[an error occurred while processing this directive]
Deutsch Italienisch Interpretation:
   Achter Gesang:
   Zusammenfassung und Deutung

DER LÄUTERUNGSBERG: VIII Gesang PURGATORIO: VIII CANTO
Die Stunde war’s, wo voll von Heimwehtrieben
Des Schiffers weiches Herz in Sehnsucht schwimmt,
Am Tag, da weinend er verließ die Lieben,
Era già l'ora che volge il disio
ai navicanti e 'ntenerisce il core
lo dì c'han detto ai dolci amici addio;
Und die auch weich den Pilgerneuling stimmt,
Wenn er vom fernen Abendglockenklange
Den Tag betrauert hört, der sanft verglimmt -:
e che lo novo peregrin d'amore
punge, se ode squilla di lontano
che paia il giorno pianger che si more;
Da sah ich, nicht mehr lauschend dem Gesange,
Wie eine von den Seelen sich erhoben
Und Winke gab, dass sie Gehör verlange.
quand' io incominciai a render vano
l'udire e a mirare una de l'alme
surta, che l'ascoltar chiedea con mano.
Die Hände hielt gefaltet sie nach oben,
Ostwärts den Blick gerichtet, als bekunde
Sie so dem Schöpfer: dich nur will ich loben!
Ella giunse e levò ambo le palme,
ficcando li occhi verso l'orïente,
come dicesse a Dio: 'D'altro non calme'.
Telucisante scholl’ s von ihrem Munde
So süß und mit so andachtsvollem Preise,
Dass ich darob mich selbst vergaß zur Stunde.
'Te lucis ante' sì devotamente
le uscìo di bocca e con sì dolci note,
che fece me a me uscir di mente;
Da fielen auch die andern in die Weise
Der Hymne ein, zu Ende sie zu bringen,
Den Blick emporgewandt zum Sternenkreise.
e l'altre poi dolcemente e devote
seguitar lei per tutto l'inno intero,
avendo li occhi a le superne rote.
Willst du die Wahrheit, Leser, jetzt erringen,
Schärf deinen Blick! so zart spinnt sich der Schleier,
Dass du die leichte Hülle kannst durchdringen! –
Aguzza qui, lettor, ben li occhi al vero,
ché 'l velo è ora ben tanto sottile,
certo che 'l trapassar dentro è leggero.
Noch immer sah, nach dieser Andachtsfeier,
Die edle Schar empor, in Demut schweigend,
Blass und erwartungsbang – und sieh! Aus freier
Io vidi quello essercito gentile
tacito poscia riguardare in sùe,
quasi aspettando, palido e umìle;
Sternklarer Höhe schwebten niedersteigend
Zwei Engel, deren Schwerter Flammen schossen,
Doch stumpf nur waren, keine Spitze zeigend.
e vidi uscir de l'alto e scender giùe
due angeli con due spade affocate,
tronche e private de le punte sue.
Grün wie des Lenzes erste zarte Sprossen
Kam ihr Gewand, bewegt von grünen Schwingen,
Im Hauch der Lüfte flatternd nachgeflossen.
Verdi come fogliette pur mo nate
erano in veste, che da verdi penne
percosse traean dietro e ventilate.
Dicht über uns sie sanft herniedergingen,
Auf jedem Rand des Tals blieb einer stehen,
Dass sie die Seelen zwischen sich empfingen.
L'un poco sovra noi a star si venne,
e l'altro scese in l'opposita sponda,
sì che la gente in mezzo si contenne.
Ich konnte nur die blonden Scheitel sehen,
Von ihrem Antlitz glitt mein Blick geblendet,
weil jede Kraft am Unmaß muss vergehen.
Ben discernëa in lor la testa bionda;
ma ne la faccia l'occhio si smarria,
come virtù ch'a troppo si confonda.
„Die hat der Schoß Mariens hergesendet
Zum Schutz des Tales vor der Schlange Tücken,
Die bald,“ so sprach Sordell, „hierher sich wendet.“
«Ambo vegnon del grembo di Maria»,
disse Sordello, «a guardia de la valle,
per lo serpente che verrà vie via».
Nicht wissend, wo ihr Einfall möchte glücken,
Erschrak ich, spähte scheu nach allen Seiten,
Um mich des Führers Schultern anzudrücken.
Ond' io, che non sapeva per qual calle,
mi volsi intorno, e stretto m'accostai,
tutto gelato, a le fidate spalle.
Da riet Sordell: „Lasst uns talniederschreiten,
Mit den erhabnen Schatten plaudern wir,
Die herzlichsten Empfang euch gern bereiten.“
E Sordello anco: «Or avvalliamo omai
tra le grandi ombre, e parleremo ad esse;
grazïoso fia lor vedervi assai».
Wir stiegen kaum drei Schritte abwärts hier,
Als ich schon unten stand; da traf ich einen,
Der spähte unablässig her zu mir.
Solo tre passi credo ch'i' scendesse,
e fui di sotto, e vidi un che mirava
pur me, come conoscer mi volesse.
Zwar wuchs die Dämmerung, doch kenntlich scheinen
Ließ sie noch in der Näh’ die Angesichter
Für seine spähnden Augen und die meinen.
Temp' era già che l'aere s'annerava,
ma non sì che tra li occhi suoi e ' miei
non dichiarisse ciò che pria serrava.
Er nahte mir, ich ihm: „O edler Richter,
Wie freut mich’ s, Nino, hier dir zu begegnen
Statt unten beim verlorenen Gelichter!“
Ver' me si fece, e io ver' lui mi fei:
giudice Nin gentil, quanto mi piacque
quando ti vidi non esser tra ' rei!
Wir säumten nicht, das Wiedersehn zu segnen.
„Wie lang ist’s her, dass du durch’ s Meer gegangen,“
Rief er, „zu diesem Berg, dem weitentlegnen?“ –
Nullo bel salutar tra noi si tacque;
poi dimandò: «Quant' è che tu venisti
a piè del monte per le lontane acque?».
„Mitten durch’ s Höllentor ging ich voll Bangen
Heute früh,“ sprach ich, „und bin im ersten Leben,
Obwohl ich such, das andre zu erlangen.“
«Oh!», diss' io lui, «per entro i luoghi tristi
venni stamane, e sono in prima vita,
ancor che l'altra, sì andando, acquisti».
Doch als ich diese Auskunft kaum gegeben,
Fuhr Nino und Sordell zurück, wie man
Erschrocken plötzlich jemand sieht erbeben.
E come fu la mia risposta udita,
Sordello ed elli in dietro si raccolse
come gente di sùbito smarrita.
D e r sah Virgil, und Nino e i n e n an,
Der in der Nähe saß: „Auf, Konrad, sieh!“
Rief er, „was Gottes Gnade wirken kann.“
L'uno a Virgilio e l'altro a un si volse
che sedea lì, gridando: «Sù, Currado!
vieni a veder che Dio per grazia volse».
Und dann zu mir: „Beim Danke, den du nie
Abtragen kannst bei dem, der keine Pfade
Uns lässt erkennen zum Warum und Wie,
Poi, vòlto a me: «Per quel singular grado
che tu dei a colui che sì nasconde
lo suo primo perché, che non lì è guado,
Bist du erst auf dem jenseitgen Gestade,
Sag meinem Hannchen, dass sie für mich flehe,
Wo sich der Unschuld neigt das Ohr der Gnade.
quando sarai di là da le larghe onde,
dì a Giovanna mia che per me chiami
là dove a li 'nnocenti si risponde.
Wohl nicht mehr liebt die Mutter mich wie ehe,
Seitdem sie abgelegt die Witwentracht,
Die sie zurückwünscht noch dereinst im Wehe!
Non credo che la sua madre più m'ami,
poscia che trasmutò le bianche bende,
le quai convien che, misera!, ancor brami.
An ihrem Beispiel sieh, wie über Nacht
Oft Liebesglut in Weibesbrust zertaute,
Wenn Sehn und Fühlen sie nicht neu entfacht.
Per lei assai di lieve si comprende
quanto in femmina foco d'amor dura,
se l'occhio o 'l tatto spesso non l'accende.
Ich zweifle, ob sie je solch Grabmal schaute
Durch ihre Viper, drunter Mailand ficht,
Als ihr der Hahn Galluras eins erbaute!“
Non le farà sì bella sepultura
la vipera che Melanesi accampa,
com' avria fatto il gallo di Gallura».
So sprach der Richter, während sein Gesicht
Von jenem echten Eifer war erregt,
Der Herzen wärmt, doch nie die Schranken bricht.
Così dicea, segnato de la stampa,
nel suo aspetto, di quel dritto zelo
che misuratamente in core avvampa.
Am Himmel hing mein Blick, sehnsuchtbewegt,
Wo sich die ewgen Lichter träger drehen,
Dem Rad gleich, wo sich’s um die Achse legt.
Li occhi miei ghiotti andavan pur al cielo,
pur là dove le stelle son più tarde,
sì come rota più presso a lo stelo.
Da sprach Virgil: „Nun, Sohn, was gibt’s zu sehen?“
Und ich: „Nach den drei Flammen muss ich schauen,
Davon der Pol in Blut scheint aufzugehen.“
E 'l duca mio: «Figliuol, che là sù guarde?».
E io a lui: «A quelle tre facelle
di che 'l polo di qua tutto quanto arde».
Und er: „Das du heut sahst beim Morgengrauen,
Das Viergestirn sank tief schon jenseits fort,
Statt seiner funkeln diese nun im Blauen!“
Ond' elli a me: «Le quattro chiare stelle
che vedevi staman, son di là basse,
e queste son salite ov' eran quelle».
Da nahm, fortziehend ihn, Sordell das Wort:
„Sieh da, der Widersacher kommt gekrochen,“
Rief er, indem sein Finger wies nach dort,
Com' ei parlava, e Sordello a sé il trasse
dicendo: «Vedi là 'l nostro avversaro»;
e drizzò il dito perché 'n là guardasse.
Wo frei der Talgrund von den Bergesjochen
Und eine Schlange nahte, wohl die gleiche,
Die Even einst die bittre Frucht gebrochen.
Da quella parte onde non ha riparo
la picciola vallea, era una biscia,
forse qual diede ad Eva il cibo amaro.
Durch Gras und Blumen zog sich ihr Geschleiche,
Sie hob den Kopf und züngelte zum Rücken,
Dass sie ihn katzenartig putz und streiche.
Tra l'erba e ' fior venìa la mala striscia,
volgendo ad ora ad or la testa, e 'l dosso
leccando come bestia che si liscia.
Nicht sah ich’s, noch vermöcht ich auszudrücken,
Wie nun des Himmels Habichte zum Flug
Sich hoben, um auf sie das Schwert zu zücken.
Io non vidi, e però dicer non posso,
come mosser li astor celestïali;
ma vidi bene e l'uno e l'altro mosso.
Doch als die Luft ihr Grüngefieder schlug,
Entwich der Wurm, indes das Engelpaar
Zum alten Platz die Kraft der Flügel trug. –
Sentendo fender l'aere a le verdi ali,
fuggì 'l serpente, e li angeli dier volta,
suso a le poste rivolando iguali.
Der auf des Richters Ruf genahet war,
Es hing – auch während sich der Kampf erhoben –
Der Geist an mir mit Blicken immerdar.
L'ombra che s'era al giudice raccolta
quando chiamò, per tutto quello assalto
punto non fu da me guardare sciolta.
„Soll jene Leuchte, die dich führt nach oben,
Ausreichend Öl in deinem Willen schauen
Wie nötig bis zum Blumenschmelze droben:
«Se la lucerna che ti mena in alto
truovi nel tuo arbitrio tanta cera
quant' è mestiere infino al sommo smalto»,
Ist dir von Valdimagra und den Gauen
Umher, wo ich geblüht, Wahres bekannt,
Wohlan,“ sprach er, „so magst du mir’ s vertrauen.
cominciò ella, «se novella vera
di Val di Magra o di parte vicina
sai, dillo a me, che già grande là era.
Konrad von Malaspin war ich genannt,
Der Alte nicht, doch seinem Blut entsprungen,
Den Meinen stets in Liebe zugewandt,
Fui chiamato Currado Malaspina;
non son l'antico, ma di lui discesi;
a' miei portai l'amor che qui raffina».
Die hier sich läutert!“ – „Noch bin ich gedrungen
Nicht in dein Land,“ sprach ich, „wer aber kennte
Nicht dein Geschlecht? Europa hat durchklungen
«Oh!», diss' io lui, «per li vostri paesi
già mai non fui; ma dove si dimora
per tutta Europa ch'ei non sien palesi?
Sein Ruhm! wer ist, der es nicht ehrend nennte?
Laut preist man Land und Leute allerwegen,
Und jeder kennt’ s, ob ihn ein Meer auch trennte!
La fama che la vostra casa onora,
grida i segnori e grida la contrada,
sì che ne sa chi non vi fu ancora;
So wahr ich hohem Ziele streb entgegen,
Ich schwör’ s: dein edler Stamm hat stets gepflogen
Freigebigkeit und einen tapfern Degen.
e io vi giuro, s'io di sopra vada,
che vostra gente onrata non si sfregia
del pregio de la borsa e de la spada.
Gewohnheit und Natur hat euch bewogen –
Mag auch das sündge Haupt die Welt verdrehen –
Dass ihr den graden Weg stets vorgezogen!“
Uso e natura sì la privilegia,
che, perché il capo reo il mondo torca,
sola va dritta e 'l mal cammin dispregia».
Und er: „Leb wohl! – nicht siebenmal wird gehen
Die Sonne abwärts, wo sie schlummernd ruht
Im Bette, drauf des Widders Füße stehen,
Ed elli: «Or va; che 'l sol non si ricorca
sette volte nel letto che 'l Montone
con tutti e quattro i piè cuopre e inforca,
So wird dir diese Meinung, lieb und gut,
Mit bessern Nägeln festgehämmert werden
Ins Haupt, als das Gerücht der Welt es tut,
che cotesta cortese oppinïone
ti fia chiavata in mezzo de la testa
con maggior chiovi che d'altrui sermone,
Wenn Gott nicht hemmt des Schicksals Gang auf Erden!“ se corso di giudicio non s'arresta».
<<< zurück
weiter >>>
Andrés Ehmann | Stephanstraße 11 | D-10559 Berlin