mensch und Quelle. |
tali vid' io più facce a parlar pronte; per ch'io dentro a l'error contrario corsi a quel ch'accese amor tra l'omo e 'l fonte. |
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Ich wandte mich, sobald ich sie entdeckte, Zurück, da sie mir Spiegelbilder schienen, Und wollte sehn, wo denn ihr Urbild steckte, |
Sùbito sì com' io di lor m'accorsi, quelle stimando specchiati sembianti, per veder di cui fosser, li occhi torsi; |
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Doch sah ich nichts und blickte zu den Mienen Und heilgen Augen meiner Führerin, Und sah ein holdes Lächeln glühn in ihnen. |
e nulla vidi, e ritorsili avanti dritti nel lume de la dolce guida, che, sorridendo, ardea ne li occhi santi. |
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„Ich lächle über deinen Knabensinn,“ Sprach sie zu mir, „welch kindlicher Gedanke! Nur taumelnd geht dein Fuß auf Wahrheit hin, |
«Non ti maravigliar perch' io sorrida», mi disse, «appresso il tuo püeril coto, poi sopra 'l vero ancor lo piè non fida, |
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Auf dass er nach wie vor ins Leere wanke! – Wahrhafte Wesen sind’ s! Ihr Schwur bewährte Die Probe nicht, drum bannt sie diese Schranke. |
ma te rivolve, come suole, a vòto: vere sustanze son ciò che tu vedi, qui rilegate per manco di voto. |
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Doch frage sie und glaube das Erklärte! Das Licht, das sie beseelt, wird nie gestatten, Dass sie abirren von der Wahrheit Fährte.“ |
Però parla con esse e odi e credi; ché la verace luce che le appaga da sé non lascia lor torcer li piedi». |
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Ich sprach den, der am meisten von den Schatten Des Worts begierig mir erschien, rasch an, Da mich auch schon geritzt die Dornen hatten. |
E io a l'ombra che parea più vaga di ragionar, drizza'mi, e cominciai, quasi com' uom cui troppa voglia smaga: |
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„Seligerschaffne Seele, die fortan Bestrahlt des ewgen Lebens Lustentzücken, Das nur, wer es genoss, ermessen kann, |
«O ben creato spirito, che a' rai di vita etterna la dolcezza senti che, non gustata, non s'intende mai, |
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Beliebe dir’ s, mich huldreich zu beglücken Mit deinem Namen und Geschick – o sprich.“ Ein Lächeln sah ich ihre Augen schmücken; |
grazïoso mi fia se mi contenti del nome tuo e de la vostra sorte». Ond' ella, pronta e con occhi ridenti: |
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Sie sprach: „Gerechtem Wunsch entriegelt sich Gern unsre Liebe, die gleich der gesonnen, Darin als Vorbild unsre spiegelt sich. |
«La nostra carità non serra porte a giusta voglia, se non come quella che vuol simile a sé tutta sua corte. |
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Dort unten war ich eine von den Nonnen, Und prüfst du mich genau, so wird dein Sinn – Hält mich auch Glanz verschönend hier umsponnen – |
I' fui nel mondo vergine sorella; e se la mente tua ben sé riguarda, non mi ti celerà l'esser più bella, |
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Erinnern sich, dass ich Piccarda bin, Die selig hier verweilt mit andern Frommen Als dieses trägsten Sternes Bürgerin. |
ma riconoscerai ch'i' son Piccarda, che, posta qui con questi altri beati, beata sono in la spera più tarda. |
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Nur in des Heilgen Geistes Luft entglommen Sind unsre Herzen, weil er gnädig jetzt In seine Harmonie uns aufgenommen. |
Li nostri affetti, che solo infiammati son nel piacer de lo Spirito Santo, letizian del suo ordine formati. |
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Dies Los, von dir wohl niedrig angesetzt, Ward uns beschieden, weil von uns auf Erden Nachlässig ein Gelübde ward verletzt.“ |
E questa sorte che par giù cotanto, però n'è data, perché fuor negletti li nostri voti, e vòti in alcun canto». |
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Drauf ich: „Euch scheint in Antlitz und Gebärden, Ich weiß nicht wie, was Göttliches zu brennen, Das lässt euch gegen einst verwandelt werden, |
Ond' io a lei: «Ne' mirabili aspetti vostri risplende non so che divino che vi trasmuta da' primi concetti: |
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So dass es mir erschwerte das Erkennen, Bevor dein Wort zu Hilfe mir gekommen; Jetzt muss ich wohlbekannt dein Bildnis nennen. |
però non fui a rimembrar festino; ma or m'aiuta ciò che tu mi dici, sì che raffigurar m'è più latino. |
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Doch nun ihr seid zur Freude aufgenommen, O sag: Sehnt ihr euch nicht nach höherm Ort, Dort mehr zu wissen unter andern Frommen?“ |
Ma dimmi: voi che siete qui felici, disiderate voi più alto loco per più vedere e per più farvi amici?». |
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Erst lächelte sie samt den Geistern dort Und fuhr dann freudig – als ob sie durchglühte Die Ursprungsliebe – mich zu lehren fort: |
Con quelle altr' ombre pria sorrise un poco; da indi mi rispuose tanto lieta, ch'arder parea d'amor nel primo foco: |
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„Hier, Bruder, gibt der Liebe Kraft und Güte Mit eigenem Besitz Zufriedenheit – Und nach nichts anderm dürstet das Gemüte. |
«Frate, la nostra volontà quïeta virtù di carità, che fa volerne sol quel ch'avemo, e d'altro non ci asseta. |
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Wenn wir ersehnten größre Herrlichkeit, So würde unser Wunsch zuwidergehen Dem Willen des, der uns hier eingereiht, |
Se disïassimo esser più superne, foran discordi li nostri disiri dal voler di colui che qui ne cerne; |
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Was nicht in diesen Welten kann geschehen, Wenn L i e b e hier das Band ist des Vereins, Und du ihr Wesen prüfst, sie zu verstehen. |
che vedrai non capere in questi giri, s'essere in carità è qui necesse, e se la sua natura ben rimiri. |
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Denn das gehört zur Form des Seligseins: In Gottes Willen halten sich und fügen, Dass unser Wille schmilzt mit ihm in eins! |
Anzi è formale ad esto beato esse tenersi dentro a la divina voglia, per ch'una fansi nostre voglie stesse; |
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Drum lässt man hier sich seines Rangs genügen, Der jeden andern auch erfreut wie Ihn, Der uns mit seinem Wunsch weiß zu vergnügen. |
sì che, come noi sem di soglia in soglia per questo regno, a tutto il regno piace com' a lo re che 'n suo voler ne 'nvoglia. |
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Sein Wille ward zum Frieden uns verliehn, Er ist das Meer, zu dem in mächtgem Schwall Naturprodukt und Gotterschaffne ziehn.“ |
E 'n la sua volontade è nostra pace: ell' è quel mare al qual tutto si move ciò ch'ella crïa o che natura face». |
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Da ward mir klar: im Himmel überall Ist Paradies, strömt auch der Gnadenregen Auf alle nicht in gleichem Tropfenfall. |
Chiaro mi fu allor come ogne dove in cielo è paradiso, etsi la grazia del sommo ben d'un modo non vi piove. |
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Wie wir uns oft nach e i n e r Speise pflegen, Die uns gesättigt, andrer zuzuwenden, Dankend zugleich und bittend beiderwegen, |
Ma sì com' elli avvien, s'un cibo sazia e d'un altro rimane ancor la gola, che quel si chere e di quel si ringrazia, |
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So ließ ich merken, als ich sie sah enden, Dass ich gern mehr gesehn von den Geweben, Die sie nicht ihre Spule ließ vollenden. |
così fec' io con atto e con parola, per apprender da lei qual fu la tela onde non trasse infino a co la spuola. |
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„Es hob Verdienst und hochvollkommnes Leben Ein Weib zum Himmel, deren Norm und Lehren In eurer Welt noch Kleid und Schleier geben, |
«Perfetta vita e alto merto inciela donna più sù», mi disse, «a la cui norma nel vostro mondo giù si veste e vela, |
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Um Tag und Nacht dem Bräutgam sich, dem hehren, Zu weihn, dem ein Gelübde stets gefällt, Ist’ s gottgefällig und zu seinen Ehren. |
perché fino al morir si vegghi e dorma con quello sposo ch'ogne voto accetta che caritate a suo piacer conforma. |
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Früh war der Welt Getriebe mir vergällt, Jung trat ich in den Orden im Bestreben, Zu wandeln, wie es sein Gesetz enthält. |
Dal mondo, per seguirla, giovinetta fuggi'mi, e nel suo abito mi chiusi e promisi la via de la sua setta. |
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Da rissen Männer, Bösem mehr ergeben Als Gutem, mich aus meiner stillen Zelle – Gott weiß: wie dann gestaltet sich mein Leben! |
Uomini poi, a mal più ch'a bene usi, fuor mi rapiron de la dolce chiostra: Iddio si sa qual poi mia vita fusi. |
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Die hier zu meiner Rechten glänzt in Helle, Die Lichtgestalt, in der so hell entbronnen Der ganzen Sphäre reinste Strahlenquelle, |
E quest' altro splendor che ti si mostra da la mia destra parte e che s'accende di tutto il lume de la spera nostra, |
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Ihr ward wie mir das gleiche angesonnen: Auch sie war Schwester, auch von ihrem Haupt Riss man den heilgen Schleierschmuck der Nonnen. |
ciò ch'io dico di me, di sé intende; sorella fu, e così le fu tolta di capo l'ombra de le sacre bende. |
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Dem Herzen aber ward er nicht geraubt, Trotzdem man – gegen Recht und Pflicht geschah’ s Zur Welt verhasste Rückkehr ihr – erlaubt! |
Ma poi che pur al mondo fu rivolta contra suo grado e contra buona usanza, non fu dal vel del cor già mai disciolta. |
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Das ist der Himmelsglanz Konstanzias, Der großen! die vom Schwabenwind, dem zweiten, Des dritten und des mächtigsten genas.“ |
Quest' è la luce de la gran Costanza che del secondo vento di Soave generò 'l terzo e l'ultima possanza». |
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So sprach Piccardia, sang im Weiterschreiten Ave Maria und entschwand mir singend, Wie Steine schnell zum Grund des Wassers gleiten. |
Così parlommi, e poi cominciò 'Ave, Maria' cantando, e cantando vanio come per acqua cupa cosa grave. |
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Mein Auge folgte ihr, den Glanz durchdringend, Soweit es ging, bis sie mir schwand im Flug, Drauf mich, zum höhern Sehnsuchtsziel sich schwingend, |
La vista mia, che tanto lei seguio quanto possibil fu, poi che la perse, volsesi al segno di maggior disio, |
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Zu Beatricen trieb des Herzens Zug; Doch blitzte sie so hell mir in die Augen, Dass ich zuerst den Anblick nicht ertrug – |
e a Beatrice tutta si converse; ma quella folgorò nel mïo sguardo sì che da prima il viso non sofferse; |
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Da mochte nicht die Zeit zum Fragen taugen. | e ciò mi fece a dimandar più tardo. | |
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