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Deutsch Italienisch Interpretation:
   Siebenundzwanzigster Gesang:
   Zusammenfassung und Deutung

DIE HÖLLE: XXVII Gesang Inferno: XXVII CANTO
Schon stand die Flamme aufrecht, regte länger
Das Haupt nicht und ging hin in tiefem Schweigen,
Als sie entlassen der verehrte Sänger.
Già era dritta in sù la fiamma e queta
per non dir più, e già da noi sen gia
con la licenza del dolce poeta,
Doch sahn wir schon sich eine andre zeigen,
Bei der verworrenes Getön in Fülle
Zu ihrer Spitze unsern Blick ließ steigen.
quand' un'altra, che dietro a lei venìa,
ne fece volger li occhi a la sua cima
per un confuso suon che fuor n'uscia.
Wie des sizilschen Stieres erst Gebrülle
Vom Bildner herkam – Recht, dass man’s befahl! –
Der eingesperrt war in die erzne Hülle,
Come 'l bue cicilian che mugghiò prima
col pianto di colui, e ciò fu dritto,
che l'avea temperato con sua lima,
Dass des gequälten Wehruf jedes Mal
So klang, als wär’ sein dumpfes Angstgedröhne
Die von dem Bildwerk selbstgefühlte Qual –
mugghiava con la voce de l'afflitto,
sì che, con tutto che fosse di rame,
pur el pareva dal dolor trafitto;
So glich der Flammensprache Schmerzgestöhne,
Solang ihr noch ein Ausweg nicht gelungen,
Des Feuers leise prasselndem Getöne.
così, per non aver via né forame
dal principio nel foco, in suo linguaggio
si convertïan le parole grame.
Doch als sie sich nach oben durchgerungen,
Ward laut der Zunge Schwung und tastend Regen,
Und tönend kam’s verständlich hergeklungen:
Ma poscia ch'ebber colto lor vïaggio
su per la punta, dandole quel guizzo
che dato avea la lingua in lor passaggio,
„Du, dem ich diese Worte ruf entgegen,
Du, der soeben auf lombardisch sagte:
I plag di nimmer, geh itzt meinetwegen,-
udimmo dire: «O tu a cu' io drizzo
la voce e che parlavi mo lombardo,
dicendo "Istra ten va, più non t'adizzo",
O dass, wenn ich auch spät zu kommen wagte,
Ein Zwiegespräch nach deinem Sinne stünde,
Das, wie du siehst, mir brennend selbst behagte.
perch' io sia giunto forse alquanto tardo,
non t'incresca restare a parlar meco;
vedi che non incresce a me, e ardo!
Bist du erst jüngst in diese blinden Gründe
Gestürzt aus der Latiner holdem Lande,
Aus dem sich herschreibt alle meine Sünde,
Se tu pur mo in questo mondo cieco
caduto se' di quella dolce terra
latina ond' io mia colpa tutta reco,
Sprich: Steht in Frieden oder Kriegesbrande
Romagnas Volk? Ich bin vom Bergesjoch
Urbinos, nah der Tiber Quellenrande.“
dimmi se Romagnuoli han pace o guerra;
ch'io fui d'i monti là intra Orbino
e 'l giogo di che Tever si diserra».
Ich stand hinabgebeugt und lauschte noch,
Als leis Virgil mich rührte an der Seite:
„Sprich du mit ihm, er ist aus Latium doch!“
Io era in giuso ancora attento e chino,
quando il mio duca mi tentò di costa,
dicendo: «Parla tu; questi è latino».
Und ich, als der zur Antwort schon Bereite,
Beeilte mich, die Flamme anzureden:
„O Seele, der Vergangenheit geweihte,
E io, ch'avea già pronta la risposta,
sanza indugio a parlare incominciai:
«O anima che se' là giù nascosta,
Krieg hat Romagna, jetzt und sonst, durch jeden
Tyrannen viel erfahren; doch ich fand,
Als ich’s verließ, es nicht in offnen Fehden.
Romagna tua non è, e non fu mai,
sanza guerra ne' cuor de' suoi tiranni;
ma 'n palese nessuna or vi lasciai.
Ravenna steht, wie es seit alters stand,
Es horstet von Polenta noch der Aar,
Der seine Schwingen über Cervia spannt.
Ravenna sta come stata è molt' anni:
l'aguglia da Polenta la si cova,
sì che Cervia ricuopre co' suoi vanni.
Die Stadt, die kühn und lange standhaft war,
Das Feld mit Gallierleichen zu bestreuen,
Schützt jetzt des Löwen grünes Klauenpaar.
La terra che fé già la lunga prova
e di Franceschi sanguinoso mucchio,
sotto le branche verdi si ritrova.
Verruchios alten Bluthund samt dem neuen,
Die dem Montagna schufen schlimmen Lohn,
Sieht man wie sonst des bissgen Zahns sich freuen.
E 'l mastin vecchio e 'l nuovo da Verrucchio,
che fecer di Montagna il mal governo,
là dove soglion fan d'i denti succhio.
Die Städte am Santerno und Lamon
Regiert der junge Leu aus weißem Neste;
Mit jedem Mond tauscht er die Fartbe schon.
Le città di Lamone e di Santerno
conduce il lïoncel dal nido bianco,
che muta parte da la state al verno.
Und die umspült der Savio – wie die Feste
Selbst zwischen Tal und Berg liegt – muss sie schwanken:
Ob Tyrannei, ob Freiheit sei das Beste?
E quella cu' il Savio bagna il fianco,
così com' ella sie' tra 'l piano e 'l monte,
tra tirannia si vive e stato franco.
Doch wer du selbst bist, sag nun ohne Wanken,
Sei spröder nicht, als ich die andern fand,
Soll es die Nachwelt deinem Namen danken!“
Ora chi se', ti priego che ne conte;
non esser duro più ch'altri sia stato,
se 'l nome tuo nel mondo tegna fronte».
Auf’s neu verworrenes Geräusch entstand
Im Flammenkern; sie regte hin und her
Das Haupt, bis sich der Stimme Laut entwand:
Poscia che 'l foco alquanto ebbe rugghiato
al modo suo, l'aguta punta mosse
di qua, di là, e poi diè cotal fiato:
„Wenn ich nicht wüsste: jede Wiederkehr
Zur Welt ist dir verwehrt – aus meuinem Munde
Spräch sonst die Flammenzunge nimmermehr.
«S'i' credesse che mia risposta fosse
a persona che mai tornasse al mondo,
questa fiamma staria sanza più scosse;
Doch weil noch nie ein Fuß dem düstern Schlunde
Entrann – das weiß ich wohl – hält Furcht und Schmach
Mich auch nicht ab, dass ich dir frei bekunde:
ma però che già mai di questo fondo
non tornò vivo alcun, s'i' odo il vero,
sanza tema d'infamia ti rispondo.
Erst Kriegsmann war ich, um als Mönch hernach
Aufs Sündenleben büßend zu verzichtern;
Geglückt auch wäre, was mein Herz versprach,
Io fui uom d'arme, e poi fui cordigliero,
credendomi, sì cinto, fare ammenda;
e certo il creder mio venìa intero,
Wenn nicht der Erzpfaff – E r mag ihn vernichten! –
Hinab mich stieß die schon erklommnen Stufen
Zum Heil! – Wie und warum lass dir berichten!
se non fosse il gran prete, a cui mal prenda!,
che mi rimise ne le prime colpe;
e come e quare, voglio che m'intenda.
Solang mich Fleisch und Bein zum Menschen schufen,
Ward ich dem Fuchs , dem Löwen nie verglichen,
Weil übel meine Handlungen berufen.
Mentre ch'io forma fui d'ossa e di polpe
che la madre mi diè, l'opere mie
non furon leonine, ma di volpe.
In listgen Ränken, hinhaltgen Schlichen
War ich vom schlausten Fuchs nicht zu erreichen;
Das war mein Ruhm in allen Himmelsstrichen.
Li accorgimenti e le coperte vie
io seppi tutte, e sì menai lor arte,
ch'al fine de la terra il suono uscie.
Doch als ich fühlte mich die Zeit beschleichen,
Wo uns das Alter mahnt: jetzt heißt es schwenken,
Die Taue einziehn und die Segel streichen,
Quando mi vidi giunto in quella parte
di mia etade ove ciascun dovrebbe
calar le vele e raccoglier le sarte,
Da schuf, was einst mich freute, mir Bedenken,
Und Reu und Buße brachten schon mich näher
Dem Himmel, um Vergebung mir zu schenken.
ciò che pria mi piacëa, allor m'increbbe,
e pentuto e confesso mi rendei;
ahi miser lasso! e giovato sarebbe.
Da ließ der Fürst der neuen Pharisäer
Zum Krieg sich reizen nah beim Laterane,
Nicht etwa gegen Türken und Hebräer,
Lo principe d'i novi Farisei,
avendo guerra presso a Laterano,
e non con Saracin né con Giudei,
Nein, gegen Christen schwang er seine Fahne!
Nichgt einer war bei Acres Sturm gewesen,
Nicht einer hat geschachert beim Sultane.
ché ciascun suo nimico era Cristiano,
e nessun era stato a vincer Acri
né mercatante in terra di Soldano,
Die höchste Pflicht, dazu der Papst erlesen,
Hielt er nicht hoch, an mir den Strick nicht minder,
Durch den man sonst zur Magerkjeit genesen.
né sommo officio né ordini sacri
guardò in sé, né in me quel capestro
che solea fare i suoi cinti più macri.
Wie Konstantin, der große Überwinder,
Silvestern rief, vom Aussatz ihn zu heilen,
So rief der Papst mich, um als Listerfinder
Ma come Costantin chiese Silvestro
d'entro Siratti a guerir de la lebbre,
così mi chiese questi per maestro
Ihm Rat im Herrschsuchtsfieber zu erteilen.
Ich schwieg und wusste keinen Rat zu sagen,
Denn eines Trunknen schien sein Wort bisweilen.
a guerir de la sua superba febbre;
domandommi consiglio, e io tacetti
perché le sue parole parver ebbre.
Er sprach: ‚Es braucht dein Herz nnicht zu verzagen,
Ich sprech dich los, doch musst du mich belehren:
Wie kann ich Pelestrino niederschlagen?
E' poi ridisse: "Tuo cuor non sospetti;
finor t'assolvo, e tu m'insegna fare
sì come Penestrino in terra getti.
Den Himmel aufzutun und zu verwehren,
Du weißt, ich hab’ dazu der Schlüssel zwei,
Die jüngst mein Vorfahr wenig hielt in Ehren! –
Lo ciel poss' io serrare e diserrare,
come tu sai; però son due le chiavi
che 'l mio antecessor non ebbe care".
Da er so triftge Gründe brachte bei
Und mir’s der schlimmste Rat schien, wenn ich schwiege,
So riet ich: ‚Vater, sprichst du mich denn Freitag
Allor mi pinser li argomenti gravi
là 've 'l tacer mi fu avviso 'l peggio,
e dissi: "Padre, da che tu mi lavi
Von dieser Schuld, eh ich ihr unterliege,
So höre: Vielversprechen, wenighalten!
Dies Wort verhilft dem Heilgen Stuhl zum Siege!
di quel peccato ov' io mo cader deggio,
lunga promessa con l'attender corto
ti farà trïunfar ne l'alto seggio".
Franziskus kam nach meines Leibs Erkalten,
Der schwarze Cherub aber blieb im Rechte
Und rief: ‚Nur ich darf über diesen schalten;
Francesco venne poi, com' io fu' morto,
per me; ma un d'i neri cherubini
li disse: "Non portar: non mi far torto.
Der muss hernieder unter meine Knechte!
Seit er den hinterlistgen Rat gegeben,
Hält meine Faust ihn s t e t s beim Haargeflechte.
Venir se ne dee giù tra ' miei meschini
perché diede 'l consiglio frodolente,
dal quale in qua stato li sono a' crini;
Nur wer bereut, dem wird verziehn im Leben,
Kann man zugleich bereun und Böses wollen?
Dagegen muss ich Widerspruch erheben!“ –
ch'assolver non si può chi non si pente,
né pentere e volere insieme puossi
per la contradizion che nol consente".
O wie erschrak ich, als mich Jammervollen
Der Böse griff und höhnte: ‚Glaubtest du,
Ich würde nicht der Logik Achtung zollen?’
Oh me dolente! come mi riscossi
quando mi prese dicendomi: "Forse
tu non pensavi ch'io löico fossi!".
Zu Minos geht’s hinunter, der im Nu
Mit seinem Schweif sich achtmal peitscht den Rücken;
Sich beißend in den Schwanz, brüllt er mir zu:’Hinab!
A Minòs mi portò; e quelli attorse
otto volte la coda al dosso duro;
e poi che per gran rabbia la si morse,
Den soll ein Kleid aus Feuer schmücken!’ –
Drum siehst du mich Verlornen hergesendet,
Wo heiße Feuermartern mich bedrücken.“
disse: "Questi è d'i rei del foco furo";
per ch'io là dove vedi son perduto,
e sì vestito, andando, mi rancuro».
Nachdem er seine Klagen so geendet,
Ging fort die Flamme unter Schmerz und Bangen,
Die Spitze flackernd hin und her gewendet.
Quand' elli ebbe 'l suo dir così compiuto,
la fiamma dolorando si partio,
torcendo e dibattendo 'l corno aguto.
Ich und mein Führer aber aufwärts drangen,
Wo Felsen sich zum Brückenjoch gestalten
Der nächsten Unheilsbucht, drin Lohn empfangen,
Noi passamm' oltre, e io e 'l duca mio,
su per lo scoglio infino in su l'altr' arco
che cuopre 'l fosso in che si paga il fio
Die Spaltung stiftend selber sind gespalten. a quei che scommettendo acquistan carco.
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