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Deutsch Italienisch Der Prosatext im heutigen Standarditalienisch:
Sechsunddreißigstes Kapitel Trentesimo sesto capitolo

Nun geschah es, dass diese Frau, wo sie mich auch sah, mit mitleidigen Mienen und bleichem Antlitz, wie von Minne entfärbt, erfunden ward, wobei ich viele Male meiner trefflichsten Herrin gedachte, die sich mir immerdar mit der gleichen Farbe gezeigt hatte. Und oft fürwahr, wenn ich weder zu weinen noch sonst meiner Traurigkeit mich zu entledigen vermochte, ging ich, diese mitleidige Frau zu sehen, die durch ihren bloßen Anblick die Tränen aus meinen Augen hervorzuziehen schien. Und so kam mir die Lust, abermals einige Worte zu sprechen, indem ich zu ihr redete. Und ich sprach: „Des Mitleids Blässe...“

Zwanzigstes Sonett

Des Mitleids Blässe und der Liebe Farbe,
Nie einten sie auf einer Frau Gesicht
Holdselger sich zu einer Schmerzensgarbe,
Wie Mitleid sie um fremden Kummer flicht.

Denn wenn zu meinem Leid, das nie zur Narbe
Verheilen wird, lieb Euer Auge spricht,
Fühl ich, dass nicht mein Schmerz an Trost mehr darbe,
Und fürchte gar, dass es das Herz mir bricht.

Ich kann’ s den armen Augen nicht verweigern,
Dass sie Euch oft und inniglich betrachten,
Obwohl sie Sehnsucht feuchtet und bedrückt.

Doch Euer Anblick kann ihr Weh nur steigern,
Dass sie in trockner Qual versiegend schmachten,
Weil ihnen ach! vor Euch kein Weinen glückt.

Avvenne poi che là ovunque questa donna mi vedea, sì si facea d'una vista
pietosa e d'un colore palido quasi come d'amore; onde molte fiate mi ricordava de la mia
nobilissima donna, che di simile colore si mostrava tuttavia. E certo molte volte non potendo
lagrimare né disfogare la mia trestizia, io andava per vedere questa pietosa donna, la quale parea
che tirasse le lagrime fuori de li miei occhi per la sua vista. E però mi venne volontade di dire
anche parole, parlando a lei; e dissi questo sonetto, lo quale comincia: "Color d'amore"; ed è piano
sanza dividerlo, per la sua precedente ragione.

Color d'amore e di pietà sembianti
non preser mai così mirabilmente
viso di donna, per veder sovente
occhi gentili o dolorosi pianti,

come lo vostro, qualora davanti
vedètevi la mia labbia dolente;
sì che per voi mi ven cosa a la mente,
ch'io temo forte no lo cor si schianti.

Eo non posso tener li occhi distrutti
che non reguardin voi spesse fiate,
per desiderio di pianger ch'elli hanno:

e voi crescete sì lor volontate,
che de la voglia si consuman tutti;
ma lagrimar dinanzi a voi non sanno.

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