Man könnte jetzt ausholen zu einem Vergleich der Religionen und versuchen zu erklären, welche davon wirklich die Verrückteste ist, das Christentum landet dabei sicher auf den vordersten Plätzen. Man könnte sich dann fragen, wie so ein Irrsinn sich über die halbe Welt verbreiten konnte. Ein Grund dürfte sein, dass niemand, außer eben so Leute wie Dante, tatsächlich versucht, sich logisch klar zu machen, an was da eigentlich geglaubt wird. Im 7. Gesang auf jeden Fall entfaltet sich der christliche Glauben in seinem ganzen Irrsinn, wir haben es objektiv mit einer psychotischen Erkrankung zu tun. Charakteristisch für diese ist eine bestimmte Grundvorstellung und die Realität wird nur noch insoweit wahrgenommen, wie sie diese wahnhafte Grundvorstellung bestätigt. Die Gedankenwelt wie auch das Gefühlsleben sind vollständig auf diese wahnhafte Grundvorstellung ausgerichtet, die Wahrnehmung der Realität ist ausgesprochen selektiv, alles, was diese wahnhafte Grundvorstellung erschüttern könnte, wird ausgeblendet oder uminterpretiert. Der normale Verstand kann Dante jetzt nicht mehr folgen. Dass der Mensch sich religiöse Fragen stellt, wie etwa, ob es ein Leben nach dem Tod gibt, ob es etwas gibt, das in das Weltgeschehen eingreift, Fragen das sittliche Handeln betreffend, Fragen nach dem Sinn des Lebens etc. etc. ist normal. Bei manchen Leuten aber, wie etwa bei Dante, scheinen diese Fragen, wohl auch bedingt durch schwierige Lebensumstände, einen derartigen Leidensdruck zu verursachen und damit einhergehend ein solch unbedingtes Verlangen nach einer Antwort, dass sie sich mit einer Unbedingtheit daran klammern, die krankhaft ist. Solange das Christentum im Besonderen und Religion im Allgemeinen nur Folklore ist oder als Orientierung für den Alltag des Lebens dient, ist das ok, dann kommt auch keiner auf die Idee, den Hokuspokus rational erklären zu wollen. Wird das Verlangen unbedingter, kommen Abstrusitäten heraus, wie wir sie gleich erleben werden. Es ist ja bekannt, dass der Druck aus dem Kessel genommen wird, wenn die Menschen den Eindruck haben, dass sie ausreichend Möglichkeiten habe, sich zu entfalten, wirtschaftlich und persönlich. Haben sie diesen Eindruck nicht mehr, scheint der Wahn zuzunehmen, viel mehr bleibt dann unter Umständen nichts mehr außer diesem Wahn. Es wäre also auch geboten, denn Rattenfängern dieser Welt, die jede Krise ausnutzen, um die Leute für den Wahn zu begeistern, mal deutlich auf die Finger zu klopfen. Zu diesem Umfeld gehört auch der Ratzinger, Joseph, Künstlername Benedikt. Der meint, die aktuelle Bankenkrise für seine Zwecke instrumentalisieren zu können.
Da ist Papst Benedikt der XVI. mit der von ihm propagierten Trennung von materieller und göttlicher Einflusssphäre schon eher auf dem rechten Weg. Er sieht in der Finanzmarktkrise die Sinnlosigkeit des Geldes bestätigt. Mit dem Zusammenbrechen der großen Banken sehe man ja, dass Geld nichts sei, sagte der Papst. "Wer auch immer sein Leben auf dieser Realität aufbaut, auf materiellen Dingen, auf Erfolg, der baut sein Haus auf Sand. Die einzige solide Realität ist Gottes Wort." Das ist wahrhaft tröstlich.
http://www.welt.de/welt_print/article2539834/Retter-in-der-Not-Papst-Benedikt-der-XVI.html
Wir haben bis jetzt noch nicht den Eindruck gewinnen können, dass das Studium des Thomas von Aquin und ähnlicher Schriften aus einem Laien einen bedeutenden Ökonomen machen, der zu diesen Fragen Profundes beisteuern könnte. Um genau zu sein, wir glauben sogar, dass die Kenntnis dieser Werke sich zum ökonomischen Sachverstand geradezu umgekehrt proportional verhält. Wenn aber Geld völlig sinnlos ist, könnten die Kirchen einen sinnvollen Beitrag leisten und auf die Kirchensteuer verzichten und Papst Benedikt könnte als Bettelmönch durch Rom ziehen. Das eingesparte Geld könnte man dann dafür verwenden, die Kreativität der Kiddies zu steigern, wobei man am besten gleich im Kindergarten anfängt. Den Kiddies sollte man mal beibringen, glücklich zu sein, die ganze Palette der kreativen Möglichkeiten, Musik / Theater / Sprachen / Autos zerlegen und wieder zusammenbauen / Webseiten basteln / Sport / Kochen / Apfelbäume pflanzen etc. etc. etc. Dafür wird man mehr Geld ins System pumpen müssen, das wäre aber sinnvoller, als es in die Kirchen zu pumpen. Die Philologentrottel wird man nachschulen müssen und der Lehrerberuf muss profesionalisiert werden. Kriselt es dann, haben sie gelernt, dass sich viele Probleme mit einem klaren Kopf, guten Kumpels und auch mal mit richtig ranklotzen lösen lassen. Das würde sie immun machen gegen Hokuspokus.
„Osanna sanctus Deus Sabaoth,
Superillustrans tua claritate
Felices ignes horum malahot-“
Oh heiliger Geist der Heeresmacht Zebaoth
Überstrahlend mit deinem Glanze
Die seligen Feuer dieser Scharen
Und die Schlange war listiger denn alle Tiere auf dem Felde, die Gott der HERR gemacht hatte, und sprach zu dem Weibe: Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von den Früchten der Bäume im Garten? Da sprach das Weib zu der Schlange: Wir essen von den Früchten der Bäume im Garten; aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Eßt nicht davon, rührt's auch nicht an, daß ihr nicht sterbt. Da sprach die Schlange zum Weibe: Ihr werdet mitnichten des Todes sterben; sondern Gott weiß, daß, welches Tages ihr davon eßt, so werden eure Augen aufgetan, und werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist. Und das Weib schaute an, daß von dem Baum gut zu essen wäre und daß er lieblich anzusehen und ein lustiger Baum wäre, weil er klug machte; und sie nahm von der Frucht und aß und gab ihrem Mann auch davon, und er aß. Da wurden ihrer beiden Augen aufgetan, und sie wurden gewahr, daß sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schürze. Und sie hörten die Stimme Gottes des HERRN, der im Garten ging, da der Tag kühl geworden war. Und Adam versteckte sich mit seinem Weibe vor dem Angesicht Gottes des HERRN unter die Bäume im Garten. Und Gott der HERR rief Adam und sprach zu ihm: Wo bist du? Und er sprach: Ich hörte deine Stimme im Garten und fürchtete mich; denn ich bin nackt, darum versteckte ich mich.
Und er sprach: Wer hat dir's gesagt, daß du nackt bist? Hast du nicht
gegessen von dem Baum, davon ich dir gebot, du solltest nicht davon essen?
Da sprach Adam: Das Weib, das du mir zugesellt hast, gab mir von von dem Baum,
und ich aß.Da sprach Gott der HERR zum Weibe: Warum hast du das getan?
Das Weib sprach: Die Schlange betrog mich also, daß ich aß. Da
sprach Gott der HERR zu der Schlange: Weil du solches getan hast, seist du
verflucht vor allem Vieh und vor allen Tieren auf dem Felde. Auf deinem Bauche
sollst du gehen und Erde essen dein Leben lang. Und ich will Feindschaft setzen
zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Derselbe
soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen. Und zum
Weibe sprach er: Ich will dir viel Schmerzen schaffen, wenn du schwanger wirst;
du sollst mit Schmerzen Kinder gebären; und dein Verlangen soll nach deinem
Manne sein, und er soll dein Herr sein. Und zu Adam sprach er: Dieweil du hast
gehorcht der Stimme deines Weibes und hast gegessen von dem Baum, davon ich
dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen, verflucht sei der Acker
um deinetwillen, mit Kummer sollst du dich darauf nähren dein Leben lang.
Dornen und Disteln soll er dir tragen, und sollst das Kraut auf dem Felde essen.
Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis daß du
wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst
zu Erde werden. Und Adam hieß sein Weib Eva, darum daß sie eine
Mutter ist aller Lebendigen. Und Gott der HERR machte Adam und seinem Weibe
Röcke von Fellen und kleidete sie. Und Gott der HERR sprach: Siehe, Adam
ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist. Nun
aber, daß er nicht ausstrecke seine Hand und breche auch von dem Baum
des Lebens und esse und lebe ewiglich! Da wies ihn Gott der HERR aus dem Garten
Eden, daß er das Feld baute, davon er genommen ist, und trieb Adam aus
und lagerte vor den Garten Eden die Cherubim mit dem bloßen, hauenden
Schwert, zu bewahren den Weg zu dem Baum des Lebens.
Aus der ganzen Geschichte
ist wohl dies der zentrale Satz:
Ihr werdet mitnichten des Todes sterben; sondern
Gott weiß, daß,
welches Tages ihr davon eßt, so werden eure Augen aufgetan, und werdet
sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.
Wahrscheinlich interpretieren das Theologen ja anders, aber der Autor hat mal
als 60 stes Nebenfach auch Literatur studiert (Romanistik) und irgendwie würde
er sagen, die Interpretation eines Textes muss irgendwie zumindest einen losem
Zusammenhang haben zu dem, was da eben steht. Und die Schlange sagt nun mal
nichts weiter, als dass Adam und Eva, so sie denn von dem Apfel essen, sein
werden wie Gott und wissen, was gut und böse ist. Es ist nun ziemlich
egal, wie man das interpretiert, es kommt immer Schwachsinn raus. Unter Umständen
könnte man das mit dem „gut und böse“ ja etwas aufweichen
und sagen, man ist wie Gott, wenn man die Deutungshoheit über die Wirklichkeit
hat. Wer also von dem Apfel isst, maßt sich an, die Welt einzuschätzen.
Aber auch mit dieser Interpretation hat der Autor ein Problem. Er würde
sagen, dass das Problem der Menschheit genau dies ist, dass die Leute nicht
mit ihrem eigenen Schädel denken. Egal was Gott darüber denkt, er
würde gleich einen ganze Kiste Äpfel dahinstellen.
Wie auch immer. Wir müssen jetzt akzeptieren, dass man im Christentum keine Äpfel essen darf und dass das Verzehren von Äpfeln weitreichende Folgen haben kann, wie auch immer. Der eigentliche Grund für den Hokuspokus dürfte aber tiefer liegen. Wenn Christus nämlich nicht für die Äpfelesser gestorben wäre, dann wäre völlig unklar, für was er überhaupt gestorben ist, er wäre dann ein schlichter Wanderprediger unter vielen. Einer der vielen, die in dem von Dante so verehrten römischen Reich zu Tode gefoltert wurden.
Da ich das aber gerade eben bei Wikipedia gefunden haben, sei es hier noch
angefügt, das ist von Gerd Lüdemann. Alle drei Zitate sind so zutreffend,
wir konnten uns einfach nicht für das Beste entscheiden, deshalb alle
drei.
Die freiheitlich-demokratischen Ideale und Werte, die sich jetzt auch im
Grundgesetz finden, wurden während der Aufklärung gegen die sich
auf Gott und Bibel berufenden Kirchen durchgesetzt. Und weder der Gott Jahwe
des Alten Testaments noch der Vater Jesu Christi, noch beide in einer Person,
noch Allah vertreten die Werte unseres freiheitlich-demokratischen Staates.
Die Aufklärung lässt sich nicht an die Ketten des christlichen Glaubens legen. Sie stürzt wie ein brausender Strom heran, gegen den alle Glaubensschleusen und -dämme machtlos sind.
(...) wahrscheinlich unmöglich ist Bibel und Demokratie, Bibel und moderne Gesellschaft zu vereinbaren.
Zitiert aus Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Gerd_L%C3%BCdemann
Kraft seiner ewgen Liebe sich erwählte
Die ihrem Herrn entfremdete Natur
Und ihr höchsteigen sich im Fleisch vermählte
Das ist irgendwie die Kategorie Äpfelessen. Als Gott hat sich mit der
ihm entfremdeten Natur, also mit Adam im Speziellen und dem Menschen im Allgemeinen
vermählt, indem er mit Maria eben jenen Jesus zeugte, von dem ja wiederum,
wie wir bereits wissen, ein Teil göttlich und der andere menschlich ist.
Nun folge treulich der gewiesenen Spur:
Der Mensch, neu seinem Gotte hingegeben,
Ward wieder rein wie einst in Edens Flur
Und seine Würde erhält er niemals wieder
wenn er nicht füllt, wo Sünde leert,
gegen schlechtes Handeln, die gerechte Strafe
Das bezieht sich noch nicht auf die Erbsünde, denn diese ist ja so schrecklich
(Salomon der Weise spricht / grüne Äpfel verspeise nicht), da kann
nur noch der Herrgott selbst die Dinge ins Reine bringen. Zur Erbsünde
geht es jetzt.
Eure Natur zerstörte selbst die Brücken
Zum Paradies und jeden Würdenrang,
Seit sie sich von der Sünde ließ berücken
Immer noch und immer wieder der Apfel. Ich glaube Dante hätte auch Pomologe
werden sollen.
Unmöglich ist daher ihr Rückempfang,
Wenn nicht der Mensch von diesen beiden Pfaden -
Du wirst es einsehn – einen wählt zum Gange
Im Original
né ricovrar potiensi, se tu badi
ben sottilmente, per alcuna via,
sanza passar per un di questi guadi :
und sie erlangen sie nicht wieder, wenn
du es wohl bedenkst, ohne zu beschreiten,
einen dieser beiden Wege
Die beiden Wege, die beschritten werden müssen, damit die Sünde getilgt
wird, werden jetzt beschrieben.
Entweder dass Gott selbst die Schuld aus Gnaden
Ihm nachlässt oder: dass die Kraft ihm eigen,
Sich selbst der Torheit folgen zu entladen
Also entweder erlässt Gott die Schuld, oder man muss halt was tun. Rebus
sic stantibus verstehen wir das „du es wohl bedenkst“ nicht. Denn
wenn man Schulden hat, gibt es im Grunde nur zwei Möglichkeiten. Der Gläubiger
erlässt sie oder man zahlt sie zurück. Das kapiert der Autor sogar
mal ausnahmsweise auf Anhieb, das muss er nicht mal wohl bedenken. Die dritte
Möglichkeit wäre, man stellt einen Antrag auf persönlichen Konkurs,
dann ist nach sieben Jahren Ruh. Man könnte also auch beim himmlischen
Amtsgericht einen Antrag auf persönlichen Konkurs stellen, dann wäre
die Sache nach sieben Jahren sozusagen „verjährt“. Diese eigentlich
pfiffige Lösung hat Gott aber nicht vorgesehen. Die eigentlich bahnbrechende
Erkenntnis kommt jetzt.
Jetzt aber gilt‘ s, das Auge hinzuneigen
Zum Abgrund, darin Gottes Ratschluss ruht,
Und meinen Worten folgsam dich zu zeigen!
Also die bahnbrechende Erkenntnis kommt noch nicht, Beatrice teil uns nur mit,
dass wir jetzt in einen Abgrund schauen werden, worin Gottes Ratschluss ruht.
Der Autor wiederum hat den Eindruck, schon die ganze Zeit in einen Abgrund zu
schauen, allerdings hat er Gottes Ratschluss da nicht gefunden.
Den Menschen hinderte sein sündig Blut,
So demutsvoll zu neigen sich zur Sühne,
So tief, als hoch dereinst voll Frevemut
In seinem Trotz der Ungehorsam – Kühne
Zu steigern suchte – drum wird‘ s nie geschehen
Dass ihm das Reis der Selbstbefreiung grüne
Also, der Verzehr jenes höchstwahrscheinlich grünen Apfels, war derartig
frevelhaft (noch mehr aber wahrscheinlich die Einflüsterungen der Schlange,
„ihr werdet sein wie Gott“, was sich ja nicht mal bewahrheitet hat),
dass der Mensch sich gar nicht so tief demütigen kann, dass dieser Frevel
gesühnt wird.
Der Mensch kann sich also von dieser Sünde nicht befreien. Auch diese dürfte
allerdings, mangels Rechtsgrundlage, schon von jedem Amtsgericht abgeschmettert
werden, dafür braucht man gar nicht zum Bundesgerichtshof zu marschieren.
Eine Straftat kann nicht vererbt werden. Was aber irgendwie jedem klar ist,
scheint Beatrice nicht klar zu sein. Wir vermuten allerdings etwas anderes.
Wir vermuten, dass monotheistische Religionen vor allem ein Ziel haben, nämlich
Macht zu erringen. Die abstruse Logik kann man eigentlich nur dadurch erklären,
dass ein Zusammenhang gesucht wird, der Jesus als religionsstiftend ausweist.
Ein schlichter Prophet reicht da nicht, auch wenn er am Kreuz stirbt. Da musste
schon etwas erfunden werden, dass ihn einzigartig macht.
So stand‘ s bei Gott, den Menschen Auferstehen
Zu unversehrtem Dasein zu erneuern –
Er konnte einen Pfad, auch beide gehen
Also: Gott hatte zwei Möglichkeiten, Schuldenerlass oder Ratenzahlung,
bzw. zu Verzeihen und die Sühne anzuerkennen. Er hat dann beide Möglichkeiten
gewählt, sowohl das Verzeihen, als auch die Anerkennung der Sühne,
wobei die Sühne darin bestand, dass Jesus Christus, bzw. dessen menschlicher
Teil, gekreuzigt wurde. Aus kaufmännischer Sicht ist das natürlich
ein Unding, das wäre so nachdem Motto, „hey, brauchste nicht mehr
zurückzahlen, die erste Rate erwarte ich am 1. Mai“. Wir haben jetzt
natürlich noch ein Problem damit, zu verstehen, warum er die Schuld nicht
einfach erlassen hat, im Grunde war das ja nicht so schwerwiegend mit dem Apfel
und das andere, das mit dem „ihr werdet sein wie Gott“, was natürlich
ziemlich dreist ist, hat ja die Schlange gesagt, die Eva wollte doch gar nicht
sein wie Gott, was hätte sie denn davon gehabt, Eva war doch eine Frau,
die wollte nur ein paar Klamotten von Dolce & Gabbana. Beatrice muss uns
jetzt also noch erklären, warum Gott sowohl die Sühne gefordert, wie
auch verziehen hat. Das tut sie jetzt.
doch weil die Handlung mehr pflegt zu erfreuen,
Die von des Herzens gütigem Bestreben,
Als ihrem Lichtkern, Glanz weiß nachzustreuen,
So schlug die Güte des Allmächtigen eben
In ihrer Liebe beide Wege ein,
Um euch von tiefem Fall zu heben
Gott hat also beide Wege beschritten, den Weg des Verzeihens und den der Buße
(wobei die Jesus die Buße stellvertretend für die Menschheit abgeleistet
hat, im Grunde war da also nicht viel Buße), weil er ein großzügiges
Herz hat. Wir wissen jetzt natürlich nicht, ob Gott seinen Sohn gefragt
hat, ob er das für eine gute Idee hält, der wäre vielleicht der
Meinung gewesen, dass ein schlichtes Verzeihen ausreichend wäre. Eine ganz
tiefe Logik hat die Sache aber doch. Wenn im Grunde, ich glaube Gott stimmt
uns dazu, das Verspeisen eines Apfels eigentlich keine so schreckliche Sünde
ist, dann reicht eine in Stellvertretung abgeleistete Sühne vollkommen,
vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass diese Sünde auch noch ein paar
tausend Jahre vorher stattgefunden hat und strafrechtlich ohnehin belanglos
ist, weil Straftaten ja gar nicht vererbt werden können.
Und zwischen letzter Nacht und erstem Schein
Des Tages sah man edler nichts gedeihen
Als dieses Werk und nie wird größeres sein
Im Original
Né tra l'ultima notte e 'l primo die
sì alto o sì magnifico processo,
o per l'una o per l'altra, fu o fie:
Zwischen letzter Nacht und erstem Tag
ward ein so großes und herrliches Werk noch nicht gesehen
und niemals wieder wird es auf die eine oder andere Art geschehen
hm. Es gibt ja ein Werk von Nietzsche, das heißt „Der Ursprung der
Tragödie aus dem Geiste der Musik“. Der Autor wird sich mal hinsetzen
und auch eines schreiben, mit dem Titel: „Die Süße des Apfels
als Geburt des Irrsinns“. Zwar wäre sein Jugendtraum dann nicht wahr
geworden, nämlich Pomologe zu werden, aber er hätte sich diesem Ziel
genähert.
Göttlicher war‘ s, sich selbst zum Opfer zu
weihen,
Um Kraft euch einzuflößen, zu erstehen,
Als aus sich selbst euch schlechthin zu verzeihen
Das ist gar nicht mal falsch. Also wenn Gott im Himmel eines Tages schlicht
beschlossen hätte, „also das mit dem Apfel, das war ja eigentlich
nicht so schlimm, lassen wir mal gut sein“, dann hätte das schlicht
überhaupt niemand gemerkt. Der ganze Apfel wäre in Vergessenheit geraten.
Das erkennt natürlich der verhinderte Pomologe an. Marketingtechnisch ein
guter Schachzug zu Gunsten des Apfels. Hat zwar was von Guerilla Marketing,
aber bei Marketing gilt halt, no news are bad news. Ist ja auch bei Bobele so,
dem Tennisspieler, von dem gibt es eigentlich nur bad news, das sind aber good
news. Klingeling die Kasse klingelt: Exklusiv in Bunte– Haben sie oder
haben sie nicht? Deutschland rätselt. Wie dem auch immer sei, das Christentum
hat den Apfel in das Bewusstsein der Menschheit katapultiert. Good news.
Allzu bescheiden wäre es anzusehen,
Wenn Gottes Erbe nicht verwandelt sich,
Um demutsvoll im Fleisch einherzugehen
Im Original
e tutti li altri modi erano scarsi
a la giustizia, se 'l Figliuol di Dio
non fosse umiliato ad incarnarsi.
Alle anderen Wegen waren nicht geeignet
Gerechtigkeit zu üben, wenn der Sohn Gottes
Nicht herabgestiegen wäre im Fleische
Ha des wois i fei au ete, wie der Schwabe sagen würde. Ich glaube die vorige
Terzine trifft das besser. Wenn Jesus nicht herabgestiegen wäre, um die
Menschen von ihrer Erbsünde zu befreien, wenn Gott einfach nur verziehen
hätte, dann hätte es keiner gemerkt, das wäre marketingtechnisch
sinnlos, wir wissen ja alle: Tue Gutes und rede darüber. Aber eines muss
man dem Christentum lassen. Um so eine abgedrehte Story zu promoten, muss man
schon ein Marketinggenie sein. Ähnlich brilliant sind eigentlich nur noch
die „Die Toten Hosen“. Die Geschichte mit der 0190 Sex Nummer, Ruf
mich an, mach mich reich. Das war gut.
Allzu bescheiden wär es anzusehen,
Wenn Gottes Erbe nicht verwandelt sich,
Um demutsvoll im Fleisch einherzugehen!
Das stimmt. Der einsame Entschluss im Himmel hätte marketingtechnisch einfach
gar nichts bewirkt.
Und nun – um vollauf zu befrieden dich,
Muss ich erläutern dir noch eine Stelle,
Dass du so deutlich hier erkennst wie ich!
Wir wussten immer schon, dass Beatrice von missionarischem Eifer erfüllt
ist und auch auf Fragen antwortet, auf die Dante gar nicht gekommen wäre.
Das ganze Getue mit der Angst, die er hat, eine Frage zu stellen, ist also völlig
Blödsinn. Die Trulla brennt geradezu darauf, ihn mit ihren Erkenntnissen
zu beglücken.
Du sagst: Ich sehe Luft und Wasserwelle,
Seh Glut und Staub und wie sich‘ s mischt auf Erden,
Uns seh‘ s nach kurzer Zeit vergehn mit Schnelle;
Wie musste erst all dies erschaffen werden,
Wenn deinem Wort zum Trotz, es kurzerhand
Doch fühlt des Alters und Vergehn‘ s Beschwerden?
Das war doch kla,r oder? Wir verstehen ja schon die Fragen nicht, die Dante
in seiner tiefbewegten Brust wälzt, aber wenn Beatrice eine Frage stellt,
dann ist endgültig Schicht im Schacht. Also was will ihm die personifizierte
Theologie eigentlich erklären? Schauen wir uns also mal das Original an.
Tu dici: ``Io veggio l'acqua, io veggio il foco,
l'aere e la terra e tutte lor misture
venire a corruzione, e durar poco;
e queste cose pur furon creature;
per che, se ciò ch'è detto è stato vero,
esser dovrien da corruzion sicure''.
Du sagst: „Ich seh das Wasser, seh das Feuer,
die Luft und die Erde und alle was aus ihnen entstanden
Verderben und nur von kurzer Dauer
obwohl doch auch diese Dingen erschaffen wurden;
denn, wenn das, was gesagt ward richtig war,
sollten sie vor dem Verderben sicher sein
Sie sehen also, selbst die Lektüre des Originals bringt keine Klarheit.
Höchstwahrscheinlich bezieht sich Beatrice („wenn das was gesagt
ward richtig war“) auf diesen Vers oben.
Was unvermittelt draus hervorgegangen,
Ändert und endet nie, weil dauerhaft
Es ihres Spiegels Prägung hat empfangen
Was sie unmittelbar verströmt und schafft
Ist völlig frei, braucht keinen Zwang zu scheuen
Nichts Neuerschaffenes schmälert seine Kraft
Was also unvermittelt direkt von Gott erschaffen wurde, ist, wie die vier Elemente
Wasser, Feuer, Luft, Erde unvergänglich, vergeht aber doch. Von daher entsteht
ein Widerspruch, zumindest sieht Beatrice hier einen. Darauf gibt sie dann diese
Antwort.
Nur Engel, Bruder, nur der Reinheit Land,
Wo du jetzt weilest, werden – wie sie walten
Und sind – mit mit Recht Erschaffene genannt
Also die Engel sind direkt von Gott erschaffen, wie auch das Paradies, die vergehen
also nie.
Was Elemente bauen und gestalten,
Und diese selber, lässt der Herr allein
Aus angeborener Formkraft sich entfalten
Was also die vier Grundelemente Wasser, Feuer, Luft, Erde zusammenbauen, wird
nicht direkt von Gott erschaffen, ist also vergänglich.
Geschaffen ward ihr Stoff, ihr Ursprungssein,
Geschaffen ward die Bildungskraft dem Kranze
Der Sterne, die uns Licht und Wärme leihn
Im Original
Creata fu la materia ch'elli hanno;
creata fu la virtù informante
in queste stelle che 'ntorno a lor vanno.