Mais il y avait là, par malheur, un petit animalcule en bonnet carré qui
coupa la parole à tous les animalcules philosophes ; il dit qu'il savait
tout le secret, que cela se trouvait dans la Somme de Saint Thomas ; il regarda
de haut en bas les deux habitants célestes ; il leur soutint que leurs
personnes, leurs mondes, leurs soleils, leurs étoiles, tout était
fait uniquement pour l'homme. A ce discours, nos deux voyageurs se laissèrent
aller l'un sur l'autre en étouffant de ce rire inextinguible qui, selon
Homère. est le partage des dieux : leurs épaules et leurs ventres
allaient et venaient, et dans ces convulsions le vaisseau, que le Sirien avait
sur son ongle, tomba dans une poche de la culotte du Saturnien.
Aber es gab da auch, unglücklicherweise, ein kleines Tier mit einem viereckigen
Hut, der allen philosophischen Tieren ins Wort fiel. Er behauptete, alle Geheimnisse
zu kennen, alle, die in der Summa Theologia des Thomas von Aquin enthalten
seien. Er betrachtete die zweiten Himmelsbewohner von oben nach unten und behauptete
ihnen gegenüber, dass sie selbst, ihre Welten, ihre Monde, ihre Sonnen,
ihre Sterne, all das nur für den Menschen geschaffen worden sei. Als er
dies sagte, ließ sich der eine auf den anderen fallen, von jenem unwiderstehlichen
Lachen, das nach Homer ein Teil der Götter ist, überwältigt.
Ihre Schultern und Bäuche zuckten und im Verlaufe dieser Zuckungen fiel
das Schiff, welches der Siriusaner auf seinem Daumen hatte, in die Hosentasche
des Saturnianers.
Den Text haben wir , also die infos24 GmbH, mal vertonen lassen und übersetzt,
er findet sich hier:
http://www.franzoesisch-lehrbuch.de
Der Autor hat doch sehr stark den Eindruck, dass einige kritische Anmerkungen
zu machen sind, wenn die Divina Commedia verbindlich als Teil des Lektürekanons
an Schulen vorgeschrieben ist, abgesehen von der Tatsache, dass er ganz erhebliche
Zweifel an der Eignung dieses Werkes als Einführung in die Literatur
hegt.
Kaum drang aus benedeitem Flammenmunde
Das letzte Wort zu mir, als neu im Gang
Die heilge Mühle anfing ihre Runde.
Do you remember? Im zehnten Gesang vollführten die 12 Erleuchteten einen Ringelreihertanz, dreimal im Kreis und erst als sie die ursprüngliche Position wieder eingenommen hatten, erzählte uns Thomas von Aquin die Heldentaten des Franz von Assisi. Sein Vortrag war zwar nicht so klar und objektiv geschrieben wie der Wikipedia Artikel zu diesem Thema, dafür aber in Terzinenform, was ja immer besser ist, denn in Terzinenform ist alles gleich viel schöner.
Doch eh der ganze Kreis herum sich schwang,
Umflocht ein zweiter ihn, der sich an jenen
Im gleichen Rhythmus schloss mit gleichem Sang;
Wir haben also zwei mal Ringelreihen der älteren Herren. Der erste davon ringelreihet, nachdem Thomas von Aquin seinen Vortrag beendet hat, weiter und zusätzlich bildet sich um diesen herum noch ein zweiter Reigen. Wer im zweiten Reigen tanzt, erfahren wir erst ganz am Schluss des Geträllers.
Mit Sang, der unsre Musen und Sirenen
Durch süße Himmelsflöten so besiegt
Wie Sol die Sterne, die nur Licht entlehnen. -
hm. Da hat Zoozmann aber mächtig interpretiert. Das muss nicht falsch sein, aber das Original geht so:
canto che tanto vince nostre muse,
nostre serene in quelle dolci tube,
quanto primo splendor quel ch'e' refuse
Gesang der soviel schöner klingt als unsere Kunst,
unsere Sirenen aus den süßen Tuben,
wie der erste Glanz den Glanz seines Wiederscheins
Also: Unser Gesang (bei Dante Muse, damit ist hier aber Gesang gemeint und nicht die Musen), also von uns, den Erdenwürmern, kommt aus Tuben und Trompeten und ist natürlich schon toll. Aber der Gesang, der da schallt, im Paradies, von diesen tiefen Bässen und Tenören, das ist natürlich das Original und der Abstand zwischen dem Original und unserem Trompetengeschmetter ist in etwa so, wie der Unterschied, der im Hinblick auf die Leuchtkraft zwischen der ursprünglichen Quelle besteht und deren Widerschein. Damit wissen wir zwar immer noch nicht, wie das tönt, aber wir wissen, was Dante sagen wollte. Ob Dante aber sich mal überlegt hat, ob er selbst diesen Vergleich suggestiv fand, also für geeignet hielt, uns einen Eindruck des himmlischen Gesanges zu vermitteln, wissen wir auch nicht und wir befürchten, dass er sich diese sehr naheliegende Frage nie gestellt hat. Er hat einfach irgendwelche Worte in Terzinenform zusammengefügt.
Wie sich durch zarte Wolkenflöre schmiegt
Gleichfarbig, gleichgewölbt der Doppelbogen,
Auf dem der Juno schnelle Botin fliegt,
Wo Außenkreis vom innern wird gezogen
Gleich der, die bis auf‘ s Echo schwand durch Glut
Der Liebe wie vom Frühling aufgesogen,
Wie Gott durch dieses Zeichen kund uns tut,
Dass er den Bund mit Noah eingegangen,
Wonach nie wiederkehren soll die Flut - ,
Im Orginal
Come si volgon per tenera nube
due archi paralelli e concolori,
quando Iunone a sua ancella iube,
nascendo di quel d'entro quel di fori,
a guisa del parlar di quella vaga
ch'amor consunse come sol vapori;
e fanno qui la gente esser presaga,
per lo patto che Dio con Noè puose,
del mondo che già mai più non s'allaga:
Wie zwei parallele und gleichfarbige Bögen
Sich vereinen, wenn Juno
ihrer Dienerin befiehlt,
wenn aus dem äußeren Bogen der Innere wird geboren,
ganz so wie es bei jener war
die Liebe ward ausgelöscht wie der Dampf durch die Sonne
so sagen hier die Menschen voraus,
durch den Pakt den Gott mit Noah hat geschlossen,
dass nie mehr wird die Erde überflutet
??? Wow! Das ist jetzt ein Osterei der besonderen Art, das Teil ist schon
fast nicht mehr zu finden, das ist reichlich grenzwertig. Die ersten zwei Terzinen
beschreiben den schlichten Regenbogen und so wie eben dieser Regenbogen von
Gottes Bund mit dem Menschen zeugt (das steht in Genesis, Kapitel 9, 9ff, machen
wir gleich) so stehen diese Verkünder der ewigen Weisheit( wer das ist
erfahren wir später ) ebenfalls für den Bund des Menschen mit Gott?
Ne? Nicht klar? Also, nochmal alles im Detail.
Wie zwei parallele vielfarbige Bögen
Sich vereinen, wenn Juno
ihrer Dienerin befiehlt,
Einen doppelten Regenbogen haben Sie noch nie gesehen? Ich auch nicht, aber er sieht so aus.
Für den Vergleich Dantes hätte es auch ein einfacher Regenbogen
getan, die Stelle in der Bibel spricht auch von einem. Er wollte aber um jeden
Preis zwei Regenbogen haben, weil er ja auch zwei Ringelreihe tanzende Theologen
hat; jeder dieser Kreise ist dann wie ein Regenbogen (siehe unten). Falsch
ist übrigens das mit dem parallel und gleichfarbig („due archi paralelli
e concolori“). Wenn es zwei Regenbögen gibt, müssen die absolut
nicht gleichfarbig sein, wie dieses Photo zeigt.
Also parallel sind sie schon mal gar nicht, der rechte geht wesentlich steiler gen Himmel. Und die Farben haben weder die gleiche Reihenfolge noch sind die Farbwerte gleich. Die Dienerin bei „wenn Juno ihrer Dienerin befiehlt“ ist Iris. Die stieg auf einem Regenbogen vom Himmel herab, wenn sie irgendwem eine Botschaft von Juno, der schwesterlichen Gattin von Jupiter zu überbringen hatte. Da Dante jetzt aber zwei Regenbögen braucht, dichtet er schlicht noch dazu, dass der Innere aus dem Äußeren entsteht, wie auch immer.
wenn aus dem äußeren Bogen der Innere wird geboren,
ganz so wie es bei jener war
die Liebe ward ausgelöscht wie der Dampf durch die Sonne
Das verstehen wir zwar nicht mal ansatzweise, wieso aus dem äußeren Regenbogen der innere hervorgehen soll, aber das ist auch völlig egal. Hauptsache er wird irgendwie wieder ein Regenbogen. Um nun zu erklären, wie der Innere aus dem Äußeren entsteht, benutzt er wieder ein Bild, nämlich das Bild von Echo und Narziss. Erstere, also Echo, löste sich vor lauter verschmähter Liebe zu Narziss allmählich in Luft auf (wird also wie der Regenbogen zu einem Luftgebilde), was dann wiederum so ähnlich ist wie der Dampf, der aufgelöst wird durch die Sonne. Was sich Dante da jetzt genau vorstellt ist zwar etwas unklar, aber so in die Richtung geht es. Damit sind wir dann bei dem Regenbogen, der in der Bibel beschrieben wird, Genesis, Kapitel 9, Vers 9 ff.: Siehe, ich richte mit euch einen Bund auf und mit eurem Samen nach euch und mit allem lebendigen Getier bei euch, an Vögeln, an Vieh und an allen Tieren auf Erden bei euch, von allem, was aus dem Kasten gegangen ist, was für Tiere es sind auf Erden. Und richte meinen Bund also mit euch auf, daß hinfort nicht mehr alles Fleisch verderbt werden soll mit dem Wasser der Sintflut , und soll hinfort keine Sintflut mehr kommen, die die Erde verderbe. Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich gemacht habe zwischen mir und euch und allen lebendigen Seelen bei euch hinfort ewiglich: Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. Und wenn es kommt, daß ich Wolken über die Erde führe, so soll man meinen Bogen sehen in den Wolken. 15Alsdann will ich gedenken an meinen Bund zwischen mir und euch und allen lebendigen Seelen in allerlei Fleisch, daß nicht mehr hinfort eine Sintflut komme, die alles Fleisch verderbe. Darum soll mein Bogen in den Wolken sein, daß ich ihn ansehe und gedenke an den ewigen Bund zwischen Gott und allen lebendigen Seelen in allem Fleisch, das auf Erden ist. Und Gott sagte zu Noah: Das sei das Zeichen des Bundes, den ich aufgerichtet habe zwischen mir und allem Fleisch auf Erden.
Puh! Und so wie dieser Regenbogen, der dem Noah den Bund zwischen Gott und Mensch anzeigte, so verweist auch dieses Gelichter auf die Verbindung zwischen Gott und Mensch und da es gleich zwei sind, ist die Verbindung gleich doppelt (siehe unten, zwei Ringelreihen). Da sind wir hingerissen! Heilige Madonna der Schlachthöfe, bei soviel Lyrik, da stehen wir da mit blutendem Herzen und ergreifender Ergriffenheit, sehnsüchtig bestrebt, die Ergriffenheit der Welt bei der Lektüre der Divina Commedia zu begreifen. Wir fragen uns ganz ernsthaft, wie so an den Haaren herbeigezogene Vergleiche und Metaphern, die mit einem Maximum an Verquastheit vorgetragen werden und dann auch noch in Terzinenform, von irgendjemand als Lyrik / Dichtung aufgefasst werden. Es sieht so aus, wie wenn bestimmte Leute, die dieses Machwerk aus Eigeninteresse als Teil des Kanons etablieren konnten, nicht zwischen zwei sehr unterschiedlichen Sachverhalten unterscheiden können. Lyrik / Dichtung ist, dies sei konzediert, manchmal schwer zu lesen. Der Dichter stellt seine eigene Logik der Logik der Welt entgegen. Dies kann er nur, wenn er durch eine innere, hochkomplexe Dynamik die Welt neu bewertet. Damit ist Dichtung kein „normaler“ Gesprächspartner mehr. Der „normale“ Gesprächspartner (Dichtung ist wohl so eine Art Gesprächspartner) ist in etwa auf unserem Niveau, was er sagt, verstehen wir unmittelbar. Findet aber, wie in der Dichtung, eine Neubewertung der Welt statt, dann verstehen wir es nicht mehr unmittelbar. In Dichtung steckt Arbeit, um sie zu entschlüsseln bedarf es folglich wiederum Arbeit. Dichtung darf und soll also „schwer“ verständlich sein. Ist sie es nicht, kann sie uns auch nicht aus unseren beengten Verhältnissen herausführen. Dieser Tatbestand, dass Dichtung dunkel sein kann, scheint nun bei der Philologenzunft zu der Auffassung zu führen, dass alles, was dunkel ist, irgendwie qualitativ hochwertig ist. Dem ist nicht so. Nur da, wo uns die Dichtung an die Grenzen der Sprache führt, wo sie es uns erlaubt, aus der Sprache auszubrechen, sollte man von Dichtung sprechen. Handelt es sich, wie bei Dante, lediglich um eine verquaste Darstellung von Trivialzusammenhängen, dann sollte man schlicht von Unfähigkeit sprechen, sich klar auszudrücken. Es ist nicht so, dass jeder Mist schon zur Dichtung wird, nur weil er in Terzinen gemeißelt wurde.
Genau so waren wir auch hier umfangen
Von jenen ewgen Rosendoppelkränzen,
Die sich harmonisch umeinanderschlangen.
Er hat also zwei Kreise von Gelichtern und jeder Kreis ist sozusagen ein Regenbogen, verweist also auf die Verbindung zwischen den Menschen und Gott. Wir lernen also noch etwas. Üblicherweise kürzt man ja die Diskussion um die Qualität einer Dichtung dadurch ab, dass man sagt, dass das, was die Geschichte überlebt, das Destillat ist. So finden wir das auch bei Goethe, also im Faust:
Was glänzt, ist für den Augenblick geboren,
Das Echte bleibt der Nachwelt unverloren.
So mancher Bestseller wird also in nur wenigen Jahren (zum Beispiel Günther Grass) in die Bedeutungslosigkeit hinab gleiten, da hilft auch kein Literaturnobelpreis. Langfristig hilft, was Dichtung angeht weder Marketing noch Effekthascherei noch eine geschickte Manipulation der Journaille. Übrig bleibt, was authentisch ist. Das wiederum passt natürlich Adorno nicht, er sähe es lieber, wenn nicht das Verdikt der Geschichte das Urteil fällt, sondern sich mit objektiven Kriterien der Schund von der Qualität trennen ließe, merkt an, dass die Geschichte auch so manchen Schund nach oben spült. Das wiederum glaubt der Autor nicht wirklich, ein Beispiel, das die These Adornos bestätigen würde, wäre aber die Divina Commedia. In der Regel darf man aber auf die Geschichte vertrauen. Sie etabliert Goethe, Schiller, Heine, Thomas Mann, Dostojewski, Tolstoi, Marcel Proust, Cervantes, James Joyce, Mario Vargas Llosa etc. etc. als Kanon und schickt Plunder wie „Der Da Vinci Code“ in den Orkus. Albern wird der Kanon nur dann, wenn er von Philologen und Kultusministerien verwaltet wird: das Wenige, was sie sich mühsam und meist erfolglos versucht haben in die Birne zu bimsen auf dem Lehrplan zu haben. Auch bei Dante wäre das historische Verdikt korrekt, wenn hier nicht der Staat via Bildungsbehörde einen Leichnam künstlich am Leben erhalten würde. Es ist auch nicht besonders tragisch, dass irgendjemand im Mittelalter reichlich durchgeknallt war und merkwürdige Ansichten vertrat und man kann auch sagen, dass die Divina Commedia als historisches Dokument wertvoll ist, man kann daran studieren, wie durchgeknallt jemand sein kann, wenn das Basiswissen fehlt, das es erlauben würde, gesellschaftliche / politische / ökonomische Zusammenhänge zu durchschauen. Vielleicht wäre ja auch bei Talibans und anderen Verrückten durch Aufklärung was zu leisten. Was irrational daher kommt, kann ja auch ein Mangel an Bildung sein.Insofern ist Dante interessant, von mir aus kann man ihn dann auch einen wichtigen Vertreter der Kultur des Mittelalters nennen, der Durchgeknallten eben. Problematisch wird es, wenn ein Durchgeknallter als jemand vorgestellt wird, der auch noch in der heutigen Zeit Vorbildfunktion haben soll. Da kann man sich dann schon fragen, wie verwirrt die Leute alle sind, die sich im Internet in allen möglichen Foren zu Dante äußern, mit einem Enthousiasmus, der irgendwie gar keinen konkreten Grund braucht, sich zu entzünden, der nur deswegen entsteht, weil ein Bedürfnis besteht zu glühen, egal für was. Glühen sollte man, aber unter Kontrolle und Beteiligung der oben erwähnten assoziativen Großhirnrinde.
Und als nach ihren festlich frohen Tänzen,
Nach all dem Jubelsang und wonnevollen,
Liebreichen, wechselseitigen Beglänzen
Ein Stillstand eintrat durch ein einzig Wollen –
Wie Augen, die auf unsers Willens Wink
Auch nur gemeinsam stillstehn oder rollen –
Da scholl‘ s aus einem Licht zu mir, dass flink,
Wie eine Kompassnadel strebt nach Norden,
Mein Blick zu diesem neuen Lichte ging.
Ein bisschen wirr, aber auch egal. Sagen will er uns nur, dass der Reigen auf einmal wie auf Kommando stillstand, angeleitet durch einen einzigen Willen (Will Dante uns damit etwas sagen, dann ist es unsympathisch; die Sache mit dem einen Willen, der alles lenkt, ist keine faszinierende Vorstellung. Die Variante hatten wir schon in der deutschen Geschichte. Das Ergebnis war die größte denkbare Katastrophe, führte zu einer Hölle, im Vergleich zu der die Hölle Dantes schlicht ein Kinderspielplatz ist. Zu befürchten ist, dass für Dante die Vorstellung eines einheitlichen Willens, der alle Organisationen und Glieder einer Gesellschaft erfasst, tatsächlich eine sympathische Vorstellung ist. Diese Vorstellung passt eher zu seinem in der Divina Commedia ausgebreiteten Weltbild als eine pluralistische Gesellschaft.). Wie Dante auf die Idee kommt, dass das Zwinkern der Augen willentlich herbeigeführt wird, ist ein Rätsel. Zwar kann man auch willentlich mit den Augen zwinkern, in der Regel werden aber diese Prozesse vom Kleinhirn gesteuert, die assoziative Großhirnrinde, die bewusste Bewegungen herbeiführt, ist daran nicht beteiligt.
Das sprach: „Durch die ich hier verschönert worden,
Die Liebe lässt vom andern Hort mich singen,
Da man den Gründer pries von meinem Orden!
Im Original
e cominciò: «L'amor che mi fa bella
mi tragge a ragionar de l'altro duca
per cui del mio sì ben ci si favella
Und er begann: “Die Liebe dich mich schön gemacht,
hält mich an vom anderen Führer zu sprechen,
da man doch von meinem hier so wohl gesprochen
Der, der spricht ist Bonaventura (ein Franziskaner) und er preist Dominikus,
den Gründer des Dominikanerordens. Gepriesen wird also über Kreuz,
das ist für Dante ganz wichtig, irgendwie will er uns damit vor Augen
führen, wie unparteiisch und selbstvergessen die alle waren. Dass es sich
um Bonaventura handelt, erfahren wir erst ganz zum Schluss (sechstletzte Terzine),
dass Dominikus gemeint ist, ein bisschen früher. Bonaventura starb 1274
in Lyon, das genaue Datum seiner Geburt ist unbekannt. Den Franziskanern trat
er um das Jahr 1243 bei, während oder nach seinem Studium der sieben freien
Künste (Grammatik-Rhetorik-Dialektik / Arithmetik - Geometrie - Musik
- Astronomie) in Paris. Anschließend, also von 1243 bis 1248 studierte
er, ebenfalls in Paris, Theologie, wo er dann auch lehrend tätig war.
1257 wurde er Generalminister der Franziskaner und versöhnte zwei unterschiedliche
Strömungen innerhalb des Ordens, die Spirituales, die jede Art von Besitz
ablehnten und
die Conventuales, die Besitz in einem gewissen Umfang für legitim hielten.
Der Dominikus, über den er dann berichtet, ist ein ganz problematischer
Kunde und die Art, wie er über ihn berichtet, scheint alles zu bestätigen,
was wir über diesen Dominikus lesen können. Wir sehen hier eindeutig,
dass Dante wesentlich besser daran getan hätte, sich mit den leichtbekleideten
Florentinerinnen zu beschäftigen. Man kann vermuten, dass bei jenen der
gesunde Menschenverstand noch nicht ausgesetzt hatte, die lebten unbeschwert
von diesem mittelalterlichen Theologen Hokuspokus. Bei Dominikus allerdings
können wir die fatalen Wirkungen betrachten, die die kontinuierliche Lektüre
von Hokuspokus so mit sich bringt. Von dem ingenioso hidalgo Don Quijote de
la Mancha unterscheidet er sich nur durch die fatale Wirkung auf seine Umwelt
und der Richtung der Träume. Beiden wurde die Birne durch den nicht sachgemäßen
Gebrauch von Büchern abgefackelt. Während aber der eine letztlich
lediglich daran scheitert, dass die Welt etwas trivial ist und für Helden
seines Ranges kein Betätigungsfeld hat, fängt der andere an, die
reale Welt nach Maßgabe des Hokuspokus umzugestalten. Die Träume
des Don Quijote zielen aber letztlich in die richtige Richtung. Dass Dulcinea
del Toboso sich lediglich als plumpes Bauernmädel sieht und nicht wie
Don Quijote als anmutiges Objekt der Verehrung, für die der Ritter jeden
Kampf besteht, ist eigentlich ein Problem der Dulcinea del Toboso. Was kann
er dafür, dass sich das Mädel selbst verachtet? Geboren wurde der
Wegbereiter der Inquisition als Domingo Guzmán um 1170 in der Nähe
von Burgos, Nordspanien. Nach dem Studium der
Theologie begleitete er den Bischof Diego de Acebo nach Südfrankreich,
wo die bereits erwähnte Katharerbewegung sich ausgebreitet hatte, eine,
aus katholischer Sicht, sektiererische Bewegung. Als 1209 der Kreuzzug gegen
die Katharer begann, begleitete er diesen, um den Besiegten
den wahren Glauben zu verkünden. Die eigentliche Gründung des Dominikanerordens
fällt auf das Jahr 1216. Zweck war vor allem die Verbreitung der wahren
Lehre und die Bekämpfung der Ketzerei.
Wer einen lobt, muss Lob dem andern bringen,
Und wie sie stets vereint gestritten hatten,
Muss beiden auch vereinter Ruhm erklingen.
Gemeint ist wohl, dass beide Orden sich darum bemühten, den christlichen Glauben als den einzig wahren zu etablieren.
Die Heerschar Christi, die neu auszustatten
So schwer war, sah man spärlich, pflichtvergessen
Der Fahne folgen und im Mut ermatten,
Bis der Monarch, der Macht hat unermessen,
Hilfreich die hart Gefährdeten erquickte -
Aus Gnade nur, nicht weil sie würdig dessen,
Im Original
L'essercito di Cristo, che sì caro
costò a riarmar, dietro a la 'nsegna
si movea tardo, sospeccioso e raro,
quando lo 'mperador che sempre regna
provide a la milizia, ch'era in forse,
per sola grazia, non per esser degna;
Das Heer der Christen, was nur mit hohem Preis
Zur Wiederauferstehung gelangte, folgte nur
Langsam der Fahne, dünkelhaft und eigenartig
als der Herrscher der immer regiert
der Miliz, die wankelmütige, verstärkte,
nur aus Gnade, nicht weil sie es verdiente
Also das Herr der Christen war vom rechten Weg ja abgewichen, weil eben jene Eva einen Apfel aß und folglich die Menschheit mit der Erbsünde belastete. Um sie davon zu befreien und den Apfel zu rehabilitieren, wurde Christus gekreuzigt. Das ist natürlich aus strafrechtlicher Sicht wirklich eine heftige Strafe für das Verspeisen eines Apfels. Aber selbst nachdem sie Christus geopfert hatte, folgte die Christenschar dem neuen Glauben nur zögerlich, viele aßen weiter Äpfel und warteten darauf, dass das irgendeine Erkenntnis bringe. So manche Eltern rührten Apfelkompott, um den Kleinen beizubringen, was gut und böse ist. In dieser also wahrlich schwierigen Situation schickte der, der immer regiert, also der liebe Gott in seiner allmächtigen Liebe Franziskus von Assisi und den heiligen Dominikus, um den etwas lahmen Milizen des christlichen Heeres beizustehen.
Indem er seiner Braut zwei Kämpen schickte,
Auf deren Rat und Tat zu neuem Ruhme
Die Schar sich sammelte, die notumstrickte. -
„Seine Braut“ ist die Kirche, die hat sich ja bei der Kreuzigung Christi mit Jesus vermählt halt, wie auch immer. Und dieser Braut hat der Allmächtige in seiner Herrlichkeit dann zwei Kämpen zur Seite gestellt, das gab dann einen flotten vierer.
Jetzt kommt die Beschreibung Nordspaniens, so wie Dante sich das vorstellt, denn er beschreibt jetzt den Geburtsort des Dominikus.
Dort, wo der sanfte Zephir Blatt und Blume
Zuerst erweckt in kosendem Gelüste,
Womit sich schmückt Europens Bodenkrume,
Wo schäumend schlägt die Brandung an die Küste,
Wo, von des Meers Unendlichkeit gewiegt,
Die müde Sonne zeitweis geht zur Rüste-
Dort ist’s, wo stolz sich Callaroga schmiegt,
Das hochbeglückte, unterm Ehrenschilde,
Darin ein Löwe siegt und unterliegt.
Erzeugt, geboren ward hier im Gefilde
Des Glaubens heilger Bräutgam und Athlet,
Dem Feinde furchtbar, doch den Seinen milde.
Also das ist gut, das müssen wir uns jetzt mal Terzine für Terzine anschauen.
In quella parte ove surge ad aprire
Zefiro dolce le novelle fronde
di che si vede Europa rivestire,
An jenem Ort wo der Zephir anhebt
Um zu öffnen die neuen Knospen
mit denen sich Europa auf das neue kleidet
Zephyr ist der Gatte der Eris, die auf dem Regenbogen wandelte, er verkörpert den Westwind. Dieser Westwind wird als warm und feucht beschrieben und brachte somit den Frühling. Damit stellen sich natürlich mehrere Fragen. 1) Wieso kommt der Westwind aus Spanien. 2) Wieso weht der Westwind aus Spanien über ganz Europa. 3) Wieso bringt dieser Westwind den Frühling. 4) Dante hätte doch mal auffallen müssen, dass der Frühling immer wieder kommt, völlig unabhängig davon, woher der Wind bläst. Also das ist schon reichlich Murks.
non molto lungi al percuoter de l'onde
dietro a le quali, per la lunga foga,
lo sol talvolta ad ogne uom si nasconde,
Nicht weit entfernt von jenem Wellenschlag
hinter dem sich die Sonne nach ihrem langen Lauf
versteckt manchmal vor allen Menschen
hm. Vordergründig würde man das jetzt so lesen, dass die Sonne an manchen Orten im Meer versinkt, was zweifelsohne richtig ist, wobei dieses Phänomen etwas unspezifisch wäre, also auf jedes Land zutrifft, das eine Küste hat, die nach Westen zeigt. Das wäre dann natürlich als Beschreibung einer Landschaft vollkommener Schwachsinn. Im Gegenzug zum Autor, der Dante absolut jeden Schwachsinn zutraut, gehen die italienischen Kommentatoren davon aus, dass die Verse irgendeinen Sinn ergeben müssen. Sie interpretieren dann das „percuotere le l‘ onde“ (jenem Wellenschlag) mit dem Golf von Biskaya und das „lo sol talvolta ad ogne uom si nasconde“ mit dem Solistitium, was ja sowohl die Winter- wie auch die Sommersonnenwende beschreibt. Die Sommersonnenwende beschreibt (sie ist am 21. Juni) den Zeitpunkt, ab dem die Tage wieder kürzer werden, die Wintersonnenwende (sie ist am 21. Dezember) den Zeitpunkt, ab dem die Tage wieder länger werden. Das Problem dabei ist, dass sich die Sonne weder an dem einen, noch an dem anderen Tag vor irgendjemandem versteckt und das Phänomen der länger, bzw. kürzer werdenden Tage auch gar nichts mit dem geographischen Standpunkt zu tun hat (bis auf die Tatsache, dass es sich an den Polen etwas anders verhält und, was dieses Phänomen angeht, es auf der Nordhalbkugel genau umgekehrt ist wie auf der Südhalbkugel). Dieser Rettungsversuch macht die Sache also nicht besser, sondern eher schlimmer. Am besten gehen wir davon aus, dass Dante nicht den blassesten Schimmer einer Ahnung hatte, wie es in Spanien aussieht, aber er den Geburtsort des Dominikus ähnlich verwirrend präzise beschreiben wollte wie im Geträller vorher den Geburtsort von Franz von Assisi. Das Problem dabei ist, dass er, beziehen sich seine Beschreibungen auf das irdische Jammertal und nicht auf das himmlische Nichts, nicht dieselbe Methode wählen kann, denn das Aussehen des irdischen Jammertales ist bekannt.
siede la fortunata Calaroga
sotto la protezion del grande scudo
in che soggiace il leone e soggioga
befindet sich das glückliche Calaroga
unter dem Schutz des großen Schildes
in welchem der Löwe unterjocht und unterwirft
Mit Calaroga ist Caleruega gemeint, ein Dorf 80 km südlich von Burgos.
Was das Glück angeht (glückliches Calaroga) kann man geteilter Meinung
sein. Auf jeden Fall sind die Einwohner Caleruegas bis auf den heutigen Tag
glücklich über ihren Dominikus, die haben den sogar ins Wappen eingebaut.
Das Kreuz (geformt aus vier Schwertern) auf rotem Grund verweist auf die kriegerische
Vergangenheit des Dorfes. Der Hund steht für die Dominikaner. Es ist eine,
bewusste oder unbewusste Umdeutung des Namens Dominicus (domini canes = Hund
des Herrn). Ob er von den Dominikaner erfunden wurde, die dabei an den positiven
Wachhund dachten oder von der Bevölkerung, die eher an blutrünstige
Wölfe dachten, wird kontrovers diskutiert. Da aber die Dominikaner selber
den Hund auf ihrem Wappen trugen, kann man wohl davon ausgehen, dass ersteres
stimmt. Weiter soll, so die Legende, die Mutter des Dominikus von einem Hund
mit einer Fackel (der Wachhund des Herrn hat die Fackel der Erleuchtung im
Maul) geträumt haben, bevor sie mit Dominikus niederkam. Dieser Köter
wiederum hat die Pfote auf der Weltkugel, Symbol dafür, dass diese sinistre
Gesellschaft bestrebt war, sich weltweit auszubreiten. Der andere Teil des
Wappen zeigt die Burg und verweist auf den Herrscher dieser Stadt, was uns
aber im Moment nicht interessiert. Mit dem Schutz des großen Schildes
auf dem der Löwe unterjocht sind die Könige von Kastilien gemeint,
also Alfons VII bzw. Alfons VIII. Mit „in dem König unterjocht und
unterwirft“ ist unter Umständen dieses Wappen der kastillischen
Könige gemeint.
Die zwei Löwen stehen dann für das Königreich Kastilien und
Leon, die allerdings erst nach dem Tod des Dominikus vereint wurden. Wenn Dante
nicht dieses Schild meint, dann halt ein ähnliches.
dentro vi nacque l'amoroso drudo
de la fede cristiana, il santo atleta
benigno a' suoi e a' nemici crudo;
dort ward er geboren der verliebte Verehrer
des christlichen Glaubens, der heilige Kämpfer,
wohltuend den seinen und grausam gegen seine Feinde
Mit dem „grausam gegen seine Feinde“ hat Dante auf jeden Fall Recht. Feinde sind all die, die andere Vorstellungen hatten als die katholische Kirsche. Über die Rolle, die Dominikus bei der Etablierung der Inquisition spielte, kann man jetzt streiten. Der Autor würde sagen, wer die geistigen Grundlagen hierfür schafft und sich, wenn auch in der Softvariante daran selbst beteiligt, stimmt mit den Zielen überein, die Mittel zur Durchsetzung dieser Ziele hätte er dann auch noch akzeptiert. Man mag Dominikus aber zu Gute halten, dass die päpstliche Inquisition erst unter Gregor IX (1227-41) eingeführt wurde, Dominikus starb 1221. Völlig anders sieht die Sache bei Dante aus. Er wusste, wo der Schoß ist, aus dem das kroch. Dominikaner war Bernard Gui (geb. 1262, gest. 1331). Dieser wurde 1307 zum Inquisitor von Toulouse ernannt und verurteilte Katharer, Juden und alles was vom katholischen Glauben abwich vor. Überliefert sind 930 Urteile, davon 42 Hinrichtungen und 307 Verurteilungen zu lebenslanger Kerkerhaft. Die anderen berühmten Inquisitoren aus der Zunft der Dominikaner wie Walter Kerlinger (gest. 1373), Tomás de Torquemada (gest.1498), Jakom van Hoogstraten (gest. 1527) waren zwar nach Dantes Zeit, aber wenn Dante mit Bernard Gui kein Problem hatte, dann hätte er es wohl auch mit diesen nicht gehabt. Weiter ist davon auszugehen, dass Dante die von Papst Innozenz IV im Jahre 1252 verfasste Schrift "Ad Extirpanda" kannte. In jener wird die Folter als Mittel der Wahrheitsfindung erlaubt. Mit der Lobeshymne auf die geistigen Wegbereiter der Barbarei steht Dante dann wohl außerhalb der zivilisierten Welt. Man kann dann Dante immer noch in der Schule lesen, als warnendes Beispiel, wohin krude Unbildung führt. Die Dante Gesellschaft, mit ihren beamteten Geistlichen sollte des weiteren mal näher klären, was sie mit dieser Aussage eigentlich sagen will:
Die Deutsche Dante-Gesellschaft hat vorrangig das Ziel, die Beschäftigung
mit Persönlichkeit und Werken Dante Alighieris (1265-1321) sowie mit seiner
Epoche im deutschen Sprachgebiet lebendig zu erhalten und zu fördern.
Sie will nicht nur das literarische und intellektuelle Erbe des Autors weitertragen,
sondern sich ebenso mit dessen Aktualität auseinandersetzen.
Aus: http://web.uni-marburg.de
Wer das intellektuelle Erbe Dantes weitertragen will, hat unter Umständen ein Problem mit den Fundamenten der freiheitlich, demokratischen Grundordnung und wird sich schon die Frage gefallen lassen müssen, ob er als Hochschullehrer tatsächlich geeignet ist. Wer des weiteren sein Herzblut in die Verbreitung von Mumpitz steckt, kann wohl auch die Prioritäten nicht richtig einschätzen. Die Divina Commedia selbst ist nicht das Problem, sie dokumentiert eine finstere Zeit, künstlerisch, philosophisch, moralisch und unter Umständen war es für einen mittelalterlichen Menschen nicht möglich, über seine Zeit hinauszuwachsen. Viel problematischer ist die Rezeption der Divina Commedia, weil sich in eben dieser Rezeption eine Menge Probleme kristallisieren.
Noch ungeboren ward sein Geist durchweht
Von Gott und so mit Lebenskraft befeuert,
Dass er im Mutterleib schon war Prophet
Angespielt wird auf die oben bereits erwähnte Geschichte. Die Mutter des Dominikus, der als Domingo de Guzmán auf die Welt kam, träumte davon, mit einem Hund, der eine Fackel im Mund trägt, niederzukommen und diese Fackel wird die ganze Welt in Brand stecken. Der Traum ist zwar Schwachsinn, aber dass die Verkünder des einzig wahren Glaubens durchaus gewillt waren, die Welt in Brand zu stecken und teilweise in Brand steckten ist auf jeden Fall richtig. Nicht nur als Metapher, sondern höchst konkret. Knapp 500 Jahre später wird ein tatsächlich bedeutender Spanier, also nicht so ein Irrlicht wie jener Dominikus, nämlich Francisco Goya, treffend feststellen:
El sueño de la razón, produce monstruos.
Der Traum von der Vernunft gebiert Monster.
Er wird aber damit einen Begriff von Vernunft vorwegnehmen, der bei Adorno und der Frankfurter Schule nochmal gut 150 Jahre später ins Zentrum des Denkens gesetzt wird. Religion und Ideologie als Mythos, eine Rationalität, die sich letztlich gegen das richtet, was sie eigentlich bewahren wollte: Das Ich. Die Unterschiede zwischen Dante, Marx, den Taliban und Franco (die Light Version eines anderen Spinners) sind letztlich marginal. Für Andersgläubige bedeuten sie ewigen Kerker, Folter und Verbannung. Der Versuch Dantes, durch die Lobpreisung etablierter Mächte zu Ruhm, Ehre und Ansehen zu gelangen, ist durchaus menschlich verständlich, aber nichts, was Respekt oder gar Verehrung gebieten würde.
Denn als er durch den Treueschwur geheuert
Am Taufstein seine Braut, die Christenheit,
Wo reich mit Heil das Paar ward ausgesteuert,
Da träumte seiner Patin, die beim Eid
Das Kind vertrat, welch reicher Ruhm entsprieße
Der Wunderfrucht und dem, der ihr sich weiht.
Im Original
Poi che le sponsalizie fuor compiute
al sacro fonte intra lui e la Fede,
u' si dotar di mutua salute,
la donna che per lui l'assenso diede,
vide nel sonno il mirabile frutto
ch'uscir dovea di lui e de le rede;
Dann als die Verlobung ward vollzogen
am heiligen Brunnen zwischen ihm und dem Glauben
damit sie gegenseitig sich befruchten
sah die Frau, die an seiner statt tat das Gelübde
im Traum die herrliche Frucht
die aus ihm und seinen Erben entstehen würde
Gemeint ist die Taufe, da wird man irgendwie mit dem christlichen Glauben
verlobt, das geschieht ja bekanntlich am Taufbecken, der heiligen Badewanne.
Bevor aber Dominikus getauft wurde, träumte der Taufpatin, dass Dominikus
auf der Stirn einen Stern trage, der die Welt erleuchtete. Auf was sich das „an
seiner statt tat das Gelübde“ gemeint ist, ist unklar. Nach christlicher
Irrlehre soll der Pate sich für die Erziehung im wahren Glauben einsetzen.
Wahrscheinlich ist das gemeint. Die Art und Weise wie Dante schreibt, legt
nahe, dass er nicht objektiv einen Traum schildern will, sondern den Inhalt
dieses Traumes (herrliche Frucht) positiv bewertet. Nach diesem Traum wird
also nicht nur Dominikus selbst, sondern auch seine Nachfolger, also der Dominikanerorden,
herrliche Frucht hervorbringen. Man kann also schlecht eine Ehrenrettung Dantes
dadurch vornehmen, dass Dominikus nur ein bisschen intolerant war und nur ein
bisschen verfolgt hat und Dante das Treiben der Dominikaner nicht befürwortet
habe bzw. dieses Treiben ihm unbekannt war. Er lobt die Beteiligung der Dominikaner
an der Inquisition. Das sehen inzwischen nicht mal die Dominikaner selbst so.
Sie schreiben: Deutsche Dominikaner waren nicht nur in die Inquisition verstrickt,
sondern haben sich aktiv und umfangreich an ihr beteiligt. Historisch gesichert
ist die Mitwirkung an bischöflichen Inquisitionen und an der römischen
Inquisition. Unabhängig von den vielleicht manchmal nachvollziehbaren
historischen Gründen für die Mitwirkung erkennen wir heute die verheerenden
Folgen dieses Tuns unserer Brüder. Wir empfinden dies als ein dunkles
und bedrückendes Kapitel unserer Geschichte. Dies gilt in gleicher Weise
für die nachgewiesene Beteiligung des deutschen Dominikaners Heinrich
Institoris an der Hexenverfolgung. Durch das Verfassen des „Hexenhammers“ (Malleus
Maleficarum) unterstützte und förderte er die menschenverachtende
Praxis der Hexenverfolgung. Folter, Verstümmelung und Tötung haben
unendliches Leid über zahllose Menschen gebracht; deutsche Dominikaner
haben dazu, neben anderen, die Voraussetzung geschaffen. Die Geschichte dieser
Opfer – namenlos und vergessen – können wir nicht ungeschehen
machen. Wiedergutmachung ist unmöglich. Uns bleibt die Verpflichtung zur
Erinnerung. Wir wissen, dass der Geist von Inquisition und Hexenverfolgung – Diskriminierung,
Ausgrenzung und Vernichtung Andersdenkender – auch heute latent oder
offen in Kirche und Gesellschaft, unter Christen und Nicht-Christen lebendig
ist. Dem entgegenzutreten und sich für eine umfassende Respektierung der
Rechte aller Menschen einzusetzen, ist unsere Verpflichtung, die wir Dominikaner
den Opfern von Inquisition und Hexenverfolgung schulden. Das Provinzkapitel
fordert alle Brüder unserer Provinz auf, unsere dominikanische Beteiligung
an Inquisition und Hexenverfolgung zum Thema in Predigt und Verkündigung
zu machen.
aus: http://www.dominikaner.de
Da Philologen alles, aber wirklich alles zuzutrauen ist, wäre es tatsächlich interessant, die Musterlösung der im vorigen Geträller erwähnten Abitursprüfung zu kennen. Auch in Deutschland sollte mal ein Fachmann bestimmte Aussagen von Schulen unter die Lupe nehmen, zum Beispiel die des Dante – Gymnasiums in München. Dort lesen wir:
Wozu ermahnt uns mehr als 650 Jahre nach seinem Tod im Exil in Ravenna also
der hakennasige, lorbeerbekränzte Kopf, unter dessen strengem Blick wir
täglich hindurchmarschieren und dessen Name uns auf jedem Briefkopf, auf
jedem Formular und in jedem Gespräch über die Schule begegnet? Nicht
in erster Linie zur Ehrfurcht vor der Vergangenheit, zur musealen Bewunderungen
eines Großen der Weltliteratur, sondern zur Überwindung engen Schubladendenkens
durch ganzheitliche Bildung, zum Kampf gegen Extreme und Dogmatismus, zur Bewahrung
der kulturellen Identität in der europäischen Vielfalt und letztlich
zum Bemühen um die Versöhnung von Geist und Macht. Auch wenn Dante
selbst daran gescheitert ist, ist ein Dante-Gymnasium der Ort, an dem dieses
Erbe des Florentiners besondere Bedeutung haben muss.
Aus: http://www.dante-gymnasium.de
Da behauptet also jemand, dass Dante dazu ermahnt, Extreme und Dogmatismus
zu überwinden. Das kann natürlich richtig sein, wenn man Dante als
Beispiel dafür nimmt, wozu das führt. Aber es steht die Befürchtung
im Raum, der meint das umgekehrt. Der Befürworter der extremsten Form
der Intoleranz und des Dogmatismus, ein Befürworter der Inquisition wird
als Beispiel für Toleranz vorgestellt. Wie Dante uns einen Weg weist,
wie Geist und Macht verbunden werden kann, ist dem Verfasser des oben genannten
Artikels wohl auch nicht klar. Was die kulturelle Identität in der europäischen
Vielfalt angeht, wird es vollkommen rätselhaft. Dem Autor geht ja die
kulturelle Identität (bezieht sich das auf Deutschland?) und die europäische
Vielfalt glatt am Arsch vorbei. Die infos24 GmbH arbeitet da auf einer anderen
Baustelle:
One world,
No limits,
One goal,
Understanding.
Die Vereinigung Europas mag als Zwischenlösung ganz interessant sein,
auch zur Durchsetzung legitimer politischer Interessen in der Welt. Letztlich
aber bedarf es einer Metaphysik für Fortgeschrittene, um die unterschiedliche
rechtliche Stellung eines Spaniers und zum Beispiel eines Argentiniers in Deutschland
zu verstehen. Europa mag politisch sinnvoll sein, die Abschottung politisch
verständlich. Mit der Lebenswirklichkeit allerdings hat das gar nichts
zu tun. Dass es eine Identität gibt, die sich aus einer geschichtlich
determinierten Kultur speist, ist nur dann richtig, wenn die Leute einen zu
tiefen Schluck aus der Blabla Flasche genommen haben, Wörter können
besoffen machen. Identität ist, wenn der Hammer auf den Amboss knallt,
das heißt, wenn man in dem, was man tut, vollkommen aufgeht. Bei der
Identität gibt es aber deutliche Niveauunterschiede. Je komplexer jemand
ist und je mehr unterschiedliche Ziele er versucht unter einen Hut zu bringen,
desto schwieriger wird das Spiel mit Hammer und Amboss. Die Identität
gelingt aber oft bei den Philologen, die nehmen einen großen Schluck
aus der Blabla Flasche und haben schwups eine Identität. Das Blabla Gesöff
dringt auch dann besonders leicht in alle Eingeweide und Adern, wenn absolut
nichts da ist, was die Ausbreitung verhindert.
Und dass sein Wesen klar erkennen ließe
Der Name schon, geschah ein Himmelszeichen,
Dass er nach dem, dem er gehörte, hieße:
Dominikus! - Drum darf ich ihn vergleichen
Dem Ackersmann, der auf den Wink von Christus
Zum Garten kam, um Hilfe ihm zu reichen.
Das mit dem Dominikus ist jetzt eine andere Deutung des Namens, also nicht domini canis = Hund Gottes, sondern Dominikus = der dem Herrn gehörende. Welcher Ackersmann Christus zur Hilfe kam ist unklar, das Bild als solches verständlich. Christus oder die Kirche hat einen Ackermann gerufen, damit der das Feld des Herrn bestelle, also zum Beispiel vom „Unkraut“ der „Häretiker“ befreit.
Sein Knecht und Bote war er, fing von Christus
Doch seine Liebe an, die er bezeugt
Beim ersten Rate, der erging von Christus.
Im Original
Ben parve messo e famigliar di Cristo:
che 'l primo amor che 'n lui fu manifesto,
fu al primo consiglio che diè Cristo
Er schien Christus vertraut und nah:
Die erste Liebe die er zeigte
galt dem ersten Ratschlag, den Christus gab
Der erste Ratschlag, den Christus gab, war die Armut. Ob das tatsächlich der erste war, wissen wir nicht, denn die Armut bekommt für Dominikus erst dann eine Bedeutung, als er beobachtete, dass die Katharer, einer sich in Südfrankreich ausbreitenden christlichen Bewegung, ihren Zustrom auch der Tatsache verdankten, dass die Oberhäupter, im Gegensatz zu jenen der katholischen Kirche, in Armut lebten und damit glaubhafter waren.
Oft fand die Amme demutvoll gebeugt,
Schweigend und wachend ihn auf hartem Kies,
Als spräch er: Sieh, wozu du mich gesäugt!
Auch zu dieser Aussage können wir kein passendes Ereignis in der Biographie des Dominikus finden. Dominikus soll aber mal seine Bücher verkauft haben, um Notleidenden zu helfen.
O Vater, der in Wahrheit Felix hieß,
O Mutter, die in Wahrheit hieß Johanna -
Wenn man den Namen rechte Deutung ließ!
Im Original
Oh padre suo veramente Felice!
oh madre sua veramente Giovanna,
se, interpretata, val come si dice!
Oh Vater, du den Namen Felice trägst du mit Recht
Oh Mutter, die du den Namen Giovanna zu recht trägst
die, recht gedeutet, für das stehen, was sie meinen
hm. Also die Vornamen der Eltern des Dominikus waren tatsächlich Felice und Giovanna. Der Autor würde jetzt behaupten, dass sich diese Terzine nicht so richtig ins Deutsche übersetzen lässt, und dass die Übersetzung Zoozmanns von ‚veramente’ nicht richtig passt. Veramente ist eigentlich ein Adverb und das Adverb bezieht sich auf die hier als Adjektive verwendeten Namen Felice und Giovanna. Bei Felice sehen wir das unmittelbar ein, denn felice ist auch ein Adjektiv und heißt glücklich. Problematischer ist das schon bei Giovanna, die Bedeutung ist „die von Gott Erwählte“. Beide aber können auch in der Übertragung Prädikatsnomen sein. Löste man also bei der Übersetzung ins Deutsche die Namen auf, hätte man so was.
Oh Vater, der du wirklich glücklich bist
Oh Mutter, die du wirklich von Gott erwählt
Die Übersetzung von Zoozmann gibt keinen rechten Sinn. Wir trauen zwar Dante durchaus zu, dass er uns auch die trivialsten Trivialitäten in Terzinenform präsentiert, aber wenn er uns lediglich die Namen hätte mitteilen wollen, dann passt der letzte Satz nicht (..die recht gedeutet…).
Im Weltdienst nicht, für den man mit Hosanna
Heut den Ostiensis und Taddäus ehrt,
Nein, nur aus Liebe zum wahrhaften Manna
Im Original
Non per lo mondo, per cui mo s'affanna
di retro ad Ostiense e a Taddeo,
ma per amor de la verace manna
Nicht für die Welt, für die heute
Alle folgen Ostiensis und Taddäus,
sondern für das wahre Manna
Mit Ostiense ist Enrico di Susa, Bischof von Ostia gemeint, der schrieb eine Zusammenfassung des Kirchenrechts. Wahrscheinlich zutreffend bemerkt Dante schon im XI Gesang, dass dieses vor allem von den Leuten gelesen wird, die in der Kirche Karriere machen wollten. Mit Taddeo ist Taddeo d' Alderotto gemeint, dieser schrieb ein Lehrwerk der Medizin. Gegen Medizin hat Dante auch irgendwas, aus irgendwelchen Gründen.
Ward er in kurzem Zeitraum so gelehrt,
Dass er den Weinberg anfing zu umhegen,
Den sonst ein träger Winzer bald verheert.
Angespielt wird auf die Tatsache, dass der Dominikanerorden mit der Zielstellung gegründet wurde, die Häretiker, egal welcher Provenienz, zu bekämpfen. Die Dominikaner legten also Wert darauf, dass ihre Mitglieder theologisch gebildet waren, um so den Argumenten der Häretiker Paroli bieten zu können.
Vom Stuhl - einst würdger Armut Heil und Segen -
Ja einst ! heut tragen des Besitzers Sünden
Die Schuld, dass Mitleid geht auf andern Wegen -
Im Original
E a la sedia che fu già benigna
più a' poveri giusti, non per lei,
ma per colui che siede, che traligna,
Und der Stuhl der schon wohlwollender
War den Armen gerechten, nicht wegen ihm,
sondern wegen dem, der sitzt und der entartet
Sagen will er also, dass die Kirche früher noch mit den Armen war, während es heute vornehmlich um die Sicherung von Pfründen geht. Das liege aber nicht an der Kirche selbst, sondern an dem, der auf dem Stuhl sitzt, also am Papst.
Vom Stuhl erbat er nicht Dispenz, nicht Pfründen,
Nicht Zehnten, sie der Armut darzubringen,
Noch sah man: „Zwei und drei macht sechs!“ ihn künden
Im Original
non dispensare o due o tre per sei,
non la fortuna di prima vacante,
non *decimas, quae sunt pauperum Dei*,
addimandò, ma contro al mondo errante
licenza di combatter per lo seme
del qual ti fascian ventiquattro piante.
man sah ihn nicht, wie er gab zwei oder drei für sechs,
begehrte auch nicht die Pfründe eines vakanten Stuhles
und man sah ihn auch nicht fragen, nach dem zehnten, der den Armen Gottes gehört
Die Bemerkungen sind teilweise mit den geschichtlichen Fakten in Einklang zu bringen. Dominikus verzichtete bewusst darauf, sich in irgendeiner Form zu bereichern. Was im Einzelnen gemeint ist, ist unklar. Offensichtlich gab es Leute, die sechs Teile einnahmen, aber nur zwei und drei Teile zurückgaben, was immer das auch konkret bedeuten mag.
Sein Wunsch war nur, den Irrwahn zu bezwingen,
Der Welt die Kraft des Samens zu erhalten,
Draus diese vierundzwanzig Pflanzen dringen.
Zu der Aussage, dass ein Wunsch nur war, „den Irrwahn zu bezwingen“ siehe
oben. Die vierundzwanzig Pflanzen sind die vierundzwanzig Theologen, die um
ihn herum hopsen und die uns der gute Bonaventura sicher noch alle vorstellen
wird, da ist er gnadenlos.
In Wort und Tat – als ob aus Felsenspalten
Ein Gießbach donnernd Herz und Ohr betäubte -
Schoss er kraft apostolischer Gewalten
Im Original
Poi, con dottrina e con volere insieme,
con l'officio appostolico si mosse
quasi torrente ch'alta vena preme;
Dann mit Wissen und dem Willen angefüllt,
bewegte er sich mit dem apostolischen Segen
wie ein Sturzbach, auch hohen Quellen strömt
Der apostolische Segen ist der Segen des Papstes. Die Dominikaner wurden 1216 von Papst Innozenz approbiert, das heißt, sie durften predigen.
Lebendgen Strahl, entwurzelte und stäupte
Der Ketzerei Gestrüpp; und Wucht und Zorn
Wuchs ihm, wo Widerstand sich seiner sträubte.
Im Original
e ne li sterpi eretici percosse
l'impeto suo, più vivamente quivi
dove le resistenze eran più grosse.
Und in die Ranken der Häretiker warf
Sich seine Kraft, stärker dort
wo der Widerstand stärker
Es wird nach diesen Versen kaum jemand behaupten können, dass Dante hinsichtlich
der Inquisition zu einem Urteil gekommen war, das man irgendwie noch als austariert
bezeichnen könnte. Er befürwortet ohne Wenn und Aber die Eliminierung
aller Andersdenkenden. Wenn also der Herr oben der Meinung ist, dass Dante
uns anregen soll, uns jeder Art von Dogmatismus zu widersetzen, dann hat er
ganz offensichtlich dessen Hauptwerk nicht gelesen. Man muss sich im übrigen
auch nicht bis hierher durchgekämpft haben, um das zu wissen. Schon die
schematische Weltsicht, die sich in der Hölle ausdrückt, macht klar,
wes Geistes Kind Dante ist. Das Dante Gymnasium in München sollte vielleicht
mal über eine Namensänderung nachdenken. Der Name Dante ist für
eine Schule, die einer Erziehung zur Demokratie in einer pluralistischen Welt
verpflichtet ist, absolut ungeeignet. Dante ist die kürzeste Definition
all dessen, was wir nicht brauchen.
In kleinre Bäche teilte sich sein Born,
Dass frischbewässert jetzt die Sträucher ragen,
Seit der katholsche Garten frei vom Dorn.
Im Original
Di lui si fecer poi diversi rivi
onde l'orto catolico si riga,
sì che i suoi arbuscelli stan più vivi
Von da aus bahnten sich den Weg dann kleinere Flüsse
die den katholischen Garten bewässern
so dass seine Bäume besser wachsen
Kann man so sehen. Von da an setzte eine immer ausgeklügeltere, die Gesellschaft immer mehr durchdringende Überwachung ein, so dass der katholische Kerker voller und voller wurde.
War solcher Art dies eine Rad am Wagen,
Auf dem die heilge Kirche stand beim Streite,
Als sie im Bürgerkrieg den Feind geschlagen;
So wirst du deutlich sehn, wie auch das zweite
Vortrefflich war, dem – eh ich vor dir stand -
So liebesreichen Lobspruch Thomas weihte.
Mit Bürgerkrieg ist wahrscheinlich der erste und einzige Kreuzzug gemeint, der sich gegen Menschen im „christlichen“ Abendland richtete, der Kreuzzug gegen die Katharer in Südfrankreich. Das zweite Rad ist dann der Franzl von Assisi. Im Prinzip wäre das natürlich alles egal, es gab zu allen Zeiten durchgeknallte Spinner. Die Angelegenheit hat aber insofern eine Relevanz, als der Ratzinger, Joseph, Künstlername Benedikt XVI, Folgendes von sich gibt und da fragt man sich dann schon, welches Gift in den Abgründen des Vatikans versteckt ist. Der Ratzinger, Joseph erklärt doch tatsächlich:
Besonders hob er die Charismen der Heiligen Benedikt, Dominikus, Klara und Franziskus, Vinzenz Pallotti und Luigi Orione hervor. Das Werk dieser Menschen widerspiegle „ein Mysterium Christi, ein Wort, einen Lichtstrahl, der von seinem Antlitz ausgeht, die Glorie Gottes des Vaters“. Die Nachfolge Christi ohne Kompromisse, wie sie im Evangelium stehe, sei zu jeder Zeit die ultimative und höchste Norm geistlichen Lebens gewesen.
Aus: http://www.zenit.org
Es gibt zwar mehrere Dominikusse, aber er meint wohl jenen. Liest man den Abschnitt oben, dann könnte man ihn glatt in den Ringelreihen der tanzenden Theologen einreihen. Der Anspruch auf die absolute Wahrheit ist deutlich (…ultimative und höchste Norm geistlichen Lebens…). Man kann irgendwie den Eindruck haben, dass wenn man die katholische Kirche machen ließe, was sie will, wenn sie nicht eingebettet wäre in eine zivilisierte Welt, sie bald die Folterinstrumente wieder ausgraben würde. Noch viel mehr Anlass als der Dominikanerorden, sich für begangene Verbrechen zu entschuldigen, hätte die katholische Kirche in ihrer Gesamtheit. Dies wäre sinnreicher als ein Geschwafel über die „höchste Norm geistlichen Lebens“.
Doch ist im Gleis, das einst der höchste Rand
Des Rades furchte, keiner heut zu sehen –
Und Schimmel wächst, wo einst sich Weinstein fand.
Ma l'orbita che fé la parte somma
di sua circunferenza, è derelitta,
sì ch'è la muffa dov'era la gromma
Doch der Bogen, der den Kreis
Umspannt am äußersten Ende, ist verwaist,
so dass sich Schimmel bildet, wo einst Kruste
Was er sagen will, ist relativ klar. Die Räder sind etwas verlottert, weil die Ordensbrüder schon auf Erden glücklich sein wollten, was ja eigentlich positiv ist. Den frustrierten Geistlichen, die auf der Erde nicht landen und deshalb gleich ins himmlische Nichts entschwirren, hat, seelische Giftküche inklusive, Victor Hugo im Roman „Der Glöckner von Notre Dame“ in der Figur des Claude Frollo ein Denkmal gesetzt. Das Bild, das Dante in der Terzine oben benutzt, ist jetzt natürlich sehr, sehr dunkel. Bilder dieser Art dürften aber teilweise erklären, warum die Divina Commedia sich als Kanon etablieren konnte. Die verquaste Ausdrucksweise vermag über die Tatsache hinwegzutäuschen, dass Dante weitgehend vom himmlischen Nirvana berichtet, die verquaste Sprache suggeriert Tiefsinn, wo eigentlich Flachsinn herrscht. Eine mögliche Interpretation wäre, im äußeren Kreis das eigentliche Rad zu sehen, jenes also, das Kontakt zum Boden hat. Dessen Beschlag, die Kruste, ist etwas verwittert. Die zweite Interpretation, dieser scheint Zoozmann zu folgen, denn er spricht von Weinstein, bezöge sich dann auf Fässer. Dieser entsteht bei der Lagerung von Wein in Fässern. Werden die Fässer gepflegt, wird er immer mal wieder entfernt. Diese Deutung passt aber nicht zum oben erwähnten Wagen. Dieser rollt auf Rädern, nicht auf Fässern. Letztlich ist das aber egal, denn das eine Bild ist so wenig suggestiv und nichtssagend wie das andere. Der Autor kann sich nicht ganz des Eindrucks erwehren, dass die Verquastheit theologischer Texte eine Taktik ist. Sie suggerieren Erfahrungsdichte, wo im Grunde nichts vorhanden ist als ein göttliches Vakuum. Eine ähnliche Taktik verfolgt auch Christa Wolf in Kassandra.
Mein Hass kam mir abhanden, wann? Er fehlt mir doch, mein praller saftiger Hass. Ein Name, ich weiß es, könnte ihn wecken, aber ich lass den Namen lieber jetzt noch ungedacht. Wenn ich das könnte. Wenn ich den Namen tilgen könnte, nicht nur aus meinem, aus dem Gedächtnis aller Menschen, die am Leben bleiben. Wenn ich ihn ausbrennen könnte aus unsren Köpfen – ich hätte nicht umsonst gelebt. Achill.
Irgendwie suggeriert das Gefühlsdichte, de facto ist das das Vakuum. Der Autor schreibt auch mal einen Roman. Er ist ja der Fan von Kaffeejoghurt, aber das Spiel ist immer das Gleiche. Wenn eine neue Marke kommt (zur Zeit ist es Cremoso), dann ist auch die Geschmacksrichtung Kaffee im Sortiment. Später wird er dann abgezogen, aus welchen Gründen auch immer. Darüber könnte man jetzt einen Roman schreiben. Titel: Fremder Yoghurt, fremde Welten.
Begehrt, begehrend schon wissend, dass nichts von Dauer, bald, eine Leere, vergebliche Suche, nicht da. Man hat es gewusst. Die vergebliche Begierde, ungestillt, erfüllt von voraussehender Ahnung, was (unmöglich den Verlust nicht zu antizipieren, die Erfüllung der begierlichen Sehnsucht, denn eine solche war es, keine reine, sondern eine begierliche Sehnsucht, geistlos, doch mächtig) die Lust an der Befriedigung verminderte.
Das klingt dann irgendwie so, wie wenn das Verschwinden des Kaffeejoghurts zu einer Erfahrungsdichte führte, die völlig einmalig ist. Dem ist nicht so, der Autor steigt dann immer um auf Yoghurt mit Schokoladengeschmack oder Nuss, das schmeckt ganz ähnlich. Ein Grund dafür, dass Dante noch nicht aussortiert worden ist, kann auch sein, dass alle Leute meinen, dass sich hinter einem tiefsinnigen Raunen auch tatsächlich ein Tiefsinn verstecken muss. Dem ist nicht so. Zwar ist der Ursprung von Dichtung wohl eine höchst komplexe innere Dynamik, man kann Dinge durchaus „gefühlsmäßig“ bewerten, wobei eine Bewertung dieser Art letztlich dadurch zustande kommt, dass Vorerfahrungen in die Bewertung mit einfließen. Was so entsteht, scheint erstmal dunkel. Dem ist aber nicht so, denn so dunkel raunt Dichtung wohl gar nicht und so unbewusst ist auch das Unbewusste nicht, auch wenn Freud das Gegenteil behauptet. Zwar ist Dichtung weitgehend ein antisprachliches Konstrukt, ihre Wirkung setzt da ein, wo die Sprache nicht hinabreicht. In einen schlichten Affirmativsatz lässt sich die Aussage der Dichtung nicht überführen, das heißt aber noch lange nicht, dass wir es mit einem individuellen Raunen zu tun haben, dessen Authentizität niemand überprüfen kann. Authentisch ist sie nur, wenn andere, aufgrund einer ähnlichen Vorerfahrung zu einer ähnlichen emotionalen Einstellung kommen. Das heißt konkret, dass das oben erwähnte Werk von Christa Wolf wie auch das bedeutende Werk des Autors über das Verschwinden des Kaffeejoghurts verschwinden werden, weil weder das eine noch da andere einen Wahrheitsgehalt hat, die Werke sind kontingent, ohne innere Notwendigkeit. Sie rutschen nur deswegen durch, weil viele Leute die Vorerfahrung haben, dass Dichtung raunen muss. Eine Werbemaschine und ausgefeilte Marketingstrategien können so manchen Plunder in den Markt drücken, in der Regel, sieht man von Sonderfällen wie der Divina Commedia ab, bleibt Hokuspokus im Filter der Geschichte hängen. Zur Weltliteratur oder sogar zu Mythen können nur die Werke werden, die eine überindividuelle Authentizität besetzen, Werke also wie der Quijote, der Faust, die kleine Seejungfrau, das hässliche Entlein, Kafka. Mit der Authentizität und der allgemeinen Verbreitung des Phänomens hängt es dann auch zusammen, dass von solchen Werken dann sogar Wörter abgeleitet werden. Diese Wörter werden dann nicht von einer kafkaesken Bürokratie in Umlauf gebracht, sondern ganz spontan aufgegriffen. Kehren wir zurück zu unserem raunenden, aber nicht authentischen Dante.
Die Schar, die sonst bestrebt ihm nachzugehen,
Von seiner Spur sich längst soweit entfernte,
Dass sie die Fersen setzt, wo er die Zehen!
Im Original
La sua famiglia, che si mosse dritta
coi piedi a le sue orme, è tanto volta,
che quel dinanzi a quel di retro gitta;
Seine Gemeinschaft, die sich an seine
Fersen heftete, ist so durcheinander,
dass der von vorne folgt dem der hinten
Sagen will er uns, dass die Gemeinschaft wie ein Hühnerhaufen durcheinanderläuft, denn folgt man einem geraden Weg, dann kann der, der vorne geht, nicht dem folgen, der hinten geht. Merkwürdig ist, dass wir gar nicht wissen, von welcher Schar er redet. Im Zusammenhang mit der oben erwähnten Aufgabe im Abitur bemerken einige entrüstete Lehrer, dass Thomas von Aquin (der Dominikaner) die Franziskaner lobt, seinen eigenen Orden kritisiert, der Franziskaner Bonaventura nicht die Dominikaner, aber die Franziskaner kritisiert. Das ist dieser Stelle erstmal nicht zu entnehmen. Erst weiter unten geht es tatsächlich und eindeutig um Franziskaner. Unter Umständen ist das Bild ein bisschen schärfer. Der, der hinten geht, folgt ja nicht so eifrig den Pfaden des Franzl von Assisi und wenn jetzt noch der, der vorne geht, also diesen Weg noch mit mehr Inbrunst verfolgt, sich an dem orientiert, der hinter ihm wandelt, dann weichen sie schnell vom rechten Pfad ab. Das Problem mit den dantesken Bildern ist immer das gleiche. Im Grunde werden Trivialaussagen so verquast formuliert, dass Philologen, also die professionellen Rauner, irgendwie einen besonderen Tiefsinn vermuten. Dasselbe System wendet auch der Ratzinger, Joseph an. Der raunt derartig, dass alle Tiefsinn vermuten und er sogar den Namen „Goldmund“ verliehen bekommt. Vielleicht sollte hier mal eine Initiative gestartet werden und etwas recht Simples im Deutschunterricht vermittelt werden. Die hohe Kunst besteht darin, schwierige Sachverhalte, plastisch, klar und einfach darzustellen. Einfache Sachverhalte völlig verquast darstellen kann jeder Trottel. Viele Leute meinen ja, es wäre guter Stil, alles möglichst kompliziert darzustellen. Das ist kein guter Stil, sondern Schwachsinn und in Anbetracht der Tatsache, dass man oft in die Verlegenheit kommt, anderen Leuten was verklickern zu müssen, könnte man das auch ruhig üben. Diese Diskussion ist auch weit spannender als die Diskussion über Anglizismen. Die Behauptung, dass Texte nicht verstanden würden, weil darin viele Anglizismen auftauchen, ist schlicht Blödsinn. Viele Texte werden nicht verstanden, weil die Autoren dieser Texte nicht gelernt haben, komplizierte Zusammenhänge einfach und verständlich darzustellen. An den Anglizismen scheitert es nie.
Doch zeigt den schlechten Anbau bald die Ernte:
Da wird der Lolch, wenn sie den Weizen sieben,
Beklagen, dass er Korn zu sein nichtlernte!
Im Original
e tosto si vedrà de la ricolta
de la mala coltura, quando il loglio
si lagnerà che l'arca li sia tolta
und bald wird man sehen die Ernte
der schlechten Saat, wenn der Lolch
sich beklagt, dass die Arche ihm entwunden
Also was er sagen will, ist, wie meistens, denkbar trivial. Sagen will er, dass die Franziskaner, die vom rechten Weg abweichen, exkommuniziert werden. Ein solcher Erlass findet sich in der Schrift "Gloriosam Ecclesiam" von Johannes XXII. In dieser Schrift wird auch die Kirche als Arche (ohne das dazugehörige Noah) bezeichnet. Der Lolch sieht so aus.
Wir gehen mal davon aus, dass Dante das als Unkraut einstuft, das den Hartweizen, aus dem in Italien die Spaghettis gemacht werden, am Wachstum hindert. Dieser Lolch bzw. die abtrünnigen Franziskaner wird also aus dem Feld bzw. der Kirche geworfen.
Wer blattweis läse, fände wohl geschrieben
In unserm Buch noch ein- und andermal
Das Wort: So wie ich war, bin ich geblieben!
Doch nicht in Aquasparta noch Casal,
Wo an die Schrift sich solche Leute wagen,
Die teils zu schlaff, zu streng teils an Moral.
Im Original
Ben dico, chi cercasse a foglio a foglio
nostro volume, ancor troveria carta
u' leggerebbe "I' mi son quel ch'i' soglio";
ma non fia da Casal né d'Acquasparta,
là onde vegnon tali a la scrittura,
ch'uno la fugge e altro la coarta
Richtig ist, wenn ich sage, dass wer Blatt
Auf Blatt liest unseres Werkes, wird auch eine Stelle
Finden wo geschrieben „ich bin der, der ich war“
jedoch gilt dies nicht für Casal oder Acquasparta
die die Schrift so deuteten,
dass der eine sie floh, der andere sie zu streng deutete
Mit der ersten Terzine will er uns schlicht mitteilen, dass sich in seinem
Opus Magnus auch Stellen finden lassen, wo Franziskaner beschrieben werden,
die so blieben, wie sie waren, also vom Pfad der franziskanischen Tugend nicht
abwichen. Da fällt natürlich jedem sofort Brecht ein und seine Keunergeschichte,
die geht sinngemäß so: Ein Bekannter sagte zu Keuner, er habe sich überhaupt
nicht verändert. „Ach“, sagte Herr Keuner, „und erschrak“.
In den Figuren Casal und Acquasparta kann man dann sehen, dass es gar nicht
so einfach ist, es Dante recht zu machen, der eine ist ihm zu streng, der andere
zu lasch und er schließt sich mit dieser Bewertung den Päpsten an,
die aber auch verloddert sind. Der Autor stellt ja gar nicht in Abrede, dass
die alle einen an der Waffel hatten, er bezweifelt nur, dass sie durchgeknallter
waren als Dante selbst. Ubertino da Casale (geb. 1259, gest. 1330) trat dem
Franziskaner Orden im Jahre 1273 bei. Verbrachte einige Zeit zum Studium in
Paris, um dann nach Italien zurückzukehren. Er wird zum Führer der
Spiritualen, also der Richtung innerhalb der Franziskaner, die das Armutsgebot
am strengsten auslegten. In diesem Zusammenhang bezichtigt er auch die Päpste
Gregor IX und Nicholas III der Blasphemie, weil diese die Armutsregeln der
Franziskaner weniger streng ausgelegt sehen wollten. Er musste vor Benedikt
XI erscheinen, der ihm verbot, in Perugia zu beten. Des weiteren wurde er in
ein anderes Kloster versetzt, nämlich nach La Verna, wo er sein Werk Arbor
Vitae schrieb. In diesem Werk kritisiert er die Kirche, die Päpste und
mehr oder weniger jeden, der ihm vor die Flinte kam, insbesondere klagt er
das Streben nach Pfründen beim Klerus an. Ganz wie Dante also. Bei einem
vom Papst einberufenen Konzilium zu Fragen der Ausrichtung des Franziskanerordens
in Avignon verlangt er die Abspaltung der Spiritualisten vom Rest des Ordens.
Im Gefolge dieser Diskussion wird er 1318 von Johannes XXII exkommuniziert.
Da er aber weiter lästert, klagt der Papst ihn der Häresie an.
Um seiner Gefangennahme zu entkommen flieht er, vermutlich nach Bayern. Von
da an verliert sich seine Spur. Warum Dante Matteo d' Acquasta hier eingebaut
hat, ist schleierhaft, der wurde gar nicht exkommuniziert, ganz im Gegenteil,
er stieg beharrlich die Kirchenleiter hinauf. Geboren wurde er 1240, gestorben
ist er 1302. Er trat früh dem Franziskanerorden bei und wurde 1287 der
Generalober der Franziskaner. Er gehörte der Fraktion der Konventionalisten
an, die gemeinsames Eigentum zulassen wollten, im Gegensatz zu den Spiritualisten,
die jegliches Eigentum ablehnten. Möglicherweise hat Dante mit ihm noch
ein anderes Hühnchen zu rupfen. Er versuchte 1300 zwischen den zwei guelfischen
Parteien, den Cerchi und den Donati zu vermitteln. Er starb als Bischof von
Porto-Santa Rufina.
Bonaventur hieß ich in Erdentagen-
Im großen Amt hat keiner mich geziehn,
Dass jemals niedern Sorgen galt mein Jagen.
Im Original
Io son la vita di Bonaventura
da Bagnoregio, che ne' grandi offici
sempre pospuosi la sinistra cura
Ich war, als ich noch lebte Bonaventura
da Bagnoregio, der in den großen Ämtern
Sich immer fernhielt von den niedern Sorgen
Soll heißen, dass er nur bestrebt war, sein Amt zu erfüllen und nicht schnödem Mammon oder ähnlichem nachzulaufen. Jetzt kommt noch der Rest der Ringelreihe tanzenden Theologen.
Sieh hier Illuminat und Augustin
Die mir zuerst als Barfüßer erschienen
Und unterm Strick in Gottes Huld gediehn;
Im Original
Illuminato e Augustin son quici,
che fuor de' primi scalzi poverelli
che nel capestro a Dio si fero amici.
Jene sind Illuminato und Augustin, die zu den
ersten gehörten der unbeschuhten Brüder der Armut,
die mit dem Gott geweihten Strick sich Gott zum Freund machten
Illuminato da Rieta war einer der ersten Anhänger des Franzl von Assisi. Er begleitete ihn auch bei seiner Reise nach Ägypten. Zu der selben Gruppe der frühen Anhänger gehört auch Agostino d'Assisi.
Hugo von Sanvittore weilt bei ihnen,
Zwei Peter dort: Comestor und Hispan,
Dem zwölf Traktate noch zum Nachruhm dienen;
Die Übersetzung ist etwas frei, ist zwar im Grunde bei diesem Text wurscht, aber das Original sieht so aus:
Ugo da San Vittore è qui con elli,
e Pietro Mangiadore e Pietro Spano,
lo qual giù luce in dodici libelli;
Ugo da San Vittore und dort mit jenem
sind Pietro Mangiadore und Pietro Spano
der dort unten durch seine zwölf Bücher leuchtet
Irgendwie war Dante von zwei Ringelreihen fasziniert, ihn hat fasziniert,
dass es zwei Ringelreihen gibt und folgerichtig müssen jetzt hier zwölf
Tänzer eingebaut werden. Zwölf wiederum müssen es wohl aufgrund
irgendeines Zahlenhokuspokus sein, schließlich waren es auch zwölf
Apostel, die die Lehre Christi in die Welt trugen. Die Figuren, die er nennt,
sind in etwa so interessant wie die ersten 12 Namen aus jedem x-beliebigen
Telefonbuch. Sie können jetzt also aufhören und auf weiter clicken,
das wenige, was sich über diese Gestalten finden lässt, sei kurz
referiert. Ugo da San Vittore (geb. 1097, gest. 1141) war Lehrer in einem Kloster,
dessen Name San Vittore war. Pietro Mangiadore (gest. 1179) war
Kanzler der Pariser Universität. Pietro Ispano, geb. 1226 in Spanien,
wurde 1226 unter dem Namen Johannes XXI Papst. Der hat irgendwelchen Krimskrams
geschrieben in zwölf Büchern Summulae logicales. Da beschreibt er
das Leben eines mittelalterlichen Theologen, der beim Lächeln einer leicht
bekleideten Florentinerin aus den Latschen kippt, sich zwei Liter Wein rein
zieht, eine Nacht durchpennt, dann seine Kutte an den Nagel hängt und
sich eine richtige Arbeit sucht und nachts mit der Frau durch Florenz zieht
und rot anläuft, wenn man ihn an den Quatsch aus seiner frühen Jugend
erinnert.
Der Seher Nathan, Metropolitan
Chrysostomus, Anselm, sieh dort Donaten,
Der siegreich seiner ersten Kunst brach Bahn
Was der Prophet Nathan hier verloren hat, ist ziemlich unklar. Nathan ist
ein Prophet aus dem 12. Kapitel Samuel. Er verkündigt David, dass er bestraft
werde, weil er den Hethiter erdolcht und mit dessen Frau geschlafen hat. Das
mit dem Hethiter erdolcht ist natürlich nicht das Problem, aber das mit
dessen Frau schlafen. Das Problem ist nicht, dass die vielleicht nicht wollte,
das ist in der Bibel völlig egal, sondern dass er mit einer Frau geschlafen
hat, die nicht zum Volke des Herrn gehört. Also Multikulti ist da gar
nicht, in der Bibel. Auf jeden Fall wurde Nathan noch vor Christi Geburt geboren,
noch vor Vergil, trotzdem kommt er ins Paradies. Giovanni d' Antiocchia war
Patriarch der griechischen Kirche, er starb 407. Er schrieb unzählige
Schriften zu theologischen Themen, allerdings auf Lignin haltigem Papier, das
heißt sie lösten sich im Laufe der Zeit auf, so dass wir heute keine
Probleme mehr damit haben. Anselmo d' Aosta (geb. 1033, gest. 1109) war Dominikaner
und Erzbischof von Canterbury. Er wird oft als einer der größten
Theologen des Mittelalters bezeichnet, zur Problemlösung siehe oben. Interessanter
könnte Elio Donato sein, ein Grammatiker aus dem vierten nachchristlichen
Jahrhundert. Wie er es in den Reigen der
Theologen geschafft hat, ist zwar unklar, aber so alte Grammatiken sind manchmal
ganz aufschlussreich. Leider hat hier ebenfalls das Lignin zugeschlagen. So
ist das nun mal mit dem blinden Wüten der Elemente, es trifft die Gerechten
wie die Ruchlosen.
Rabanus und Kalabriens Prälaten
Joachim siehst du hier an meiner Seite,
Der mit Prophetengabe wohlberaten
Ja, auf den Rabanus aus Kalabrien und den Joachim warten wir ja schon die ganze Zeit. Rabano Mauro war ein Benediktiner Mönch in Fulda. Von ihm stammen wichtige (so steht das überall) Werke zur Bibelexegese. Hier hat Lignin einen Schaden angerichtet, den die Menschheit nie wird verschmerzen können. Giovacchino da Fiore (gest. 1202) erleuchtete die Menschheit mit einem Kommentar über die Apokalypse. Da aber auch dieses Werk verloren ist, lebt die Menschheit nun unerleuchtet.
Dass solchem Paladin mein Lob ich weihte,
Dazu hat Bruder Thomas mich getrieben,
Der liebesentzündet sinnige Worte reihte
Sein Lob zwang mich und alles hier zum Lieben
Im Original
Ad inveggiar cotanto paladino
mi mosse l'infiammata cortesia
di fra Tommaso e 'l discreto latino;
e mosse meco questa compagnia»
Zu beneiden jenen Kämpen
trieb mich die feurige Höflichkeit
des Thomas und der klaren Worte
und trieb mich dieser Gesellschaft beizutreten
Soll heißen, weil der Thomas so eine schöne Honig-um-den-Mund-schmier Rede gehalten hat, war er neidisch und deswegen hat er auch eine gehalten. Kennen Sie das eigentlich, wenn ein paar Besoffene sich gegenseitig versichern wie toll sie sind? So ähnlich tönt das.