Als ob ihr Herz entflammt in Lieb stünde,
Ließ sie zum Schlusse den Gesang erschallen:
„Glückselig, wem vergeben seine Sünde“

Wir haben bereits festgestellt, dass der Herrgott in die sanfte Brise, die das Paradies durchzieht, ein bisschen Marihuana Rauch gemischt hat. Die sind jetzt also alle voll gut drauf da, und naheliegenderweise bekommt die ganze Angelegenheit dann doch noch eine erotische Komponente. Das „Glückselig, wem vergeben seine Sünde“ (im Italienischen Original steht es auf Latein, Beati quorum tecta sunt peccata), ist eine der Lobpreisungen, Psalm 32, 1: Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sünde bedeckt ist.

Wie eine Nymphe, einsam, durch die Hallen
Des Waldes, hier im kühlen Schatten, dort
In warmer Sonne tänzelt nach Gefallen -

So hüpfte drüben sie nach Süden fort.
Ich, meinen Schritt anpassend ihrem kleinen,
Ging nebenher stromauf am Diesseitsbord

Dante ergänzt also sozusagen die Bibel, denn eine detaillierte Beschreibung fehlt ja da. Genauer ist da schon der Koran, da heißt es: Sure 4, Vers 57: „Diejenigen aber, die da glauben und das Rechte tun, die werden Wir einführen in Gärten, durcheilt von Bächen, darinnen zu verweilen ewig und immerdar; und reine Gattinnen sollen darinnen sein, und führen werden Wir sie in überschattenden Schatten.“ Die reinen Gattinnen sind dann die Jungfrauen, logo.“ Das ist also so ähnlich wie bei Dante, schattig, von Bächen durchflossen und mit hübschen Jungfrauen. Macht den Autor aber nicht an. Wenn es richtig heiß ist, will er keinen Schatten, sondern eine Klimaanlage (betrieben mit Ökostrom, logo); Bäche sind ihm weitgehend wurscht, er braucht ein anständiges Schwimmbad mit Olympiamaßen (50 m lang) und mit Jungfrauen kann er auch nix anfangen.

Erst wenig in der neuen Richtung vor,
Als sie zu mir das schöne Antlitz wandte:
„Jetzt, lieber Bruder, öffne Aug und Ohr!“

Ne, ne, soviel Erotik is nicht bei Dante, selbst wenn er ordentlich einen Zug aus der Pfeife genommen hat, das „schöne Antlitz“ hat Zoozmann dazugedichtet, im Original steht nix von schönem Antlitz.

Né ancor fu così nostra via molta,
quando la donna tutta a me si torse,
dicendo: «Frate mio, guarda e ascolta».

Wir waren noch nicht weit gegangen
als die Frau sich zu mir hingewendet
„Bruder“, sagte sie, „Schau und höre“

Die Nymphen von oben stehen da aber tatsächlich. Beatrice wird ihm aber nachher noch eine Strafpredigt halten, da bekommt er dann wahrscheinlich auch die Nymphen unter die Nase gerieben.

Und siehe da – ein Himmelsglanz entbrannte
Urplötzlich in des Waldes weiter Runde,
Als ob der Himmel einen Blitz entsandte

Doch weil der Blitz das Kind ist der Sekunde,
Und dieser Glanz an Stärke nur gedieh,
So forschte ich im stillen nach dem Grunde.

Also die Idee ist da. Es blitzt ein Licht auf, schlagartig wie ein Blitz, aber im Gegensatz zu einem Blitz, dessen Licht ja anschließend wieder erlischt, wird dieses Licht immer heller. Das Original lautet so.

Ed ecco un lustro sùbito trascorse
da tutte parti per la gran foresta,
tal che di balenar mi mise in forse.

Ma perché 'l balenar, come vien, resta,
e quel, durando, più e più splendeva,
nel mio pensier dicea: "Che cosa è questa?".

Und da geschah es, dass ein Leuchten
Den ganzen Wald erstrahlte,
so dass ich an einen Blitz erst glaubte.

Doch weil der Blitz nicht länger bleibt als er gekommen,
jener jedoch verblieb und sogar heller und heller strahlte,
fragte ich mich in Gedanken: „Was ist dies?

Die Frage, was das ist, klärt er jetzt aber erstmal nicht. Wir haben jetzt erstmal noch ein bisschen Theologie.

Da tönte eine süße Melodie
In lichterfüllter Luft – und eifernd grollte
Der Eva ich, weil voller Vorwitz sie

Und sie allein vom Antlitz ziehen wollte
Den Schleier, sie! die kaum erweckt zum Leben,
Wo alle Schöpfung Gott Gehorsam zollte!

Das italienische Original tönt ein bisschen anders. Der Schleier steht hier für Gehorsam.

che là dove ubidia la terra e 'l cielo,
femmina, sola e pur testé formata,
non sofferse di star sotto alcun velo;

sotto 'l qual se divota fosse stata,
avrei quelle ineffabili delizie
sentite prima e più lunga fiata.

Die dort, wo die Erde wie auch der Himmel gehorchten,
nur diese Frau, kaum dass sie erschaffen,
ertrug es nicht, zu leben unter einem Schleier

unter dem, wäre sie nur fromm gewesen
ich hätte von den unaussprechlich‘ Wonnen
früher und auch länger schon genossen

Zu Deutsch, hätte Eva nicht vom Baum der Erkenntnis gegessen und hätte Adam verführt, dann wären sie nicht aus dem Paradies vertrieben worden. Allerdings wäre es dann zu Dante gar nicht gekommen, denn erst NACH dem Sündenfall beschließt Gott, dass sich Adam und Eva überhaupt vermehren: Und zum Weibe sprach er: Ich will dir viel Schmerzen schaffen, wenn du schwanger wirst; du sollst mit Schmerzen Kinder gebären; und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, und er soll dein Herr sein. (Genesis 3,16). Das heißt, dass Jesus Christus die Menschen von jener Erbsünde befreit hat, die ohne die Erbsünde gar nicht da wären. Das scheint aber typisch für das Christentum und für die Theologie zu sein. Sie lösen Probleme, die ohne das Christentum und die Theologie gar nicht da wären.

Ganz von der Erstlingsseligkeit durchronnen
Ging ich in ahnendem Erwartungsbangen,
Bald mehr zu schlürfen aus dem Freudenbronnen

hm. Also der Zoozmann, der übersetzt manchmal, da ist man schon platt. „Schlürfen aus dem Freudenbronnen“. Klingt schon gewaltig nach konkret sinnlich genießen. Wir wollen mal Dante zu Gute halten, dass er es so nicht geschrieben hat, bei ihm ging es ja mehr so um die Wonnen des Geistes, sursum corda, hoch das Herz und so. Wenn ich aber das nächste Mal in die Eisdiele gehe, dann bestell ich so.

O holdselige Frau,
lass mich schlürfen aus dem Freudenbronnen
Und bring mir einen Eiscafé

Da ist die baff, die hübsche Frau, die da Kellnerin spielt. Jede Wette. Also im Original geht das so.

Mentr'io m'andava tra tante primizie
de l'etterno piacer tutto sospeso,
e disioso ancora a più letizie,

dinanzi a noi, tal quale un foco acceso,
ci si fé l'aere sotto i verdi rami;
e 'l dolce suon per canti era già inteso.

Während ich noch stand ganz wie benommen
den Ankündigungen der ewigen Freude folgend
in Erwartung schon noch größeren Glücks

wie in hellem Feuerbrand schien die Luft vor uns zu brennen
unter dem grünen Dach des Laubes
und der sanfte Sang der Lieder, drang schon an unsere Ohren

Was sich da mächtig leuchtend naht ist ein Zug, der symbolhaft die Kirche darstellt. Doch der kommt erst später. Dante ruft mal wieder die Musen zu Hilfe. Der Punkt ist, dass wir ihm das allmählich nicht mehr abnehmen. Am Anfang der Divina Commedia war das ja noch echt.

Der Tag entwich, die Dämmerung brach ein;
sie nahm den Wesen, die auf Erden leben
all ihre Mühsal ab -und ich allein

hielt mich bereit, das Ringen anzuheben
(...)
Oh Musen, Himmelstöchter, steht mir bei;
Gedächtnis, das du schriebst was ich gesehen,
jetzt offenbare deinen Adel frei

An der Stelle ist der Musenaufruf noch wirkungsvoll und glaubhaft, der Leser kann noch meinen, dass hier jemand das Unaussprechliche sagen will. Ein paar tausend Terzinen weiter traut man ihm schon gar nicht mehr zu, tatsächlich etwas sagen zu wollen, geschweige denn das Unaussprechliche. Wer lediglich Thomas von Aquin, Ptolemäus, Aritistoteles etc. in Terzinenform vortragen will und bei der Gelegenheit noch die gesamte griechische Mythologie, die geschichtliche Entwicklung bis zu seiner Zeit und die Bibel vortragen möchte, der braucht dazu die Musen nicht.

Hochheilige Musen! Litt ich Not und Mühn,
Nachtwachen, Frost und Hunger euertwillen -
Den Lohn zu fordern, bin ich jetzt so kühn!

Das ist vielleicht sein Problem. Manche Dinge erringt man nicht durch Arbeit, sondern durch Authentizität.

Den Durst durch Hippokrene mir zu stillen,
Lass deinen Chor, Urania, nicht säumen-
Soll doch Unsägliches dem Reim entquillen!

Das müssen wir uns jetzt mal genauer anschauen. Betrachten wir mal das italienische Original.

Or convien che Elicona per me versi,
e Urania m'aiuti col suo coro
forti cose a pensar mettere in versi.

Möge nun der Helikon für mich fließen
und Urania mit ihrem Chor mir beistehn
in Verse das kaum Denkbare zu setzen

Helikon ist ein etwa 1800 m hohes Gebirge in Griechenland (Böotien). Er galt in der Antike als Sitz der Musen. Zoozmann hat den Vers korrekt interpretiert, er setzt statt Helikon Hippokrene ein, das ist ein Fluss, der in diesem Gebirge entspringt. Dass sich die Macht der Musen über diesen Fluss verbreitet, ist allerdings nirgends überliefert, diese Vorstellung allerdings muss dieser Terzine zugrunde liegen, sonst macht sie keinen Sinn. Urania ist eine der neun Musen (die Töchter des Zeus und der Mnemosyne), sie ist für die Sterndeutung zuständig. Warum Dante ausgerechnet an sie appelliert, kann unterschiedliche Gründe haben. Die Musen werden später einzelnen Himmelssphären zugeordnet, Urania landet hierbei im Fixsternhimmel, also dem höchsten Himmel vor dem Empyreum. Eigentlich interessant sind aber die Worte „forti cose a pensare“. Wörtlich wäre das „starke Dinge zu denken“, das ist dann wohl sinngemäß „schwer denkbare Dinge“. Die Präposition „a“ wäre im heutigen Standarditalienisch zwar „da“ (cose forti da pensare), aber man kann es schlicht irgendwie anders übersetzen, „schwer denkbare Dinge“ dürfte also hinkommen. Das wäre insofern interessant, als Dante zu erkennen gäbe, dass er die Komplexität von Lyrik im Grunde erfasst hat. Zoozmann übersetzt dann gleich mit „unsäglich“, damit meint er, was sich nicht sagen lässt. Das schreibt Dante zwar nicht, er spricht von den Dingen, die sich nur schwer denken lassen, das läuft aber fast auf das Gleiche hinaus. Der Autor würde zwar nicht behaupten, dass in Worten gedacht wird, das Gehirn arbeitet weitgehend unsprachlich, aber eine gefestigte Idee lässt sich in der Regel, eine gewisse Begabung und didaktisches Geschick vorausgesetzt, sprachlich fassen. Wenn er aber davon spricht, dass er von etwas berichten will, dass sich schwer denken lässt, dann zielt er auf eine komplexere Schicht, jenseits des rein rationalen Denkens, er hat dann eine Ahnung von Dichtung. Die Beschreibung die Leonore von Torquato Tasso liefert, zielt in diese Schicht. Machen wir uns mal klar, wovon wir hier reden. Aus frühen Schülertagen kennen manche vielleicht dieses Gedicht von Theodor Storm.

Über die Heide hallet mein Schritt;
dumpf aus der Erde, wandert es mit.
Herbst ist gekommen, Frühling ist weit -
Gab es denn einmal selige Zeit?
Brauende Nebel geistern umher,
Schwarz ist das Kraut und der Himmel so leer.
Wär ich hier nur nicht gegangen im Mai!
Leben und Liebe wie flog es vorbei!

Die Sachaussage dieses Gedichtes ist schlicht die, dass das Wetter scheiße ist und er in einer Depri Phase steckt. Wobei die Aussagen hinsichtlich der Wetterlage objektiv sind, also sich an konkreten Merkmalen nachvollziehen lassen und es sich bei der Beschreibung seines Gemütszustandes als Depriphase zwar um eine subjektive Einschätzung handelt, letztlich aber auch nicht kompliziert ist, oder, um es mal genau zu sagen, seinen Gemütszustand nur unscharf beschreibt. Wer sich jetzt aber nicht ganz bockig anstellt, der wird konzedieren müssen, dass hier ein Moment und eine Stimmungslage höchst kompliziert verdichtet wird, deswegen ist es ja Dichtung. Nicht was er denkt, drückt das Gedicht aus, sondern das Zusammenschießen höchst komplexer Beziehungsgeflechte. Da der eigentliche Inhalt also gar nicht in den Worten steckt, handelt es sich auch nicht um ein Sprachkunstwerk, da die Aussage jenseits der Sprache ist. Jenseits der Sprache beginnt die Lyrik und diese Schicht ist es, die Dante nie trifft.

.. Urania m'aiuti col suo coro
forti cose a pensar mettere in versi

Dass Urania mit ihrem Chor mir helfen möge
Die kaum denkbare Dinge in Verse zu setzen

Da kann man nur mit Goethe sagen, „die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“. Es ist von daher völlig unverständlich, wieso die Divina Commedia so bekannt ist, La Vita Nuova aber fast in Vergessenheit geraten ist. In der Vita Nuova verarbeitet er auf ganz persönliche Art seine Liebe zu Beatrice, das nimmt man ihm ab. Den Thomas von Aquin in Terzinenform nimmt ihm keiner ab. Das vermeintliche Geburtshaus der Beatrice in Florenz ist auch ausgesprochen populär, da hinterlegen die Leute Liebesbriefe.



Es gibt übrigens viele Unglückliche, denen durchaus unklar ist, was Dichtung (das kommt von verdichten) eigentlich bedeutet. Jener bereits erwähnte Manfred Hardt (Prof. Dr.) schreibt zum Beispiel in seinem Kommentar zur Reclam Ausgabe der Divina Commedia: „Dantes Poetik war also stets Zahlenpoetik. Große Bereiche dieser ungewöhnlichen poetischen Praxis sind noch zu erforschen, viele Einzelfragen noch zu beantworten. Schon jetzt steht indes fest, dass die Beachtung von Dantes Berechnungen und Anordnungen einen tiefen Einblick sowohl in seine Arbeitsweise als Dichter aus auch in die persönlichsten und wichtigsten Motive des Menschen Dante gestattet. Unübersehbar weisen bei sorgfältiger Lektüre Zahlen und Proportionen auf die Textpunkte, Begriffe und Ideen hin, die für Dante von besonderer bzw. zentralem Interesse waren.“

Mal ganz abgesehen davon, dass er davon ausgeht, dass die Zahlenarithmetik in den letzten 600 Jahren noch nicht ganz entschlüsselt wurde, es also noch eines Manfred Hardt bedarf, der uns die letzten Geheimnisse des Werkes enthüllt und ganz abgesehen davon, dass er seine Behauptungen zwar aufstellt, aber sie nicht erläutert, geht er davon aus, dass die adäquate Rezeption von Literatur nach dem Prinzip Ostereisuche erfolgt. Der Dichter hat ein Osterei versteckt, in diesem Fall in Form einer Zahlenarithmetik und der Leser muss das Osterei dann suchen. Allerdings scheint er mit dem Osterei nicht recht vertraut zu sein. Zwar ist ein Teil des Spiels tatsächlich die Suche, aber viel entscheidender ist das Osterei selbst. Würde man den Kindern anstatt Süßigkeiten / Fahrräder / mp3 Player / Buch etc. einen Sack Asche ins Nest legen, wäre der Witz weg. Er hat das mit der Dichtung nicht verstanden, geht davon aus, dass uns der Dichter etwas sagen will, der Dichter also irgendwo irgendwas versteckt hat, was wir als Leser dann finden müssen. Das Problem ist: sagen, im eigentlichen Sinne, will uns ein Dichter nie etwas. Wenn er uns etwas sagen will, dann soll er das gefälligst tun, klar und deutlich. In der Dichtung sind aber keine zu suchenden Ostereier versteckt. Dichtung sagt etwas, was sich anders nicht sagen lässt, folgt nicht dem Prinzip Osterei. Da aber Philologen in der Regel Ostereiersucher sind, haben wir ein Problem, denn die universitären Ostereiersucher bilden lauter kleine Ostereiersucher aus, die dann den Kiddies Literatur als Ostereiersuche vermitteln. Das kann nicht gut gehen, weil in der Literatur keine Ostereier versteckt sind. Aus einem anderen Blickwinkel kann man es auch so sehen. Philologen sind Leichenbeschauer, die sich mit der Sezierung von Leichen beschäftigen. Im Grunde haben sie also alle ihren Beruf verfehlt, sie hätten Bestattungsunternehmer werden sollen. Der Umbau der „Geisteswissenschaften“ zum Leichenschauhaus folgt hier einer komplexen Dynamik. Professorchen wird man nicht, indem man einen Nutzwert stiftet, sondern indem man für andere Professorchen in pseudowissenschaftlicher Art und Weise eine Leiche seziert. Dies setzt eine skurrile Dynamik in Gang. Um Karriere zu machen, darf man sich nicht eingestehen, dass man Leichen seziert, folglich wird die Leiche angehimmelt, zumindest solange, wie der Steuerzahler das skurrile Treiben finanziert. Um die Leiche zu verehren, muss man sich selber zum Briefmarkensammler zurichten und diese Briefmarkensammler ernennen natürlich nur Briefmarkensammler zum Professor. Das heißt, das System ist von Innen heraus gar nicht reformierbar. Da die Leichenbeschauer aber immer nur Leichen vor Augen haben, werden sie irgendwann selber zur Leiche. Es wäre also eine Aufgabe der Politik, hier für eine Professionalisierung zu sorgen, dafür zu sorgen, dass Literatur wieder zu einer Sache wird, die die Menschen angeht. Goethe ist ja bekanntlich ein Musterbeispiel für das Ringen nach Authentizität, auch wenn er nicht verhindern konnte, in die Fänge der Leichenbeschauer zu geraten, an einer Stelle irrt er aber, bzw. dramatisiert. Wir lesen:

Weh! steck ich in dem Kerker noch?
Verfluchtes dumpfes Mauerloch,
Wo selbst das liebe Himmelslicht
Trüb durch gemalte Scheiben bricht!
Beschränkt von diesem Bücherhauf,
Den Würme nagen, Staub bedeckt,
Den, bis ans hohe Gewölb hinauf,
Ein angeraucht Papier umsteckt,

Man müsste den Geisteswissenschaften nur die Mittel kappen, sie damit zwingen, sich mit der Welt zu beschäftigen. Von sich aus werden sie es nicht tun, das unterscheidet sie von Faust. Die briefmarkensammelnden Leichenbeschauer haben sich selbst so für das System zugerichtet, das ihnen allein einen Job und eine Lebensperspektive bietet, dass nichts mehr an ihnen ist, was irgendwie authentisch wäre, wobei es unter Umständen auch möglich ist, dass die Leichenbeschauer schon als Leichen auf die Welt gekommen sind. Das ist sogar wahrscheinlich, denn nur eine Leiche wird Leichenbeschauer, das dürfte der Grund sein, warum Verse dieser Art von allen professoralen Geistlichen hartnäckig überlesen werden.

Und fragst du noch, warum dein Herz
Sich bang in deinem Busen klemmt?
Warum ein unerklärter Schmerz
Dir alle Lebensregung hemmt?
Statt der lebendigen Natur,
Da Gott die Menschen schuf hinein,
Umgibt in Rauch und Moder nur
Dich Tiergeripp und Totenbein.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat ja im Jahre 2007 das Jahr der Geisteswissenschaften ausgerufen, der Spaß hat 6,5 Millionen Euro Steuergelder gekostet, das ist üppig für ein Leichenschauhaus. Es gibt sogar eine Website (http://www.abc-der-menschheit.de). Irgendwie war man der Meinung, dass sich keine Sau für das Treiben der „Geisteswissenschaften“ interessiert, was zutreffend ist. Weniger zutreffend ist aber die Gleichsetzung der geistlichen Professorentätigkeit mit Kultur, Philosophie, Kunst, Musik etc. etc. Letztere sind quicklebendig, um die braucht man sich keine Sorgen machen. Quicklebendig sind sie aber nicht wegen der professoralen Geistlichen, sondern trotz dieser.

Es kommt jetzt eine Beschreibung eines Umzuges, der die Kirche darstellt. Leider kann hierbei keine Rede davon sein, dass hier das Undenkbare und Unaussprechliche versucht wird zu schildern. Wir haben ganz im Gegenteil Triviales höchst kompliziert geschildert.

Es schien zu ähneln sieben goldnen Bäumen,
Was fern von mir in Himmelsglanz entglommen,
Doch sah ich bald, dass bei den weiten Räumen

Mein Auge etwas Falsches wahrgenommen,
Getäuscht durch Ferne, Umriss und Gestalt.
Denn als ich näher erst herangekommen,

Ließ einsichtvolle Urteilskraft alsbald
In diesen Bäumen Leuchter mich erkennen,
Und deutlich hören, dass Hosianna schalt;


Also egal wie weit die Entfernung, wenn er Bäume mit Leuchtern verwechselt, braucht er eine Brille, egal wie weit die Bäume entfernt sind. Hinzukommt, dass er oben schreibt, dass der Zug in seiner unmittelbaren Nähe zum Stehen gekommen ist. Es ist folglich auch falsch, dass er einsichtvoller Urteilkraft ( la virtù ch'a ragion discorso ammanna) bedarf, wenn er eine Brille braucht, braucht er eine Brille, die Urteilskraft nützt ihm da wenig.

Ich wandte, überwältigt von der Pracht,
Zum trefflichen Vergil um Auskunft mich,
Doch war auch er vor Staunen stumm gemacht

Stumm ist Vergil schon die ganze Zeit. Er hat ja am Ende des 27. Gesanges schon angekündigt, dass er ab jetzt nichts mehr zu sagen hat, die Menschheit zu bessern und zu belehren. Wenn Dante aber schon einen Baum mit einem Leuchter verwechselt, dann brauchen wir uns nicht mehr zu wundern, wenn er den ganzen Umzug nicht versteht. In dem ganzen Zug sind jetzt viele Ostereier versteckt, weil Dante sich nicht im Klaren war, wie man eine Metapher sinnvoll einsetzt. Die Metapher vertieft unter anderem einen Begriff, bzw. macht ihn bildlich fassbar. Der Sensemann, der mit seiner Sense die Leute wegmäht, ist suggestiver als das Wort „der Tod“. Die sieben Leuchter allerdings sind lediglich ein Osterei, geeignet für ein Kreuzworträtsel. Um es ganz genau zu sagen, der Leuchter als Metapher würde noch durchgehen, das leuchtet anderen voran. Wenn aber die Leuchter vorher Bäume waren, wird es weniger suggestiv.

Dante scheint sich bei der Abfassung bei der Offenbarung des Johannes bedient zu haben, dem letzten Buch des neuen Testaments. Über den Verfasser, also Johannes, ist nichts bekannt. Weitgehend gesichert ist aber, dass er mit dem Johannes aus dem Johannesevangelium nichts zu tun hat. Adressat der Offenbarung sind sieben christliche Gemeinden (das ist wichtig in diesem Zusammenhang, dass es sieben sind) Ephesus, Smyrna, Pergamon, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodizea. Die Offenbarung beschreibt das Ende der Welt und was dann passiert, also das Tralala mit dem Jüngsten Gericht und so, wodurch die christlichen Gemeinden dann aufgefordert werden, dem römischen Kult um den Kaiser Widerstand zu leisten. Da ja viele Leser hier Heiden sind, sei noch angemerkt, dass man die Offenbarung des Johannes hier, nachlesen kann. Praktisch sind alle Bilder, Metaphern, Vergleiche die Dante jetzt zur Beschreibung der Kirche nutzt, dieser Schrift entlehnt.

Und sieh! Wie hinterm Führer schritt heran
Ein Menschenstrom, in Weiß gehüllt die Glieder,
Glänzend wie nichts hienieden glänzen kann

„Ein Menschenstrom in Weiß gehüllt die Glieder“ haben wir auch bei Johannes. Das "weiß angezogen" steht irgendwie für Reinheit, ohne Sünde oder was weiß ich. Die Beschreibung findet sich gleich am Anfang, also nach dem Vorgeplänkel (Der Thron Gottes). Die Beschreibung setzt etwas unvermittelt ein, also bumsfallera steht Johannes vor dem Thron Gottes: Darnach sah ich, und siehe, eine Tür war aufgetan im Himmel; und die erste Stimme, die ich gehört hatte mit mir reden wie eine Posaune, die sprach: Steig her, ich will dir zeigen, was nach diesem geschehen soll. Und alsobald war ich im Geist. Und siehe, ein Stuhl war gesetzt im Himmel, und auf dem Stuhl saß einer; und der da saß, war gleich anzusehen wie der Stein Jaspis und Sarder; und ein Regenbogen war um den Stuhl, gleich anzusehen wie ein Smaragd. Und um den Stuhl waren vierundzwanzig Stühle, und auf den Stühlen saßen vierundzwanzig Älteste, mit weißen Kleidern angetan, und hatten auf ihren Häuptern goldene Kronen. Und von dem Stuhl gingen aus Blitze, Donner und Stimmen; und sieben Fackeln mit Feuer brannten vor dem Stuhl, welches sind die sieben Geister Gottes. Und vor dem Stuhl war ein gläsernes Meer gleich dem Kristall, und mitten am Stuhl und um den Stuhl vier Tiere, voll Augen vorn und hinten.

Es sind also in diesem Abschnitt schon alle Elemente drin, die jetzt gleich auftauchen: Stein Jaspis, Regenbogen anzusehen wie ein Smaragd, vierundzwanzig Stühle, vierundzwanzig ältere Herren, sieben Fackeln, sieben Geister Gottes.

Und sah die Lichter langsam vorwärts gehen,
Und sah die Luft gefärbt mit bunten Streifen,
Wie es durch Pinselstriche mag geschehen.

Sah sieben Farben ineinandergreifen,
Wie sie verflochten sind im Regenbogen
Und eingewirkt in Delias Gürtelreifen.

Die Fackeln und den Regenbogen mixt Dante irgendwie zusammen, warum auch immer. Wie allerdings in stockfinsterer Nacht das Licht der Fackeln einen Regenbogen erzeugen soll, weiß Dante allein, aber darum ging es ihm wohl nicht, er wollte wohl um jeden Preis da alles unterbringen. Warum es sieben sind (sieben goldene Leuchterbäume) ist noch einigermaßen klar, es sind die oben genannten sieben Gemeinden, die den anderen voranleuchten. Schwierig wird es mit dem Regenbogen, Dante referenziert ja nur ein Osterei, das Johannes schon versteckt hat. Bei Johannes haben wir einen Hinweis, wo das Osterei versteckt ist, denn es heißt „und ein Regenbogen war um den Stuhl, gleich anzusehen wie ein Smaragd“. Das ist natürlich ein Problem, denn ein Regenbogen sieht definitiv nicht aus wie ein Smaragd, dieser ist grün, der Regenbogen bunt. Offensichtlich hat aber Dante das Osterei auch nicht gefunden, denn er verheimlicht, dass überhaupt eines da war und belässt es bei einem Regenbogen. Nun haben wir zwar ein Osterei weniger, doch dieses finden wir auch nicht, vielleicht meint Dante schlicht einen Heiligenschein. Denn wenn er aussieht wie Delias Gürtelreifen (Diana ist auf der Insel Delo / Delia geboren, ist die Schwester von Apollo. Dieser steht für die Sonne, erstere für den Mond. Delias Gürtelreifen ist also das Licht rund um den Mond, das ist einfarbig. Wir gehen also davon aus, dass Dante uns ein Osterei des Johannes unterschlägt und schlicht den Heiligenschein meint.

Wie weit indessen diese Banner flogen -
Nicht konnt ich‘ s übersehn; das erste schien
Vom letzten wohl zehn Schritt entfernt zu wogen.

Mit Banner meint er die sieben Fackeln und von der letzten bis zur ersten Fackel sind es 10 Schritte. Das Osterei sind jetzt die zehn Gebote. Wer sie einhält, zweites Osterei, der erhält die sieben Gaben des heiligen Geistes, also jetzt werden aus den sieben Gemeinden, die wie eine Fackel leuchten, die sieben Gaben des heiligen Geistes. Ein ergreifendes Mysterium an Ostereiern: Weisheit, Verstand, Rat, Stärke, Erkenntnis, Frömmigkeit, Gottesfurcht. Vielleicht sind es aber auch, oh heiliges Osterei, die drei theologischen Tugenden Glaube, Hoffnung, Liebe und die vier Kardinaltugenden Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Mäßigung. Sie sehen also, es besteht kein Mangel an Ostereiern, nur Spaß machen sie halt keinen, das ist aber meistens so, was keinen Spaß macht, ist üppig vorhanden und was Spaß macht, nicht. Der Autor hätte übrigens noch ein Osterei. Die sieben Fackeln stehen für die sieben Zwerge hinter den sieben Bergen, die eine Frau verehren, die noch viel schöner ist als Beatrice.

Und unter diesem bunten Baldachin,
Mit Lilien Stirn umkränzt und Scheitelhaar,
Sah ich zwölf Paare würdiger Greise ziehn

Das Osterei ist jetzt von Johannes versteckt worden, haben wir oben zitiert: „Und um den Stuhl waren vierundzwanzig Stühle, und auf den Stühlen saßen vierundzwanzig Älteste, mit weißen Kleidern angetan…“ Mit den zwölf Paaren haben wir gewiefte Ostereier Sucher ja gar kein Problem, 12 Paar sind 24 (Das Ei hat übrigens Zoozmann versteckt, im Original heißt es schlicht ventiquattro seniori). Jetzt haben wir also ein Osterei, in dem ein Osterei versteckt ist, wobei wir finden, dass Dante auf der Zielgeraden mal wieder schwächelt. Ein Osterei, in dem ein Osterei versteckt ist, in dem ein Osterei versteckt ist, das wär die Goldmedaille. Das andere ist nur Silber. Was ist also das Osterei im Osterei, wer sind die 24 Greise? Die 24 Greise könnten für die 24 Bücher des Tanach stehen. Der Tanach setzt sich zusammen aus Tora, Nevi'm und Ketubim (deren Anfangsbuchstaben dann Tanach geben). Die Tora besteht aus dem Pentateuch (den fünf Bücher Moses), den sieben Büchern der Propheten (für jeden Zwerg eines, also Josua, Richter, Samuel, Könige, Jesaja, Jeremia, Ezechiel sowie den die zu einem Buch zusammengefassten kleinen Propheten) und für Schneewittchen die Schriften, also die Psalmen, Hiob, Hohes Lied, Rut etc. Da kommt man dann auf 24 Bücher. Bei der Römisch-Katholischen Kirche gibt es dann ein paar mehr, genau genommen 46. Dass das aber mal 46 werden, konnte Johannes natürlich nicht wissen und Dante sieht über diese Diskrepanz gnädig hinweg.

Dann sangen sie: „Aus Adams Töchterschar
Sei uns gepriesen, o Gebenedeite,
Und deine Schönheit jetzt und immerdar!“

Heißt so wirklich, auch im Original.

Tutti cantavan: «*Benedicta tua*
ne le figlie d'Adamo, e benedette
sieno in etterno le bellezze tue!».

Alle sangen: „Gesegnest seist du
Unter den Töchtern Adams, und gesegnet
Sei deine Schönheit in alle Ewigkeit

Das Osterei ist jetzt Maria, so in the long run, also auf lange Sicht, stammen wir ja alle von Adam ab. Das „Benedicta tua“ stammt aus dem Evangelium des Johannes 1, 28: „Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Gegrüßet seist du, Holdselige! Der HERR ist mit dir, du Gebenedeite unter den Weibern!“ Von Schönheit steht in der Bibel zwar nix, aber Dante sieht, mit Goethe formuliert, eben Beatrice in jedem Weibe.

Wie nun der Blumenteppich, der zur Seite
Des Bachs sich dehnt und farbig ihn begrenzt,
Von den Erwählten langsam sich befreite,

Sah ich – wie Stern um Stern am Himmel glänzt-
Vier Tiere wandeln hinter jenen Scharen,
Mit grünen Reisern jegliches bekränzt

Die vier Viecher stehen auch in der Offenbarung des Johannes, Text siehe oben, Kapitel auf dem Thron:

„Und vor dem Stuhl war ein gläsernes Meer gleich dem Kristall, und mitten am Stuhl und um den Stuhl vier Tiere, voll Augen vorn und hinten. Und das erste Tier war gleich einem Löwen, und das andere Tier war gleich einem Kalbe, das dritte hatte ein Antlitz wie ein Mensch, und das vierte Tier war gleich einem fliegenden Adler. Und ein jegliches der vier Tiere hatte sechs Flügel, und sie waren außenherum und inwendig voll Augen und hatten keine Ruhe Tag und Nacht und sprachen: Heilig, heilig, heilig ist Gott der HERR, der Allmächtige, der da war und der da ist und der da kommt! Und da die Tiere gaben Preis und Ehre und Dank dem, der da auf dem Stuhl saß, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, fielen die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem, der auf dem Stuhl saß, und beteten an den, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, und warfen ihre Kronen vor den Stuhl und sprachen: HERR, du bist würdig, zu nehmen Preis und Ehre und Kraft; denn du hast alle Dinge geschaffen, und durch deinen Willen haben sie das Wesen und sind geschaffen.“

Das ist also wieder das Spiel mit dem Osterei im Osterei, wir können dafür nur die Silbermedaille vergeben, Gold gibt es nur für das Osterei, im Osterei, im Osterei. Die vier Viecher stehen unter Umständen für die vier Evangelisten (Markus, Matthäus, Lukas, Johannes).

Wir vergeben hiermit die Goldmedaille des begnadeten Ostereierlegers an DANTE ALIGHIERI !

Denn das ist es! Es ist das Osterei, im Osterei, im Osterei. Dante hat ein Osterei versteckt, in diesem findet sich ein Hinweis, dass Johannes ein Osterei versteckt hat, und im Osterei des Johannes ein Hinweis auf ein Osterei des Hesekiel. Denn dass die vier Viecher die vier Evangelisten darstellen, ist von Hesekiel inspiriert (Hesekiel, 1, 4): „Und ich sah, und siehe, es kam ein ungestümer Wind von Mitternacht her mit einer großen Wolke voll Feuer, das allenthalben umher glänzte; und mitten in dem Feuer war es lichthell. Und darin war es gestaltet wie vier Tiere, und dieselben waren anzusehen wie Menschen. Und ein jegliches hatte vier Angesichter und vier Flügel. Und ihre Beine standen gerade, und ihre Füße waren gleich wie Rinderfüße und glänzten wie helles glattes Erz. Und sie hatten Menschenhände unter ihren Flügeln an ihren vier Seiten; denn sie hatten alle vier ihre Angesichter und ihre Flügel. Und je einer der Flügel rührte an den andern; und wenn sie gingen, mußten sie nicht herumlenken, sondern wo sie hin gingen, gingen sie stracks vor sich. Ihre Angesichter waren vorn gleich einem Menschen, und zur rechten Seite gleich einem Löwen bei allen vieren, und zur linken Seite gleich einem Ochsen bei allen vieren, und hinten gleich einem Adler bei allen vieren. Und ihre Angesichter und Flügel waren obenher zerteilt, daß je zwei Flügel zusammenschlugen, und mit zwei Flügeln bedeckten sie ihren Leib.“

Dass die Viecher, wie die Evangelisten, Erleuchtung bringen, steht dann unten: „Gleichwie der Regenbogen sieht in den Wolken, wenn es geregnet hat, also glänzte es um und um. Dies war das Ansehen der Herrlichkeit des HERRN. Und da ich's gesehen hatte, fiel ich auf mein Angesicht und hörte einen reden.“

Johannes hat das dann ein bisschen umgebaut. Im Original haben die nur vier Flügel, damit die Botschaft aber schneller unters Volk kommt, hat er noch zwei Flügel drangeklebt. Im Original sind Mensch, Löwe, Adler, Ochse ein Vieh, das hat er verteilt auf vier Viecher. Aus dem Ochsen hat er ein Kalb gemacht. Die Viecher stehen wohl für Eigenschaften Gottes. Löwe stark, Adler weitsichtig, Kalb sanftmütig. Beim Menschen weiß man nicht, welches Attribut man da nennen soll.

Und ausgeschmückt mit dreien Flügelpaaren,
Mit Augen jede Schwinge dichtbesetzt,
So sprühend wie sie wohl bei Argus waren.

Sie zu beschreiben, das erlass mir jetzt,
O Leser; wollt ich hier nicht sparsam schalten,
Für‘ s Höchste fehlte mir die Kraft zuletzt.

Dass jede Schwinge Augen hatte, ist dann wieder Dante, also wenn jetzt noch jemand die Ostereierlogik steigert, dann sind die Viecher mit GPS und Navigationssystem ausgestattet und sehen alles. Dass sie vorne und hinten Augen haben, also in die Vergangenheit und in die Zukunft sehen können, reicht ja nicht. Erst mit GPS und Navigationssystem entspricht die Ausstattung dem Stand der Technik.

Lies den Hesekiel, der sie vom kalten
Gefilde kommen sah im Traumgesicht
Als Wolken, Wirbelwind und Gluten wallten.

hm. Das ist natürlich nicht gut. Wenn er jetzt direkt Hesekiel nennt, ist es nur noch ein Osterei, in dem ein Osterei versteckt wird. Aus der Goldmedaille wird wieder eine Silbermedaille. Da hat er schon die absolute Topform, der Dante, und dann sowas. Allerdings ist die Sache raffinierter. Dante vergleicht jetzt zwei Ostereier miteinander, neu, das ist neu.

So sah ich sie; doch höre den Bericht
Bei ihm nur von zwei Flügelpaaren klingen,
Wo doch Johannes auch von dreien spricht.

Wir haben also einen völlig neuen Typ von Osterei. Dante fragt uns, warum die Viecher bei Hesekiel zwei Flügelpaare haben und bei Johannes drei, gibt aber auf diese entscheidende Frage gar keine Antwort. Fordert er uns auf, selber ein Osterei zu verstecken, diesen Vers einzufügen?

Doch der Weise nie schwankt,
Auf seinem Pfade zur Erkenntnis
erkennt den Rang, des weiteren Flügelpaar

Wie die Muse ward beflügelt
Von einer Kraft die verborgen jedoch unerlässlich
So wuchs dem Tier ein weiteres Flügelpaar

Und? Wo kommt jetzt das weitere Flügelpaar her? Na da ist die Phantasie, logo, steht doch bei Goethe (neues Osterei!).

Den du nicht verlässest Genius
Wirst ihn heben übern Schlammfad
Mit den Feuerflügeln.

Ich glaube, Dante findet das ok, wenn wir die zwei Terzinen da einbauen, ist ja ganz offensichtlich, dass sie fehlen.

Ich sah sie einen Siegeswagen bringen,
Der auf zwei Rädern fuhr, von einem Greifen
Gezogen, der indes mit seinen Schwingen

Nicht unterbrach die Siebenzahl der Streifen,
Dass drei ich sah an jeder Seite stehen,
Den mittelsten vom Haupt an aufwärts schweifen

Das Original geht ein bisschen anders, aber das gibt sich nicht viel.

Lo spazio dentro a lor quattro contenne
Un carro, in su due rote, triunfale,
ch'al collo d'un grifon tirato venne.

Esso tendeva in sù l'una e l'altra ale
tra la mezzana e le tre e tre liste,
sì ch'a nulla, fendendo, facea male.

Im Raum begrenzt von diesen Tieren
erkannt ich einen Wagen, Triumph verkündend, auf zwei Rädern
Der ward gezogen am Hals von einem Greif

Dieser ließ auf jeder seiner Schwingen
Zwischen den jeweils drei Armen die Mitte
so dass er nichts zerstörte, als er Schwang die Schwingen

Die erste Terzine ist klar, die zweite völlig unklar. Inmitten der vier Viecher war der Triumphwagen, Symbol der Kirche. Dieser fährt auf zwei Rädern, dem neuen und dem alten Testament und wird gezogen von einem Greif, einem Grifone. Der sieht in etwa so aus.


Also so in etwa wie die Monstergestalten aus dem Herr der Ringe. Dieses Untier steht für Jesus Christus, ob sich da jetzt jemand einen Scherz erlaubt hat oder nicht, ist egal. Er soll aber froh sein, dass er Mohammad nicht so dargestellt hat, denn dann hätte es Zunder gegeben. Der Kopf steht irgendwie für die göttliche Seite, der Löwenkörper für das weltliche (???). Es war nicht zu ermitteln, wie es zu dieser Darstellung kam.

Bei der zweiten Terzine müssen wir passen. Gemeint ist höchstwahrscheinlich, dass die Lichter der Leuchten über die Flügel hinwegstrahlen, so dass er aussieht wie ein Kandelaber.


Der Hals von dem Vieh wird dann irgendwie angestrahlt und bildet dann den Zentralarm.

Die Flügel sah ich hoch zum Himmel gehen,
Aus eitelm Golde war der Vogelrumpf,
Rot war und weiß das andere anzusehen.

Dass die Flügel nach oben gehen, können wir noch nachvollziehen, wäre ja auch überraschend, wenn der Greif, der Jesus darstellt, in die Hölle segelt. Dass der Vogelkörper aus Gold ist, na ja. Der weltliche Löwenkörper ist rot und weiß, rot wie Blut, weiß wie die Haut, gab halt noch keine Solarien.

Für Scipios nicht, noch Augusts Triumph
Hat Rom gestiftet einen schönern Wagen,
Apolls war selbst an Glanz dagegen stumpf,

Der Sonnenwagen, den der Blitz zerschlagen,
Als Zeus, weil fromm die arme Erde bat,
Geheimnisvoll gerecht war ihren Klagen

Das ist jetzt eine besondere Form von Osterei. Bei diesem Typ, der übrigens in der Divina Commedia dominiert, wissen wir eigentlich schon, um welches Ei es sich handelt, der Name wird ja genannt, aber so richtig genau wissen wir dann eben doch nichts. Augustus und Scipio waren edle Recken, die sich ständig mit irgendjemandem geprügelt haben, das heißt, die sind wohl x-mal mit einem Triumphwagen durch Rom gekurvt und des Weiteren wissen wir gar nicht, wo der Triumphwagen genau beschrieben wird. Triumphwagen gibt es ohne Ende, einer davon steht ja bekanntlich auf dem Brandenburger Tor, die berühmte Quadriga. Meistens ging das aber in die Hose mit dem Triumph, die ganze Prügelei brachte langfristig gar nichts. Probleme wurden eigentlich immer nur ganz unspektakulär durch technischen Fortschritt und Hirn einschalten gelöst. In der bildenden Kunst gibt es Triumphwagen als Darstellung der Kirche ohne Ende, zum Beispiel auch bei Rubens.

Peter Paul Rubens, Triumph der Kirche über den Götzendienst.

In dieser Tradition steht dann auch Dante. Immerhin haben wir aber in den letzten 600 Jahren nach Dante einen gewissen Erkenntnisfortschritt, die Hüterin des einzig wahren Glaubens hat sich die Hörner abgestoßen, als Triumphwagen mit imperialem Anspruch stellt sie niemand mehr dar. Wie triumphal der Triumphwagen des Augustus war, wissen wir nicht, kann sein, dass Dante Münzen gesehen hat, die Kaiser Augustus auf einem Triumphwagen darstellen. Der Apoll wiederum zieht nicht auf einem Triumphwagen durch die Gegend, sondern auf einem Sonnenwagen, so zum Beispiel hier.

Normalerweise ist es aber nicht Apoll, der den Sonnenwagen steuert, sondern Helios. Die Griechen hatten hierfür noch zwei Götter, einer, der auf der Lyra klimpert, ist Apollo und der andere, der den Sonnenwagen übers Firmament zieht. Etwa im fünften nachchristlichen Jahrhundert werden sie zu einem Gott verschmolzen.

Der Sonnenwagen, den der Blitz zerschlagen,
Als Zeus, weil fromm die arme Erde bat,
Geheimnisvoll gerecht war ihren Klagen.

Angespielt wird auf die Geschichte mit Phaeton, die hatten wir schon. Nochmal kurz das italienische Original.

quel del Sol che, sviando, fu combusto
Per l‘ orazion de la Terra devota,
quando fu Giove arcanamente giusto.


Jenen der Sonne, da taumelnd, ward zerstört
weil die Erde in frommer Bitte dies erflehte
und die die Gerechtigkeit des Zeus, die Bitte auch gewährte

Phaeton ist der Sohn der Eos, einer Schwester von Helios, nach anderen Darstellungen der Sohn des Helios selbst. Nach Ovid erbittet er sich von seinem Onkel / Vater Helios den Sonnenwagen und lässt sich von dieser Idee auch nicht abbringen. Bei seiner Fahrt durch den Himmel verliert er allerdings die Kontrolle über das Gefährt. Die Sonne nähert sich damit bedenklich der Erde, die anfängt, auszudorren. Zeus zertrümmert auf eine Bitte der Erde hin, den Sonnenwagen.

Drei Jungfraun schlangen vor dem rechten Rad
Den Reigentanz; so hochrot glänzte eine,
Dass man sie kaum erkannt im Feuerbad.

Der zweite Körper glänzte licht im Scheine
Grüner Smaragden – und es schien die dritte
zu übertreffen frischen Schneefalls Reine.

Bald tanzte Rot, bald Weiß nach Führersitte,
Voran, und Rot schritt singend durch die Auen
Jetzt in gemessnem, jetzt in schnellem Schritte.

Also die Frauen stehen jetzt für die drei theologischen Tugenden Liebe (rot), Hoffnung (smaragdfarben) und Glauben (weiß). Die theologischen Kardinaltugenden Glaube, Liebe, Hoffnung finden wir vor allem im Korintherbrief des Paulus 13, 13: „Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“ Darüber hat dann natürlich Thomas von Aquin einen langen Kommentar geschrieben, was da drin steht, wissen wir nicht, sicher ist aber, dass wir diese Meinung nicht teilen, denn glauben ist eine Untugend, wer glaubt, ist zu faul zum Denken. Dass in dem Reigen einmal die Liebe, einmal der Glaube und einmal die Hoffnung die Führung übernimmt, soll deutlich machen, dass Dante Thomas von Aquin gelesen hat, der klärt, welche der drei Tugenden die wichtigste ist.

In Purpurkleidern schritten links vier Frauen,
Die tanzten folgsam wie die eine sang,
Die dreigeaugt als Führerin zu schauen.

Diese vier Frauen sind jetzt die Kardinaltugen Gerechtigkeit, Weisheit, Stärke und Mäßigung, sie sind gekleidet in der Farbe der Liebe. Die Weisheit hat drei Augen, je eines für die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Das ist eine mögliche Darstellung der Prudentia. Eine andere finden wir an einem Portal des Baptisterium San Giovanni gegenüber dem Dom Santa Maria del Fiore.

Hier schaut ein junges weibliches Gesicht die Erde, vor allem die Schlange an, das andere, ältere, männliche, schaut gen Himmel. Womit die Grundproblematik der Weisheit schon ausgedrückt ist. Das scheint eine Angelegenheit für ältere Herren zu sein.

Auf das, was sich so farbenbunt verschlang,
Folgten verschiedner Tracht zwei ernste Greise,
Bewusst von Haltung, würdevoll im Gang.

Mit farbenbunt verschlang (il pertratto nodo = beschrieben als zum Knoten verschlungen) sind die vier Frauen, also die Tugenden gemeint. Die zwei, die folgten, als ob sie einen Krückstock verschluckt hätten, sind die zwei Evangelisten Lukas und Paulus. Wir haben wieder das Osterei Prinzip in Vollendung.

Der eine stammte wohl vom Schülerkreise
Des Hippokrat, den die Natur belehrte,
Wie er die Menschheit zur Gesundheit weise.

Aufs Gegenteil bedacht schien mit dem Schwerte
Der zweite – Funken schoss der Stahl im Lichte,
Dass ich am andern Strand erschreckt mich kehrte.

Hippokrates ist jener Arzt, der um etwa 460 vor Christus geboren wurde und als Begründer der wissenschaftlichen Medizin gilt. Gemeint sind die zwei Apostel Lukas und Paulus. Die Andeutung, dass es sich um einen Jünger des Hippokrates handelt, also um einen Arzt, verweist auf den Brief des Paulus an die Kolosser (Kolosser 4, 14): Es grüßt euch Lukas, der Arzt, der Geliebte, und Demas. Lukas ist ein Begleiter des Paulus. Von einer Identität zwischen dem Begleiter des Lukas (der Arzt war) und dem Evangelisten Lukas wird heute nicht mehr ausgegangen. Der mit dem Schwerte ist der zum Paulus gewandelte Saulus. Dieser verfolgte ja die Christen, bis ihm in Damaskus Jesus erschien (Saulus, warum verfolgst du mich) und er bekehrt wurde. Der eine heilt also, der andere macht, bzw. machte, das genaue Gegenteil.

Vier weitre folgten, Demutvolle, Schlichte,
Als letzter kam ein einzler Greis gegangen,
Schlafwandelnd, doch mit sinnigem Gesichte.

Man könnte versucht sein, an die vier Evangelisten zu denken (Matthäus, Lukas, Johannes, Markus), aber die hat er ja oben schon verbacken, das waren die vier Viecher, die Johannes von Hesekiel inspiriert beschreibt, also, das Osterei im Osterei. Um die kann es sich also nicht mehr handeln. Gesucht wird also ein frommes Quartett, dem ein sinnig Dreinschauender hinterherläuft. Gemeint sind die katholischen Briefe des Neuen Testaments. Also der eine Jakobusbrief, die zwei Petrusbriefe, die drei Johannesbriefe
und der Brief des Judas Thaddäus. Katholische Briefe heißen sie, weil sie sich, im Gegensatz zu den Briefen des Paulus, die an bestimmte Gemeinden gerichtet waren und folglich auch so heißen (Brief an die Korinther, Galater, Epheser etc.) an alle richten, katholisch für griechisch allgemein, die ganze Kirche betreffend). Der Nachfolgende mit sinnigem Gesichte ist Johannes, der Verfasser der Offenbarung des Johannes. Weil der ganz von seinen Visionen geleitet wird, ist er wohl etwas geistesabwesend.

Im selben Weiß sah ich die sieben prangen
Wie jene vier vierundzwanzig Abgesandte,
Nur dass nicht Lilien ihre Stirn umschlangen

Das ist jetzt kompliziert. Zoozmann hat jetzt in höchst eigenwilliger Entscheidung noch selbst ein Osterei gelegt. Zwar stimmen wir zu, dass die Qualität eines dichterischen Werkes sich letztlich nach der Anzahl der dort versteckten Ostereier bemisst, aber er hätte seine eigenen Ostereier wenigstens kenntlich machen können, schon allein deshalb, weil ihm nur dann der Ruhm des zusätzlichen Ostereis zukommt. Von den vierundzwanzig Abgesandten steht im Original nix.

E questi sette col primaio stuolo
erano abituati, ma di gigli
dintorno al capo non facean brolo,

Und diese sieben waren vertraut
Dem Gefolge der zuerst genannten, aber von Lilien
Die das Haupt umranken machten sie keine Brauch

Wir haben also ein echtes Osterei Problem, genauer genommen das Problem der Entmystifizierung des Ostereis, denn Dante gibt keinen Hinweis, um welches Osterei es sich handelt, spricht nur von stuolo, Gefolge. Zoozmann hat hierfür ein Osterei eingesetzt, nämlich die 24 Abgesandten, damit sozusagen das Osterei demystifiziert. Es wird weiterer philologischer Forschungen bedürfen, um die Frage zu beantworten, ob es dem Übersetzer erlaubt ist, ein Osterei durch ein demystifiziertes Osterei zu ersetzen.

Dante referenziert also ein eigenes Osterei, diese Terzine.

Und unter diesem bunten Baldachin,
Mit Lilien Stirn umkränzt und Scheitelhaar,
Sah ich zwölf Paar würdger Greise ziehn

Also die 24 Greise, die die 24 Bücher des Tanach symbolisieren, was sich dann weitgehend mit dem alten Testament deckt, siehe oben, sind gleich angezogen wie diese Sieben, die ja für die katholischen Briefe stehen. Sie waren also alle weiß gekleidet, jedoch hatten erstere von Lilien umkränzt ihr Scheitelhaar und letztere nicht. Die Lilie ist, für den Fall, dass es jemand nicht weiß, dieses Gewächs.

Ganz offensichtlich hat dieses Gewächs nun eine tiefere Bedeutung. Sie ist das Symbol der Reinheit. Warum konkret, weiß kein Mensch. Gut möglich, dass der Autor nicht besonders romantisch ist, aber er findet die Lilie ist in etwa so rein wie Salatkopf. Bei Wikipedia lesen wir zur Lilie folgendes.

„In den europäischen und mediterranen Kulturen stand aufgrund ihrer strahlend weißen Farbe insbesondere die Madonnenlilie im Zentrum symbolischer Verwendung. Die weiße Lilie ist seit der Antike ein Symbol der Reinheit und der Schönheit, aber auch Symbol des Todes.
Im alten Griechenland war sie die Blume der Hera, die Legende besagt, sie sei aus verschütteten Milchtropfen aus ihren Brüsten entstanden, als Herkules von diesen trank. Über die Reinheit der Blüte soll sich wiederum Aphrodite so sehr geärgert haben, dass sie ihr zusätzlich einen Eselsphallus als Stempel einpflanzte.

In der Bibel finden Lilien mehrfach Erwähnung, so zum Beispiel in Lk 12,24 oder Mt 6,28.
Susanna (von hebräisch „Shushan“ = „die Lilie“) wurde schon vor Maria mit dem Symbol der Lilie dargestellt. Das Zeichen wurde dann im Marienkult übernommen und erhielt so als „Madonnen-Lilie“ und Symbol der Reinheit seine heutige Bedeutung in der christlichen Formensprache.
In der Heraldik wurde sie selten in stilisierter Form verwendet, die berühmte Bourbonenlilie jedoch, die „Fleur-de-Lis,“ bildet eine Iris (Schwertlilie) nach.“

aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Lilien#Beschreibung
Die Sieben auf jeden Fall haben keine Lilien umränkte Stirn.

Statt deren man hier Rosenflor verwandte
Und Purpurblumen: aus der Ferne schwur
Man leicht, dass jede Stirn in Feuer brannte.

Die Rosen sind das Symbol der Liebe, und weil von Liebe im Neuen Testament viel die Rede ist, ist das der geeignete Kopfschmuck. Der Autor würde da natürlich etwas anders dichten, irgendwie so.

Die alten Ohren jener vierundzwanzig waren frei
und nur des Mundes Perlenkette trug zum Schmuck ein Loch
durch das nicht Gottes Wort, doch Hafergrütze floss

Die Ohren jener Sieben aber
mit Tannenzapfen reich verziert
nach dieser Hafergrütze schmachteten, in Gier

So allmählich wird es aber Zeit, dass Beatrice auftaucht. Der Wagen hält jetzt in der Nähe Dantes.

Als gegenüber mir der Wagen fuhr,
Erscholl ein Donnerkrach, bei dessen Schalle
Der Festzug innehielt in seiner Spur;

Und um die vordern Banner standen alle!