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Deutsch Italienisch Interpretation:

Zwanzigster Gesang: Zusammenfassung und Deutung

Jetzt liegt mir ob, von neuer Pein zu künden
Die Inhalt sei dem zwanzigsten Gesange
Des ersten Lieds von den Verstoßnen Sünden


Im zwanzigsten Gesang sind wir im vierten Tal, des achten Kreises der Hölle. Die Beschreibung der Hölle ist das erste Lied von dreien (Inferno, Purgatorio, Paradiso). Hier sind die Wahrsager und Zauberer. Wahrsagen und Zaubern gehört erstmal nicht zu den sieben Todsünden, man kann sich also fragen, was Dante gegen die Wahrsager hatte, ist unklar, eine Begründung fehlt. Denkbar wäre, dass er die Wahrsagerei und Zauberei als einen Angriff gegen die göttliche Ordnung sah, da Gott sie das, was dem Menschen natürlicherweise zugänglich ist, zu überschreiten suchen. Denkbar ist aber auch, dass er auf die Instrumentalisierung abstellt, also auf den schlichten Betrug, auf den Versuch, über die Wahrsagerei Entscheidungen eines anderen zu beeinflussen. Denkbar ist drittens, dass ihm allgemein der Hokuspokus suspekt war, also die Tendenz, Entscheidungen auf wenig rationaler Grundlage zu treffen. Weiter hat, die Wahrsagerei und Zauberei auch noch etwas Narkotisches an sich, man verlässt sich nicht mehr auf konkrete Fakten, die durch Arbeit auch verändert werde können, sondern auf Kräfte, die durch den Menschen nicht beeinflusst werden können. Wie dem auch immer sei, die Strafe ist passend zur Sünde. Die allzuweit nach vorne blicken wollten, wandeln nun mit verdrehtem Kopf durch das vierte Tal, schauen also immer nach hinten.

Doch als ich erst genauer hingesehen
Da hatte jeder, schauderhaftverquert
Den Kopf derart auf seinen Schultern stehen

Dass er nach rückwärts seine Auge kehrt
Und also sich des Krebsgesangs muss bestreben
Weil geradeaus zu schauen ihm verwehrt

Vergil ermahnt ihn, dass sein Mitleid mit den hier Büßenden nicht angebracht sei, da dies bedeuten würde, das Urteil Gottes anzuzweifeln.

Blick auf! Blick auf! Um jenen zu gewahren
Den Thebens Erde niederschlang vorzeiten
Dass alle riefen: Wohin willst du fahren?

Worin man immer auch den Grund finden mag, dass Dante die Wahrsager in den achten Kreis der Hölle verbannte, die Figur die jetzt auftritt scheint die Illustration am ungeeigneten Objekt zu sein. Amphiaraos spielt bei der bereits referierten Sage „Sieben gegen Theben“ eine Rolle. (Nochmal in Kürze: Nachdem Ödipus erfahren hatte, dass er seinen Vater getötet, seine Mutter geheiratet hatte, blendete er sich selbst und seine Mutter / Gattin erhängte sich. Aus der Ehe mit seiner Mutter sind unter anderem die Söhne Eteokles und Polyneikes hervorgegangen. Diese sollten eigentlich abweschelnd regieren, aber Eteokles rieß die Macht an sich. Daraufhin scharrt Polyneikes die sieben Helden um sich, darunter auch Amphiaraos, um seinen Bruder zu bekämpfen.)

Amphiaraos ist der Schwager des Adrastos, König von Argos und Gatte der Eriphyle. Adrastos ist der Schwiegervater von Polyneikes, fühlt sich also aufgefordert, diesem im Kampf gegen dessen Bruder Eteokles einzugreifen und bittet auch seinen Schwager Amphiaraos teilzunehmen, was dieser, da er den ungünstigen Ausgang der Schlacht und seinen Tod voraussah, verweigerte. Daraufhin schenkt Polyneikes der Eriphyle das Halsband der Harmonie, das aber tatsächlich nur Zwietracht stiftet, damit diese ihren Bruder Amphiaraos dazu überredet, am Kampf gegen Theben teilzunehmen, was er dann tat. Die Schlacht ging verloren, als Kapaneus (den hatten wir auch schon) ausruft, dass nicht mal Zeus ihn stoppen könne. Zeus, der eigentlich den Angreifer Thebens wohlgesonnen ist, ist dann sauer, erschlägt mit einem Blitz den Kapaneus und greift nicht mehr zugunsten der Angreifer in das Geschehen ein. Amphiaraos erkennt dies und wendet sich, wie alle anderen Angreifer auch, zur Flucht. Periklymos verfolgt und stellt ihn. Damit er nicht unrühmlich auf der Flucht erschlagen wird, lässt Zeus Amphiaraos in der Erde versinken. Ob also Amphiaraos das geignete Objekt zur Illustrierung der Sündhaftigkeit der Wahrsagerei ist, kann man bestreiten, denn tatsächlich wäre es vernünftiger gewesen, die Schlacht hätte nicht stattgefunden.

Auch mit der Figur des Teiresias wird nicht gerade eine Figur vorgeführt die uns psychologisch eindringlich die Verwerfung der Wahrsagerei und der Magie vor Augen führt. Teiresias tötete eine von zwei Schlangen, dadurch wird er zur Frau, wird Priesterin der Hera und hatte Kinder, darunter auch Manto, von der gleich die Rede sein wird. Anschließend tötet er / sie wieder eine von zwei Schlangen und wird wieder zum Mann, da er nun sowohl Mann als auch Frau war, ist er nach der Ansicht von Hera und Zeus ein Experte in Sexualfrage und sie liegen ihm die wirklich gewichte Frage vor, ob ein Mann oder eine Frau mehr Spaß am Sex hat. Die Antwort allerdings ist ein voller Griff ins Klo, denn er behauptet, dass Frauen mehr Spaß am Sex haben. Das wiederum erzürnt Hera, die ihn als Strafe blendet, worauf Zeus ihn mit seherischen Fähigkeiten begabt. Teiresias hat also seine seherischen Gaben sogar von einem Gott erhalten, konnte absolut nichts dafür, dass er diese besaß. Geholfen hat ihm dies allerdings wenig, denn er landet trotzdem im achten Kreis der Hölle.

Der nächste der dann auftritt ist Aronta. Aronta ist eine Figur aus dem Epos über den römischen Bürgerkrieg (Caesar gegen Pompeius) von Marcus Annaeus Lucanus (geb. 39 nach Christus in Córdoba, gest. 30 April 65). Dort tritt Aronta als Seher auf, der Sieg Cäsars über Pompeius voraussagte. Auch hier vermögen wir das Verwerfliche dieses Verhaltens nicht zu erkennen.

Der Auftritt der Manto nimmt Vergil zum Anlass, Dante über die Entstehung seiner Heimatstadt, Mantua, aufzuklären (Wenn es interessiert, Mantua (Mantova) liegt etwa 100 km östlich von Milano). Entscheidend scheinen diese Verse.

Dies lehr ich dich, falls man mit anderen Zügen
Dir meiner Stadt Entstehung je berichte
Um Wahrheit zu enstellen sucht durch Lügen

Es gibt tatsächlich mehrere Versionen zur Geschichte von Mantua und auch zwei, wenn nicht sogar drei Mantos. Die eine ist die oben bereits erwähnte Tochter des Teiresias, die könnte mit der von Dante hier beschriebenen Manto identisch sein, denn immerhin hatte sie von ihrem Vater die seherischen Fähigkeiten geerbt, allerdings ist unklar, woher Dante nimmt, dass sie Mantua gründete. Sie wurde eigentlich nach dem Fall Thebens Beute der Eroberer, welche sie zur Priesterin des Orakels von Delphi machten, wo sie ihre seherischen Fertigkeiten perfektionierte. Die andere Manto, die immer mal wieder mit der Gründung von Mantua in Verbindung gebracht wird ist die Tochter des Herakles.

Die nächsten vier Figuren, die Vergil noch nennt sind Eurypilus von Aulis, Michael Scott, Asdent und Guido Bonatti. Eurypilos wird als Seher selten genannt (genau genommen hat der Autor keine einzige Stelle gefunden, wo Eurypilos seherische Fähigkeiten zugesprochen werden, auch nicht in der bei Dante erwähnte Textstelle von Vergil, dort heißt es

Rat zu erholen. Der bringt vom Tempel den schrecklichen Ausspruch:
"Blut hat die Wind' euch versöhnt; es fiel vom Beile die Jungfrau,
Danaer, als ihr zuerst ausschifftet zum ilischen Strande:

Aeneis, 2. Buch, 114 ff

Eurypilos wird also lediglich zum Orakel geschickt. Wer tatsächlich als Seher eine Rolle spielt ist der im Text ebenfalls genannte Kalchos, der empfiehlt z.B. Iphigenie, die Tochter des Agammenons zu opfern, damit wieder ein Brise weht und die Schiffe den Hafen verlassen können. Von Michael Scott (geb. 1175, gest. 1232) wissen wir wenig. Studierte hatte er in Oxford, Paris und Toledo und war schon zu seiner Zeit

berühmt als Alchimist, aber auch als Mathematiker. Sein Ruf als Zauberer verdankt er wohl seiner Beschäftigung mit der Astrologie. Man darf annehmen, dass Dante hier unkritisch urteilte, denn im Grunde waren die Linien zwischen Wissenschaft und Hokuspukus damals nicht so eindeutig, auch Keppler, gut 200 Jahre später, beschäftigte sich noch mit Astrologie. Hervorgetreten ist er auch als Übersetzer des Aristoteles, die er während seiner Zeit in Toledo durchführte. Aufgrund dieser Werke wird er an den Hof von Friedrich II von Sizilien berufen (den kennen wir auch schon). Nach einer Zeit in Deutschland kehrt er nach Schottland zurück, das Angebot auf einen Posten als Bischoff lehnt er ab. Auf jeden Fall scheint es sich um eine komplexe Persönlichkeit zu handeln und Dante scheint eine damals gängige Clichévorstellung unkritisch übernommen zu haben. Guido Bonatti war ein Astrologe und scheint, sieht man von dem oben gemachten Einwand, dass die klare Trennlinie zwischen Hokuspokus

und Wissenschaft damals noch nicht gezogen war, ab, wohl eher in diese Kategorie zu passen. Historisch bekannt ist wenig, gestorben ist er um das Jahr 1296 herum. Asdente war ein Flickschuster, der im 13. Jahrhundert lebte und dessen Prophezeihungen auch der Bischoff von Parma vertraute.

Noch problematischer sind diese Verse.

Die Weiber schau! – Statt Garn und Rad zu lieben
Spindel und Nadel, wurden‘ s Zauberinnen
Die Hexerei mit Kraut und Wachsbild trieben

Da niemand konkretes mehr genannt wird, aber Frauen allgemein mit der Hexerei in Verbindung gebracht werden, kann man davon ausgehen, dass Dante tatsächlich an Hexen allgemein glaubte.

Mit „…Kains Dornenbund ragt binnen..“ wird auf eine damals wohl verbreitete Vorstellung abgestellt, dass die Punkte im Mond Kain gleichen, der ein Dornenbündel auf den Schultern trägt.

DIE HÖLLE: XX Gesang Inferno: XX CANTO
Jetzt liegt mir ob, von neuer Pein zu künden,
Die Inhalt sei dem zwanzigsten Gesange
Des ersten Lieds von der Verstoßnen Sünden. –
Di nova pena mi conven far versi
e dar matera al ventesimo canto
de la prima canzon, ch'è d'i sommersi.
Ich suchte schon, vom schroffen Klippenhange
Hinab zu spähn zum offnen Höllenschlunde,
Der feucht war von der Tränen Überschwange.
Io era già disposto tutto quanto
a riguardar ne lo scoperto fondo,
che si bagnava d'angoscioso pianto;
Wallfahrern gleich, die sich vereint zum Bunde,
Sah ich langsamen Schritts Gestalten gehen,
Schweigend und weinend in dem tiefen Grunde.
e vidi gente per lo vallon tondo
venir, tacendo e lagrimando, al passo
che fanno le letane in questo mondo.
Doch als ich erst genauer hingesehen,
Da hatte jeder, schauderhaftverquert,
Den Kopf derart auf seinen Schultern stehen,
Come 'l viso mi scese in lor più basso,
mirabilmente apparve esser travolto
ciascun tra 'l mento e 'l principio del casso,
Dass er nach rückwärts seine Augen kehrt
Und also sich des Krebsgangs muss bestreben,
Weil gradeaus zu schauen ihm verwehrt.
ché da le reni era tornato 'l volto,
e in dietro venir li convenia,
perché 'l veder dinanzi era lor tolto.
Durch Schlagfluß kann es sich vielleicht begeben,
Dass so gelähmt Genick und Hals verbleiben,
Doch glaub ich’s nicht und sah es nie im Leben.
Forse per forza già di parlasia
si travolse così alcun del tutto;
ma io nol vidi, né credo che sia.
Wenn Gott dein Lesen segnet und mein Schreiben,
O Leser, leg dir selbst die Frage nah:
Ob mir’s ins Aug nicht Tränen sollte treiben,
Se Dio ti lasci, lettor, prender frutto
di tua lezione, or pensa per te stesso
com' io potea tener lo viso asciutto,
Als unser Menschenbildnis ich allda
Verrenkt, verschraubt und von dem ewgen Weinen
Benetzt am Einschnitt ihres Kreuzes sah?
quando la nostra imagine di presso
vidi sì torta, che 'l pianto de li occhi
le natiche bagnava per lo fesso.
Laut weinend wahrlich! Lehnte an den Steinen
Mein Haupt; da hört ich streng den Führer fragen:
„Auch du willst andern Toren ähnlich scheinen?
Certo io piangea, poggiato a un de' rocchi
del duro scoglio, sì che la mia scorta
mi disse: «Ancor se' tu de li altri sciocchi?
Ein Frommer muss sich Mitleid hier versagen,
Denn ist es nicht ein schmähliches Gebaren,
Bedauernd Gottes Urteil anzuklagen?
Qui vive la pietà quand' è ben morta;
chi è più scellerato che colui
che al giudicio divin passion comporta?
Blick auf! Blickk auf! Um Jenen zu gewahren,
Den Thebens Erde niederschlang vorzeiten,
Dass alle riefen: Wohin willst du fahren,
Drizza la testa, drizza, e vedi a cui
s'aperse a li occhi d'i Teban la terra;
per ch'ei gridavan tutti: "Dove rui,
Amphiaraos, bist du müd zu streiten?
Doch läßt’s ihn unaufhaltsam fort im Schachte
Bis hin zum Allbezwinger Minos gleiten;
Anfïarao? perché lasci la guerra?".
E non restò di ruinare a valle
fino a Minòs che ciascheduno afferra.
Schau, wie er ihm die Brust zur Schulter machte!
Nun muss er rückwärts gehen und rückwärts sehen,
Er der zu weit voraus zu schaun gedachte.
Mira c'ha fatto petto de le spalle;
perché volse veder troppo davante,
di retro guarda e fa retroso calle.
Sieh dort Tiresias, dem es geschehen,
Dass seine Glieder er durch Zaubergabe
Zur Weibesform sah plötzlich übergehen.
Vedi Tiresia, che mutò sembiante
quando di maschio femmina divenne,
cangiandosi le membra tutte quante;
Er musste wieder erst mit seinem Stabe
Beschwörend auf den Schlangenknäuel hauen,
Dass er zurück des Bartes Zierde habe.
e prima, poi, ribatter li convenne
li duo serpenti avvolti, con la verga,
che rïavesse le maschili penne.
Der rücklings vor des Sehers Leib zu schauen
Ist Aruns. Einst auf Lunis Berggeländen,
Wo die Carrarer Tal und Flur bebauen,
Aronta è quel ch'al ventre li s'atterga,
che ne' monti di Luni, dove ronca
lo Carrarese che di sotto alberga,
Saß er in einer Grotte Marmorwänden,
Dass seine Augen auf die Meeresküste
Und zu den Sternen freien Ausblick fänden! –
ebbe tra ' bianchi marmi la spelonca
per sua dimora; onde a guardar le stelle
e 'l mar non li era la veduta tronca.
Und die, was ich am Leib sonst lockig wüsste,
Jetzt rückwärts trägt, die mit gelösten Haaren –
Was du von hier nicht siehst – sich hüllt die Brüste,
E quella che ricuopre le mammelle,
che tu non vedi, con le trecce sciolte,
e ha di là ogne pilosa pelle,
War Manto, die der Länder viel befahren
Bis sie im Orte blieb, der mich gebar.
Doch davon möchte ich mehr dir offenbaren.
Manto fu, che cercò per terre molte;
poscia si puose là dove nacqu' io;
onde un poco mi piace che m'ascolte.
Als dieser Welt entrückt ihr Vater War ,
Und Sklavin schon die Bacchos-Stadt geworden,
Durchirrte sie die Welt manch langes Jahr.
Poscia che 'l padre suo di vita uscìo
e venne serva la città di Baco,
questa gran tempo per lo mondo gio.
Ein See heißt in Italiens schönem Norden
Benaco; die Tiroler Alpen schließen
Germanien ab an seinen Uferborden.
Suso in Italia bella giace un laco,
a piè de l'Alpe che serra Lamagna
sovra Tiralli, c'ha nome Benaco.
Wohl mehr als tausend Quellen, glaub ich, fließen
Dort zwischen Garda und Camonica,
Die in den See vom Apennin sich gießen.
Per mille fonti, credo, e più si bagna
tra Garda e Val Camonica e Pennino
de l'acqua che nel detto laco stagna.
Wenn den gedachten Punkt sich dort ersah
Der Bischof von Verona, Brescia, Trient,
Sie könnten dreifach Segen sprechen da.
Loco è nel mezzo là dove 'l trentino
pastore e quel di Brescia e 'l veronese
segnar poria, s'e' fesse quel cammino.
Stolz bietet, wo der See nur Flachland kennt,
die Stirn Peschiera, ihre Kraft zu proben,
Falls Bergamo und Brescia es berennt.
Siede Peschiera, bello e forte arnese
da fronteggiar Bresciani e Bergamaschi,
ove la riva 'ntorno più discese.
Hierher stürzt all das Wasser sich von oben,
Das nicht im Schoß Benacos Raum gewinnt,
Und fließt durch Uferauen grünumwoben.
Ivi convien che tutto quanto caschi
ciò che 'n grembo a Benaco star non può,
e fassi fiume giù per verdi paschi.
Sobald der Fluss erst freien Lauf beginnt,
Schickt er als Mincio weiter seine Wellen,
Bis bei Governo er im Po verrinnt
Tosto che l'acqua a correr mette co,
non più Benaco, ma Mencio si chiama
fino a Governol, dove cade in Po.
Und bald danach an niedern seichten Stellen
Sein Bett verbreitert und zum Sumpfe staut,
Draus oft im Sommer giftge Dünste quellen.
Non molto ha corso, ch'el trova una lama,
ne la qual si distende e la 'mpaluda;
e suol di state talor esser grama.
Hier hat die grause Jungfrau Land erschaut,
Als sie vorbeizog, mitten im Moraste,
Unangesiedelt, wüst und unbebaut,
Quindi passando la vergine cruda
vide terra, nel mezzo del pantano,
sanza coltura e d'abitanti nuda.
Hier blieb sie, floh die Menschheit, die verhasste,
Trieb dort ihr Zauberwerk mit den Genossen
Und hauste da, bis sie im Tod erblasste.
Lì, per fuggire ogne consorzio umano,
ristette con suoi servi a far sue arti,
e visse, e vi lasciò suo corpo vano.
Die Menschen dann, die rings zerstreuten, schlossen
Sich um den festen Ort zum Schutzvereine,
Weil er vom Sumpf allseitiug war umflossen.
Li uomini poi che 'ntorno erano sparti
s'accolsero a quel loco, ch'era forte
per lo pantan ch'avea da tutte parti.
So türmte bald zur S t a d t sich Stein zu Steine,
Die kurzerhand ward Mantua genannt,
Erbaut auf ihrer Gründerin Gebeine.
Fer la città sovra quell' ossa morte;
e per colei che 'l loco prima elesse,
Mantüa l'appellar sanz' altra sorte.
Mehr Volk zuvor sich in den Mauern fand,
Eh Pinamont, den Toren zu betrügen,
Dem Casalodi die Gewalt entwand.
Già fuor le genti sue dentro più spesse,
prima che la mattia da Casalodi
da Pinamonte inganno ricevesse.
Dies lehr ich dich, falls man mit andern Zügen
Dir meiner Stadt Entstehung je berichte
Und Wahrheit zu entstellen sucht durch Lügen!“ –
Però t'assenno che, se tu mai odi
originar la mia terra altrimenti,
la verità nulla menzogna frodi».
Ich sprach: „Nichts macht mir mein Vertraun zunichte,
O Meister, dein Bericht nur soll mir frommen,
Auf andres ich als leere Spreu verzichte.
E io: «Maestro, i tuoi ragionamenti
mi son sì certi e prendon sì mia fede,
che li altri mi sarien carboni spenti.
Doch sag: von denen, die jetzt näher kommen,
Ist’s jemand wert, dass man von ihm erfahre?
Denn dafür ist mein Herz doch nur entglommen!“
Ma dimmi, de la gente che procede,
se tu ne vedi alcun degno di nota;
ché solo a ciò la mia mente rifiede».
Er sprach: „Dort jener, dem des Bartes Haare
Bis auf die braunen Schultern nieder fliegen,
War Seher, als in Hellas seltne Ware
Allor mi disse: «Quel che da la gota
porge la barba in su le spalle brune,
fu — quando Grecia fu di maschi vòta,
Das Mannsvolk hieß und kaum noch in den Wiegen
Ein Knäblein lag. Mit Kalchas gab er an:
Wann Zeit es sei, dass sie zu Schiffe stiegen.
sì ch'a pena rimaser per le cune —
augure, e diede 'l punto con Calcanta
in Aulide a tagliar la prima fune.
Eurypilus von Aulis ist der Mann,
Es hat mein tragisch Lied von ihm gesungen;
Du weißt es, der es schier auswendig kann.
Euripilo ebbe nome, e così 'l canta
l'alta mia tragedìa in alcun loco:
ben lo sai tu che la sai tutta quanta.
Und Michel Scott, des Ruf die Welt durchdrungen,
Ist dieser Hagre dort; stets ist behenh
Und leicht das schwerste Blendwerk ihm gelungen!
Quell' altro che ne' fianchi è così poco,
Michele Scotto fu, che veramente
de le magiche frode seppe 'l gioco.
Sieh auch Guido Bonatti! Sieh Asdent,
Der gern bei Pech und Leisten wär geblieben,
Wie er mit Reue nun zu spät bekennt.
Vedi Guido Bonatti; vedi Asdente,
ch'avere inteso al cuoio e a lo spago
ora vorrebbe, ma tardi si pente.
Die Weiber schau! – Statt Garn und Rad zu lieben,
Spindel und Nadel, wurdens Zauberinnen,
Die Hexerei mit Kraut und Wachsbild trieben.
Vedi le triste che lasciaron l'ago,
la spuola e 'l fuso, e fecersi 'ndivine;
fecer malie con erbe e con imago.
Doch komm nun! Kains Dornenbund ragt binnen
Der Gränze schon von beiden Hemisphären, XXXXX
Die Meerflut bei Sevilla gewinnen.
Ma vienne omai, ché già tiene 'l confine
d'amendue li emisperi e tocca l'onda
sotto Sobilia Caino e le spine;
Du sahst ihn gestern sich zum Vollmond klären
Und dir, du weißt, verschiedne Mal inmitten
Der Waldesnacht willkommnes Licht gewähren!“
e già iernotte fu la luna tonda:
ben ten de' ricordar, ché non ti nocque
alcuna volta per la selva fonda».
So sprach Virgil, indem wir weiter schritten. Sì mi parlava, e andavamo introcque.
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