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Deutsch Italienisch Interpretation:

Vierunddreißigster Gesang:
Zusammenfassung und Deutung

"Der Höllenfürst entfalte seine Fahnen
Jetzt gegen uns! Um deutlich ihn zu sehen,
Späh scharf voran!" hört ich den Meister mahnen

Zoozmann hat hier auch den einführenden lateinischen Vers übersetzt, im Orginal sieht die Terzine so aus.

«Vexilla regis prodeunt inferni
verso di noi; però dinanzi mira»,
disse 'l maestro mio «se tu 'l discerni».


Dieses "Vexilla regis prodeunt infermi" (Die Standarten des Königs treten vor) entstammt dem Lied "Hymnus zu Ehren des heiligen Kreuzes"

von Venantius Fortunatus (geb. 530, gest. 609), ist also ironisch gemeint, im Liede sind die Standarten des Königs wohl die Anhänger Christi, hier aber sind mit "Fahnen des Königs" wohl die Arme Luzifers gemeint, der in der Mitte des Eissees sitzt und mit seinen Händen den eisigen Wind produziert, der das Wasser gefrieren lässt.

Indem wir schrittweis nah und näher rückten,
Gefiel' s Virgil, mir das Geschöpf zu zeigen,
das vor Äonen Glanz und Schönheit schmückten

Gemeint ist Luzifer, dieser steht nun als Dis im Zentrum der Hölle. Schön war er, also er, noch ein Engel war. Angespielt wird auf ein Element christlichen Gedankengutes,
das nicht in der Bibel steht. Der Engel Luzifer hatte sich gegen Gott erhoben, wurde aber von Michael besiegt und krachte mit solcher Wucht auf die Erde, dass die
verdrängten Erdmassen eben jene Hölle bildeten, in der sich Dante und Vergil jetzt befinden.

Der Kaiser in dem weihevollen Reichen
Hob halben Leibs sich dem eisigen Glas,
Und eher mag ich einem Riesen gleichen,

Hat ein Gigant nur seines Armes Maß!
Nun prüft, ob hier Begriff und Wort verläßlich
Bei einer Größe sei, wie er besaß!


Der Kaiser ist natürlich ironisch gemeint. Bei dem Bild, dass die Größe Luzifers beschreibt, hätte man geschickter übersetzen können.

Der Herrscher über jenes Reich der Schmerzen
Hob sich mit halber Brust dort aus dem Eise.
Ich mag wohl eher einem Riesen gleichen

Als Riesen selbst an seine Arm gemessen
Stell dir nun vor, wie seine ganze Größe
sein mag, die solchem Teile will entsprechen.


Das heißt dann auf Deutsch, dass der Winzling Dante sich zu einem Riesen verhält, wie ein Riese zu dem Arm des Luzifer, da also Dante winzig ist, folglich logisch, dass der Arm des Luzifers gewaltig sein muss.

Dieses Monster hat auf jeden Fall drei Gesichter und vor allem drei Mäuler, mit denen es die schlimmsten Sünder zermalmt, wobei dei Auswahl etwas merkwürdig ist.

Das Judas zum Prototyp des Verräters wird, kann man noch nachvollziehen, bei Brutus und Cassius könnte man wohl zu einem ausgewogeneren Urteil kommen, schließlich hat Cäsar ja auch einen Anschlag auf den Senat Roms verübt.

Luzifer steht in einer Vertiefung, die wiederum zu einem Gang führt, der zur südlichen Welthalbkugel führt, wo sich der Läuterungsberg befindet. Dante und Vergil

warten also einen günstigen Moment ab, um durch die wedelnden Hände / Flügel hindurch auf den Rücken des Monsters zu gelangen und steigen dann dort hinab bis zum Eingang des Ganges.

Dante und Vergil haben nun die Hölle durchschritten und sind zum Läuterungsberg gelangt. Damit endet dann auch der erste Teil der Divina Commedia und es beginnt der zweite.

DIE HÖLLE: XXXIV Gesang Inferno: XXXIV CANTO
„Der Höllenfürst entfaltet seine Fahnen
Jetzt gegen uns! Um deutlich ihn zu sehen,
Späh scharf voran!“ hört ich den Meister mahnen.
«Vexilla regis prodeunt inferni
verso di noi; però dinanzi mira»,
disse 'l maestro mio, «se tu 'l discerni».
Und wie, wenn starke Nebel uns umwehen,
Oder der Tag hinstirbt im Abendgrauen,
Von fern Windmühlen aussehn, die sich drehen,
Come quando una grossa nebbia spira,
o quando l'emisperio nostro annotta,
par di lungi un molin che 'l vento gira,
So schien sich plump ein Bauwerk aufzubauen;
Und hinterm Führer, mich vorm Wind zu decken,
Verbarg ich mich, da sonst kein Schutz zu schauen:
veder mi parve un tal dificio allotta;
poi per lo vento mi ristrinsi retro
al duca mio, ché non lì era altra grotta.
Denn ich war dort – hinschrieb ich’s nur mit Schrecken –
Wo wir kristallisiert im Eise fanden
Die Schatten, wie im Glase Splitter stecken.
Già era, e con paura il metto in metro,
là dove l'ombre tutte eran coperte,
e trasparien come festuca in vetro.
D i e lagen flach, und senkrecht a n d r e standen,
Teils köpflings und teils aufrecht; andre bückten
Sich krumm, dass Haupt und Füße sich verbanden.
Altre sono a giacere; altre stanno erte,
quella col capo e quella con le piante;
altra, com' arco, il volto a' piè rinverte.
Indem wir schrittweis nah und näher rückten,
Gefiel’s Virgil, mir das Geschöpf zu zeigen,
Das vor Äonen Glanz und Schönheit schmückten.
Quando noi fummo fatti tanto avante,
ch'al mio maestro piacque di mostrarmi
la creatura ch'ebbe il bel sembiante,
Er ließ mich vor sich treten, brach sein Schweigen
Und sprach: „Sieh hier den Dis, sieh hier die Stätte;
Jetzt sei ein Panzerkleid von Mut dein eigen!“
d'innanzi mi si tolse e fé restarmi,
«Ecco Dite», dicendo, «ed ecco il loco
ove convien che di fortezza t'armi».
Wie sich da lähmend des Entsetzens Kette
Ums Herz mir schnürte – Leser, frage nicht!
Mein armes Wort zu wenig Farbe hätte.
Com' io divenni allor gelato e fioco,
nol dimandar, lettor, ch'i' non lo scrivo,
però ch'ogne parlar sarebbe poco.
Ich lebte nicht, noch starb ich armer Wicht;
Denkt. muss nicht alles d e r Empfindung weichen,
Der Kraft zum Leben, Kraft zum Tod gebricht? –
Io non mori' e non rimasi vivo;
pensa oggimai per te, s'hai fior d'ingegno,
qual io divenni, d'uno e d'altro privo.
Der Kaiser in den wehevollen Reichen
Hob halben Leibs sich aus dem eisgen Glas,
Und eher mag ich einem Riesen gleichen,
Lo 'mperador del doloroso regno
da mezzo 'l petto uscia fuor de la ghiaccia;
e più con un gigante io mi convegno,
Hat ein Gigant nur seines A r m e s Maß!
Nun prüft: ob hier Begriff und Wort verlässlich
Bei einer Größe sei, wie er besaß?
che i giganti non fan con le sue braccia:
vedi oggimai quant' esser dee quel tutto
ch'a così fatta parte si confaccia.
War er so herrlich einst, wie nunmehr hässlich,
So muss er, der den Schöpfer frech bedroht,
Ursprung all dessen sein, was bös und grässlich.
S'el fu sì bel com' elli è ora brutto,
e contra 'l suo fattore alzò le ciglia,
ben dee da lui procedere ogne lutto.
Welch Schreckenswunder doch sein Haupt schon bot!
Drei Angesichter waren da entsprossen,
Das vordre war wie Blut so dunkelrot,
Oh quanto parve a me gran maraviglia
quand' io vidi tre facce a la sua testa!
L'una dinanzi, e quella era vermiglia;
Je eins der andern, seitlich-angeschlossen,
Stand ihm inmitten auf dem Schulterbogen,
Indes im Kamm die drei zusammenflossen.
l'altr' eran due, che s'aggiugnieno a questa
sovresso 'l mezzo di ciascuna spalla,
e sé giugnieno al loco de la cresta:
Das rechts: war weiß und gelblich überzogen,
Das links. gefärbt, als schien es zu entspringen
Dem Volke, das umwohnt des Nilfalls Wogen.
e la destra parea tra bianca e gialla;
la sinistra a vedere era tal, quali
vegnon di là onde 'l Nilo s'avvalla.
Darunter spannten sich zwei mächtge Schwingen,
Passrecht für Vögel solchen Riesenbaus, -
Nie durch die Meerflut größre Segel gingen.
Sotto ciascuna uscivan due grand' ali,
quanto si convenia a tanto uccello:
vele di mar non vid' io mai cotali.
Ganz federlos wie die der Fledermaus,
So flatterten sie ruhelos und gossen
Gewaltgen Wind dreifacher Richtung aus,
Non avean penne, ma di vispistrello
era lor modo; e quelle svolazzava,
sì che tre venti si movean da ello:
Wodurch mit Eis ganz der Cocyt verschlossen.
Sechs Augen strömten Tränen, die – vermengt
Mit Blut und Geifer – auf drei Kinne flossen.
quindi Cocito tutto s'aggelava.
Con sei occhi piangëa, e per tre menti
gocciava 'l pianto e sanguinosa bava.
Je einen Sünder hielt er eingeengt
Zermalmend zwischen seinen drei Gebissen,
Als ob man mit den Brechern Flachs zersprengt.
Da ogne bocca dirompea co' denti
un peccatore, a guisa di maciulla,
sì che tre ne facea così dolenti.
Der Geist im vordern Maul schien von den Bissen
Minder gequält als von den Klaun zu sein,
Die ihm die Rückenhaut in Fetzen rissen.
A quel dinanzi il mordere era nulla
verso 'l graffiar, che talvolta la schiena
rimanea de la pelle tutta brulla.
Da sprach Virgil: „Hier schmerzt die größte Pein
Judas, der mit dem Kopf steckt in den Fängen,
Indes nach außen zappelt Fuß und Bein.
«Quell' anima là sù c'ha maggior pena»,
disse 'l maestro, «è Giuda Scarïotto,
che 'l capo ha dentro e fuor le gambe mena.
Dort siehst du von den zwein, die köpflings hängen,
Am schwarzen Maul sich Brutus windend drehen,
Doch ohne dass sich Seufzer ihm enträngen;
De li altri due c'hanno il capo di sotto,
quel che pende dal nero ceffo è Bruto:
vedi come si storce, e non fa motto!;
Dort Cassius, stark von Gliedern anzusehen! –
Doch mahnend naht die Nacht, jetzt umzukehren,
Drum, da wir alles sahen, lass uns gehen!“
e l'altro è Cassio, che par sì membruto.
Ma la notte risurge, e oramai
è da partir, ché tutto avem veduto».
Den Hals umschlang ich ihm auf sein Begehren,
Und den Moment abpassend, wo die breiten
Pelzflügel uns genügend Raum bescheren,
Com' a lui piacque, il collo li avvinghiai;
ed el prese di tempo e loco poste,
e quando l'ali fuoro aperte assai,
Hängt er sich eiligst an die zottgen Seiten,
Um büschelweise zwischen rauhen Haaren
Und der gefrornen Wand hinabzugleiten.
appigliò sé a le vellute coste;
di vello in vello giù discese poscia
tra 'l folto pelo e le gelate croste.
Doch als wir nun soweit hinunter waren,
Wo sich im Hüftgelenk die Schenkel drehen,
Konnt ich den Meister, ohne Müh zu sparen,
Quando noi fummo là dove la coscia
si volge, a punto in sul grosso de l'anche,
lo duca, con fatica e con angoscia,
Den Ort von Fuß und Haupt vertauschen sehen.
Ins Haar sich krallend, klomm er aufwärts weiter,
Als sollt es wiederum zur Hölle gehen.
volse la testa ov' elli avea le zanche,
e aggrappossi al pel com' om che sale,
sì che 'n inferno i' credea tornar anche.
„Fest klammre hier dich an! Nur solche Leiter
Lässt uns dem großen Weh entfliehn,“ so sprach
Ermüdet, atemsuchend mein Begleiter.
«Attienti ben, ché per cotali scale»,
disse 'l maestro, ansando com' uom lasso,
«conviensi dipartir da tanto male».
Nachdem er Bahn sich durch ein Felsloch brach,
Hob er mich ab auf einen Rand dichtneben
Und folgte mir dann sichren Schrittes nach.
Poi uscì fuor per lo fóro d'un sasso
e puose me in su l'orlo a sedere;
appresso porse a me l'accorto passo.
Ich blickte auf und glaubte so wie eben
Auch noch den Dis zu sehn – und sah erschreckt
Gleichsam bergan jetzt seine Beine schweben!
Io levai li occhi e credetti vedere
Lucifero com' io l'avea lasciato,
e vidili le gambe in sù tenere;
Dass ich verwirrt mich glaubte und geneckt,
Drob mag das Volk sich wundern, das nicht weiß,
Durch welchen Punkt sich unser Weg erstreckt.
e s'io divenni allora travagliato,
la gente grossa il pensi, che non vede
qual è quel punto ch'io avea passato.
“Wohlan, steh auf!“ war nun Virgils Geheiß,
„Der Weg ist lang und mühsam zu durchwallen,
Die Sonne dämmert auf am Himmelskreis.“
«Lèvati sù», disse 'l maestro, «in piede:
la via è lunga e 'l cammino è malvagio,
e già il sole a mezza terza riede».
Wir weilten nicht in Prachtpalastes Hallen,
Nein! in naturerbauten rauhen Schründen,
In die noch nie ein goldner Strahl gefallen.
Non era camminata di palagio
là 'v' eravam, ma natural burella
ch'avea mal suolo e di lume disagio.
„Bevor ich scheide von den Höllenschlünden,“
Sprach ich, erhebend mich, „scheuch mein Bedenken
Und lehre, Meister, mich mit guten Gründen:
«Prima ch'io de l'abisso mi divella,
maestro mio», diss' io quando fui dritto,
«a trarmi d'erro un poco mi favella:
Wo blieb das Eis? – Wie konnte Dis sich senken
Kopfunter? – Und wie mocht so eilig doch
Von West nach Ost den Lauf die Sonne lenken?“
ov' è la ghiaccia? e questi com' è fitto
sì sottosopra? e come, in sì poc' ora,
da sera a mane ha fatto il sol tragitto?».
Er sprach: „Du glaubst dich immer jenseits noch
Des Mittelpunkts, wo ich am Rückenvlies
Des weltdurchbohrnden Lindwurms abwärts kroch.
Ed elli a me: «Tu imagini ancora
d'esser di là dal centro, ov' io mi presi
al pel del vermo reo che 'l mondo fóra.
D o r t warst du, als ich mich hinunterließ;
Beim Umdrehn aber ward d e r Punkt durchschritten,
Wohin Naturgesetz die Schwerkraft wies.
Di là fosti cotanto quant' io scesi;
quand' io mi volsi, tu passasti 'l punto
al qual si traggon d'ogne parte i pesi.
Zum andern Halbkreis bist du jetzt geglitten,
Dem rückwärts, der das große Festland deckt,
Auf deren Berg der Mensch den Tod erlitten,
E se' or sotto l'emisperio giunto
ch'è contraposto a quel che la gran secca
coverchia, e sotto 'l cui colmo consunto
Wie er entstand und lebte: unbefleckt.
Hier steht dein Fuß auf einem kleinen Kreise,
Der sich dem Judaskreis entgegenstreckt,
fu l'uom che nacque e visse sanza pecca;
tu haï i piedi in su picciola spera
che l'altra faccia fa de la Giudecca.
Hier glänzt schon Frührot, wenn die Sonnenreise
Dort endet. Und der uns aus seinem Felle
Die Leiter schuf, steckt nach wie vor im Eise!
Qui è da man, quando di là è sera;
e questi, che ne fé scala col pelo,
fitto è ancora sì come prim' era.
Vom Himmel fiel er einst auf diese Stelle;
Das Land, das sonst sich über’s Meer erhoben,
Bedeckte sich, ihn fürchtend, mit der Welle,
Da questa parte cadde giù dal cielo;
e la terra, che pria di qua si sporse,
per paura di lui fé del mar velo,
Ward dann zu eurer Sphäre durchgeschoben,
Ließ hier die Stätte leer, ihm zu entgehen,
Und türmte fliehend sich zum Berg nach droben.“
e venne a l'emisperio nostro; e forse
per fuggir lui lasciò qui loco vòto
quella ch'appar di qua, e sù ricorse».
So sprach Virgil. – Und wo wir ließen stehen
Beelzebub – entfernt von ihm so weit
Als tief sein Grab – hörbar, doch nicht zu sehen,
Luogo è là giù da Belzebù remoto
tanto quanto la tomba si distende,
che non per vista, ma per suono è noto
Entsprang ein Bach in felsiger Einsamkeit,
Der in der Schlucht sich tief ein Bett gegraben,
Das ihm in sanfter Krümmung Abfluss leiht.
d'un ruscelletto che quivi discende
per la buca d'un sasso, ch'elli ha roso,
col corso ch'elli avvolge, e poco pende.
Als wir in diesen Hohlweg uns begaben,
Dass er aus Nacht uns bring ans Lichtgestade,
Ging’s bergwärts, ohne rastend uns zu laben,
Lo duca e io per quel cammino ascoso
intrammo a ritornar nel chiaro mondo;
e sanza cura aver d'alcun riposo,
Er vor und ich ihm nach, auf steilem Pfade.
Bald streute uns des Himmels Hand von ferne
Durch einen Spalt ein Stückchen goldner Gnade,
salimmo sù, el primo e io secondo,
tanto ch'i' vidi de le cose belle
che porta 'l ciel, per un pertugio tondo.
Dann grüßten wir beim Austritt neu die Sterne!
E quindi uscimmo a riveder le stelle.
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